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Вольфганг Акунов
VORTRAG VON WOLFGANG AKUNOW IM HAUS DER HAMBURGER BURSCHENSCHAFT "GERMANIA" AM 7. MAI 2015

IST DAS HEUTIGE RUSSLAND EIN FEIND DER WESTLICHEN DEMOKRATIE?

Ist das heutige Russland ein Feind der westlichen Demokratie?

Um diese Frage richtig beantworten zu koennen, muessen wir folgende keinem Zweifel unterliegende Tatsache beruecksichtigen. Nach 1993 dachten und handelten die herrschenden russischen politischen Eliten eindeutig prowestlich, dito transatlantisch, also eindeutig proamerikanisch. Spaetestens 2013 hat jedoch im Denken dieser Eliten, die bislang bereitwillig im Fahrwasser der US-amerikanischen Politik zu folgen bereit waren, die es die politischen Eliten der EU-Staaten schon vorher taten, ein Umdenken begonnen. Dies war wohl eine direkte Folge deren immer staerkerer Zweifel an der Notwendigkeit auch weiterhin eine zweitrangige weltpolitische Rolle zu spielen, Gipfeltreffen der Grossen Acht als Statisten beizuwohnen, eine gute Miene bei schlechten Spiel zu machen, sich staendig aus einer Abwehrstellung in eine andere verdraengt zu sehen, sowie deren allmaehlich herangereiften Entschlusses, aus der Defensive in die Offensive ueberzugehen. Gleichzeitig konnten die Kreml-Analytiker, die Verlauf und Ergebnisse der Parlamentswahlen in den EU-Mitgliedstaaten aufmerksam verfolgten, nicht umhin, die Wahlerfolge der rechtskonservativen Parteien in den europaeischen Staaten, vor allen Dingen in Ungarn und Frankreich, aber nicht nur dort allein, zu beachten und daraus den Schluss zu ziehen, dass die Voelker dieser Staaten des geeinten demokratischen Europas in Wirklichkeit in ihren politischen Ansichten, Praeferenzen und Anschauungen alles andere als einheitlich sind, und dass sie den Generalkurs der in ihrem Namen auftretenden politischen Eliten ihrer Laender gar nicht hundertprozentig vertreten. Infolgedessen wurde in Moskau offensichtlich beschlossen, den bisherigen US-EU-Fahrwasserkurs zu verlassen. Russland ist in eine weltanschauliche Offensive uebergegangen. So hat der Staatspraesident der Russischen Foederation Vladimir Putin im September 2013 im Rahmen seines Statements vor den Teilnehmern des internationalen Diskussionsklubs "Waldai" die euroatlantischen Staaten dafuer kritisiert, dass sie, nach seiner Auffassung, bestrebt seien, in vielerlei Hinsicht auf ihre eigenen Wurzeln, auf die christlichen Werte, auf das Fundament der westlichen Zivilisation zu verzichten; dass sie die ethischen Grundwerte sowie jede traditionelle nationale, kulturelle, religioese ja sogar geschlechtliche Identitaet nach seiner Meinung negieren wuerden. Er verwies auch darauf, dass die Politiker in den euro-atlantischen Laendern kinderreiche Familien gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gleichsetzen wuerden. Dass diese Politiker so weit gehen wuerden, ueber die Registrierung von Parteien mit paedophilen Programmen zu diskutieren. Dass Menschen in vielen euroatlantischen Laendern sich schaemen und fuerchten wuerden, sich zu ihrem Glauben offen zu bekennen. Dass man in diesen Laendern traditionelle Feste abschaffen beziehungsweise so umbenennen wuerde, dass dabei deren Sinn und Zweck sowie der Anlass, aus dem diese Feste einst eingefuehrt wurden, sowie deren spirituelle und moralische Wurzeln verschwinden wuerden. Dass Versuche gemacht wuerden,  dieses Modell auf aggressive Art und Weise allen anderen, der ganzen Welt aufzuzwingen. Nach seiner Meinung wuerde dieser Weg direkt zur Entartung und Primitivitaet, zu einer tiefen demografischen und moralischen Krise fuehren.

Somit hat das heutige Russland dem euroatlantischen Westen gleichsam zum ersten Mal  den ideologischen Fehdehandschuh geworfen. Danach wurden von RF-Staatspraesident Putin auch in seiner Neujahrsansprache im Dezember 2013 und schliesslich auch im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise 2014 aehnliche Thesen verlautbart. Nunmehr konnten keine Zweifel mehr ueber Russlands Entscheidung bestehen, sich wieder in seine traditionelle, durch die historisch gesehen relativ kurze Sowjetperiode  unterbrochene Rolle eines der konservativsten Laender Europas zurueckzuversetzen. Denn diese Rolle scheint durchaus zur russischen Mentalitaet viel besser zu passen als die Rolle des viel mehr global als national denkenden und handelnden kommunistischen Welt- und Voelker-Befreiers und Beglueckers. Von ihrem Naturell her sind die Russen gar keine Revolutionaere, von dem Zeitabschnitt des "roten Globalismus" zwischen 1917 und ungefaehr 1939 abgesehen. Angefangen von der in der zweiten Haelfte des XV. Jahrhunderts formulierten Idee, Moskau sei das "Dritte Rom" und der "Heiligen Allianz" Russlands mit Preussen und Oesterreich nach 1815 – immer war Russland ein entschiedener Verfechter der Ideen von Glauben, Recht und Ordnung, Konservatismus und Stabilitaet sowie ein ebenso entschiedener Gegner von allen Formen von Aufruhr, Rebellion, Liberalismus und Wandel.

Das Russische Zivilisations-Modell als Gegenstueck zum liberalen, universalistischen, westlichen Zivilisationsmodell ist also durchaus traditionell. Bereits zu Beginn des XIX. Jahrhunderts wurden philosophische Ideen ueber eine eigenstaendige "Russische Zivilisation" formuliert, um zwischen Russland und den Aufklaerungsbewegungen Westeuropas eine klare Grenze zu ziehen. Der Begriff der "Russischen Zivilisation" wurde zur Waffe der anstiwestlichen "Slawophilen" in deren ideologischer Auseinandersetzung mit der ebenfalls russischen Partei der "Westler", Anhaenger des westlichen Entwicklungswegs. Der Begriff der "Russischen Zivilisation", der durch Aksakov, Kirejewski, Dostojewski, Tolstoi, Berdjajev, Solshenizyn und andere Schriftsteller und Denker propagiert wurde, ist im Laufe von fast zwei Jahrhunderten nicht nur in Koepfe und Herzen, sondern auch ins Fleisch und Blut vieler Russen eingegangen. Es war nicht der Amerikaner Samuel Huntigton, sondern der Russe Nikolai Danilewski, der als Erster ueber den "Kampf der Kulturen" in seinem bekannten Werk "Russland und Europa" 1869  geschrieben hat.

Der Begriff "Russische Zivilisation" wird immer wieder zu Zeitpunkten besonders volkstuemlich, da die russische Seelle im Zusammenhang mit sowohl innerpolitrischen als auch ausserpolitischen Krisen sich auf die Suche seiner selbst begibt. Darueber wurden zahlreiche Buecher verfasst. So wendet sich das russische geistige Leben und die russische Politik auch heute, nach einer langen Phase des intensiven Kopierens des Westens und intensiver Entlehnungen aus dem Westen (was in den westlichen euroatlantischen Staaten haeufig als die "Modernisierung Russlands" missverstanden wurde) erneut der Suche nach den eigenen Wurzeln zu.

Was ist also fuer die "Russische Zivilisation" oder, um den aktuellen Begriff zu gebrauchen, die "Russische Welt" in der politischen Realitaet kennzeichnend?

Erstens, der hohe Stellenwert der autoritaeren Vertikale (sowohl der politischen Machtvertikale als auch der Produktions-Betriebsvertikale) mit gleichzeitiger Betonung des Handelns in Uebereinstimmung mit der Meinung und Stimmung der Mehrheit, des Kollektivs, des fuer Russland traditionellen "Bienenschwarmprinzips", welches die Slawophilen seinerzeit so sehr entzueckte, als Gegengewicht zu der Betonung der rechte und der Rolle des einzelnen Individuums, die im Westen so weit verbreitet ist, dass man sie sogar als eingefleischt bezeichnen koennte. Das ewige Dilemma: Gemeinnutz oder Eigennutz, was ist primaer und vorrangig? Nach den Vorstellungen der Verfechter dieses russischen Demokratie-Modells ist dessen demokratischer Gehalt dem demokratischen Gehalt des westlichen Alternativ-Modells ueberlegen. Diese Idee koennte wie folgt formuliert werden: Mehrheitsdemokratie gegen Minderheitendemokratie. Deshalb werden auf politischer Ebene solche Vorhaben maximal unterstuetzt, die, nach dem Dafuerhalten ihrer Verfasser, den Ansichten und Anschauungen der Mehrheit entsprechen. Waehrend das in den westlichen Demokratien so stark ausgepraegte Streben, Garantien der individuellen Selbstentfaltung des Einzelnen gegen eventuelle Angriffe seitens Mehrheits-Interessenvertreter zu beschuetzen, in Russland eine eher zweitrangige Rolle spielt. Minderheiten geniessen zwar Schutz im Sicherungsrahmen ihrer Existenzberechtigung, jedoch keine so beachtliche oeffentliche Unterstuetzung zur Selbstentfaltung. Generell wird der Hauptnachdruck auf Einheit und Geschlossenheit gelegt, waehrend Vielfalt, Pluralismus eher als Ausdruck von Schwaeche und vielleicht sogar als Gefahrenquelle betrachtet werden. Das Aufheben, das im Westen um die Rechte sexueller Minderheiten gemacht wird, betrachten die meisten Russen als Ausdruck purer Entartung. In Russland ist alles viel einfacher. Sexuelle Minderheiten existieren auch in Russland und duerfen alles tun, was ihnen beliebt, solange sie dadurch niemanden stoeren.

Diese pragmatische Sichtweise des Welt- und Lebenshandels und –wandels ist fuer die meisten Vertreter der an sich groesstenteils apolitischen und ideologiefremden russischen Gesellschaft typisch.

Im heutigen Russland bestehen ganz offensichtlich Beruehrungspunkte mit den Neuen Rechtender westlichen Laender. Dessen ist man sich sowohl in Russland als auch im Westen durchaus bewusst. Dabei versuchen beide Seiten diese Beruehrungspunkte in eigenem Interesse zu nutzen. Es war daher kein Zufall, dass die Vorsitzende der franzoesischen Front National Marin Le Pen seit 2013 aktive politische Gespraeche im Rahmen ihrer Russlandbesuche gefuehrt hat. Russische Gaeste waren bei interregionalen Treffen europaeischer Rechter praesent, so zum Beispiel 2013 beim Kongress der italienischen Lega Nord in Turin. Russische Nationalisten wie zum Beispiel der RF-Staatsduma (Parlaments)-Abgeordnete Sergej Baburin  erklaerten offen, europaeische Rechtspopulisten wuerden russischen politischen Zielen als Fuenfte Kolonne dienen.  Im Interview, das von Sergej Baburin  am 17. Mai 2014 dem Internet-Portal "Svobodhaja Pressa" gewaehrt wurde, nannte er auch den Ziel und Zweck dieser Zusammenarbeit: Unterstuetzung der Anhaenger eines "Europas der Voelker" (im Unterschied zum "Europa der Regionen") mit gleichzeitiger Staerkung von Kraeften, die die NATO-Erweiterung auf dem Europaeischen Kontinent verhindern wollen. Letztendlich bestuende das Ziel, so Baburin, in der Nichtzulassung einer Kolonisierung der ganzen Welt im Namen eines Nationen und Kulturen zerstoerenden Prinzips. Baburin zufolge wuerden die europaeischen Rechten versuchen, "ihr Haus vor dem US-Diktat zu schuetzen".

Spaetestens zum Zeitpunkt, da das Wort "Fuenfte Kolonne" fiel, begannen viele Westeuropaeer, misstrauisch in Richtung Russland zu schauen. Und zwar, nicht nur liberale Transatlantiker, die schon immer Russland gegenueber kritisch gestimmt und gesonnen waren. Man begann, ueber das Streben von Putins Russland nach "Restauration" zu reden. Um was fuer eine "Restauration" soll es sich aber dabei handeln? Um die Restauration der kommunistischen Sowjetdiktatur, Restauration der UdSSR im Stil Lenins oder Stalins? Oder um die Restauration des zaristischen Russlands, nicht nur von den westlichen Liberalen, sondern auch von den sowjetischen Bolschewisten als "Voelkergefaengnis" bezeichnet (inwieweit der Vorwurf stimmte, bleibt dahingestellt)?

In Wirklichkeit stehen dahinter keine Plaene der Restauration des frueheren sowjetkommunistischen Systems (ungeachtet der Nutzung mancher aus alten Sowjetzeiten uebernommener Symbole, neben russisch-nationalen zaristischen Symbolen). Als RF-Staatspraesident Wladimir Putin, gemeinsam mit rechtsintellektuellen "Eurasianisten", dem Zerfall der UdSSR nachtrauerte und diesen sogar als "die groesste geopolitische Katastrophe des XX. Jahrhunderts" bezeichnete, trauerte er nicht dem Strukturzerfall der zentralen Planwirtschaft sondern dem Zerfall der russischen Zivilisation nach, der Russland verletzbar gemacht hat. Heute ist Russlands Westflanke schwach und offen. So schwach und offen war sie seit dem XVI. Jahrhundert nicht mehr. Die 2014 ausgebrochene Ukraine-Krise hat ganz klar vor Augen gefuehrt, dass die Perspektive des NATO-Beitritts der Ukraine (und vielleicht irgendwann auch Weissrusslands) im Kollektivgedaechtnis vieler Russen  Erinnerungen an die schwere Vergangenheit wachruft, zum Beispiel, an polnisch-litauische Truppen (die uebrigens mindestens zur Haelfte aus direkten Vorfahren der heutigen Ukrainer oder Weissrussen bestanden) vor und in den russischen Staedten Smolensk, Kaluga und Moskau, der Einmarsch von Napoleons Grosser Armee, von weiteren westlichen Invasionen ganz zu schweigen. Die Russen haben ein gutes Gedaechtnis, viele von ihnen sind mental in einer so fernen Vergangenheit zu Hause, dass es den meisten in postmodernistischen Zivilisationsverhaeltnissen lebenden Westeuropaeern seltsam und sogar unvorstellbar erscheinen wuerde. Und dennoch haben viele Russen selbst in unserem High-Tech- und Internet-Zeitalter kriegerische Auseinandersetzungen ihrer fernen Vorfahren mit Deutschordensrittern, Schweden und dem polnisch-litauischen Staat so gut in Erinnerung, als waeren diese erst vor kurzem passiert. Dies erklaert das traditionelle Misstrauen dem Westen gegenueber, welches bei vielen fast genetisch geworden ist. Wie sehr westliche Politiker auch behaupten moegen, dass von den NATO-Streitkraeften keinerlei Gefahr fuer Russland ausgehen wuerde.

Kehren wir aber wieder zur Fragen der weltanschaulichen Auseinandersetzung zurueck. Haeufig wird westlicherseits folgende Frage gestellt: Wenn die russische Gesellschaft wirklich aus ueberzeugten Verfechtern traditioneller konservativer und religioeser Werte besteht, wodurch laesst sich dann die hohe Anzahl der Abtreibungen in Russland erklaeren? Dieser Vorwurf erscheint nicht unbegruendet. Ungeachtet des Rueckgangs der Pro-Kopf-Abtreibungsquote bleibt Russland immer noch  Weltrekordler was die Abtreibungs-Gesamtzahl anbetrifft. Diese traurige Tatsache ist eine Folge der den Russen jahrzehntelang durch das kommunistische Sowjetregime eingetrichterten materialistischen Ideologie. 1920 hat Sowjetrussland als Vorgaengerstaat der kuenftigen Sowjetunion als erstes Land der Welt Abtreibungen legalisiert- Uebrigens wurde das, was in Russland als "nicht traditionelle sexuelle Orientierung" bezeichnet wird, von den sowjetischen Bolschewisten schon vorher legalisiert. Beides wurde jedoch spaeter als kriminelle Straftat verboten und erst nach 1991 wieder offiziell erlaubt. Nichtdestotrotz wird das Thema Abtreibungen im heutigen Russland lebhaft oeffentlich diskutiert und debattiert. Ein beachtlicher Teil der heutigen russischen Gesellschaft verurteilt Kinderabtreibungen.

Ein anderes haeufig angefuehrtes Argument gruendet auf Vorstellungen aus den 90er Jahren des XX.  Jahrhunderts, wonach Russlands Bevoelkerung aussterben wuerde. Und in der Tat, hat die Sterblichkeitsrate in Russland im Verlauf von 22 Jahren, zwischen 1991 und 2012, die Geburtenrate ueberboten. Diese Entwicklung, die 1999 ihren Hoehepunkt erreicht hatte, hat sich jedoch verlangsamt, wurde gestoppt und ist dann ruecklaeufig geworden. CIA-Angaben zufolge lag die Geburtenrate in Russland 2014 etwas unterhalb des entsprechenden Kennwertes der fuenf skandinavischen Laender jedoch oberhalb der Geburtenrate aller anderen Staaten Europas, ausser Liechetnstein, Luxemburg und Belgien. Wenn man die Auswanderung aus Russland sowie die Einwanderung nach Russland mit beruecksichtigt, kann man behaupten, dass etwa seit 2012 in Russland real wieder ein Bevoelkerungszuwachs zu verzeichnen ist.

Wenn aber die heutigen Russen keine heimlichen, in Nationalkleidung getarnten Bolschewisten sind, warum loben sie denn den bolschewistischen Fuehrer Stalin so sehr? Derartige Lobeshymnen auf den grossen Stalin hat selbst die kommunistische Sowjetunion seit Nikita Chruschtschows Zeiten nicht mehr gekannt. Warum beschaeftigt sich die heutige russische Gesellschaft nicht ebenso beflissen und kritisch mit ihrer Vergangenheitsbewaeltigung, wie dies zum Beispiel die deutsche Gesellschaft im Verlauf aller Nachkriegsjahrzehnte tut?

Auf diese Frage koennte man drei verschiedene Antworten geben.

Antwort Eins: Weil die Russen eben keine Deutschen, sondern halt Russen sind.

Antwort Zwei: Weil Russland (obgleich offiziell bis 1991 "Sowjetunion" genannt, wobei es im Ausland auch damals meistenfalls als "Russland" bezeichnet wurde) den Weltkrieg nicht verloren, sondern gewonnen hat, und zwar, mit keinem anderen als Stalin an der Spitze.

Antwort Drei: Weil die siebzigjaehrige kommmunistische Herrschaft ein durchaus vielfaeltiges und widerspruechliches Erbe hinterlassen hat. Zu den Ergebnissen und Folgen der bolschewistischen Revolution von 1917 gehoerten eben nicht nur der grausame Buergerkrieg, Massenterror gegen politische Widersacher und Andersdenkende, GULAG, Zwangskollektivierung, Kirchenbekaempfung, Glaeubigenverfolgung, Deportierung ganzer Voelker usw. sondern auch die Erhoehung des allgemeinen Bildungsstandes, kostenlose Medizin, Industrialisierung u.a.m. ungeachtet der immensen Opfer, die das alles kostete.

Im Laufe von siebzig Jahren hat das kommunistische Regime die russische Gesellschaft in einer Art Schwarzem Kasten gehalten. In dieser Zeit haben sich drei Generationen abgewechselt. Als Vergleich: in Ostdeutschland hielt sich das sowjettreue SED-Regime nur vierzig Jahre an der Macht. Auch keine kurze Zeit, aber trotzdem doch eine kuerzere. Darin liegt wohl ein Grund fuer die heutige Stalin-Verehrung durch viele Russen, die seine Diktatur nicht am eigenen Leibe verspuert hatten. Der zweite Grund besteht in folgendem. Sehr viele Russen sind heute davon ueberzeugt, dass Russland seinen. obgleich sehr teuer, erkauften Sieg ueber die in seiner Geschichte wohl schwerste  Invasion aus dem Westen ausgerechnet Stalin zu verdanken hat. Es gibt zwar im heutige Russland serioese Historiker, deratige Vorstellungen von Stalins Rolle abstreiten, ihre Argumente fallen aber bei der ueberwiegenden Bevoelkerungsmehrheit kaum ins Gewisht, weil die meisten Russen keine historischen Abhandlungen sondern ganz andere Buecher lesen und meistens fernsehen. Der verklaerte Halbossete-Halbgeorgier Dshugaschwili-Stalin scheint sich also immer mehr in eine der Hauptfiguren, wenn nicht DIE Hauptfigur der russischen nationalen Ideologie zu verwandeln so wie etwa der Korse Napulione Buonaparte sich im Laufe der Zeit als "Kaiser der Franzosen Napoleon Bonaparte" in die Hauptfigur der franzoesischen nationalen Mythologie verwandelt hat (obwohl es stets Franzosen gegeben hat und immer noch gibt, die an Napoleon Bonaparte und am Bonapartismus mehr oder weniger scharfe Kritik ueben). Und dies, obwohl Napoleon, trotz all seiner Siege am Ende seiner steilen Karriere dennoch geschlagen wurde und kapitulieren musste. Wenn es also auch in Russlaqnd soweit sein sollte, dann wuerde der grosse Fuehrer Stalin wohl in den Augen seiner Verehrer jeden Zusammenhang mit Marxismus, Leninismus, Weltrevolution, Bolschewismus, Kommunismus, dialektischem und historischem Materialismus, siegreichem Sozialismus, Rotem Terror und GULAG, Zwangskollektivierung, Hungersnoeten, Diktatur des Proletariats und wissenschaftlichem Atheismus verlieren (wer im heutigen Frankreich hat noch in Erinnerung, dass Napoleon zu Beginn seiner Karriere Jakobiner und Busenfreund des revolutionaeren Kommissars Augustin Robespierre, Bruder des blutruenstigen Jakobiners und Diktators Maximilien Robespierre war?). Stalin wird sich in ihren Augen endgueltig zu einem napoleonartigen Sinnbild eines starken Russlands verklaeren, das faehig ist, jede feindliche Invasion, ob aus West, Ost, Nord oder Sued erfolgreich abzuwehren und mit eiserner Hand fuer innerpolitische Ordnung zu sorgen.

Rund 300 Burschenschaftler aus Deutschland und Oesterreich versammeln sich am Freitag (08.06.01) waehrend des "Burschentages 2001" zu einem Festakt auf der Wartburg bei Eisenach. Bis zum Sonntag (10.06.01) werden Verbandsinterna diskutiert und kuenftige Positionen der Deutschen Burschenschaft zu politischen und hochschulpolitischen Themen festgelegt.

Von aussen sieht das multinationale Russland viel zerbrechlicher aus, als es in Wirklichkeit ist. Im Alltagsleben bildet die Zugehoerigkeit aller in Russland lebenden und an sich mentalitaetsmaessig sowie in vielerlei anderer Hinsicht recht unterschiedlichen Voelker zur Russischen Zivilisation ein recht festes Bindeglied zwischen ihnen. Dabei sollte das Vorhandensein eines durchaus ausgepraegten Nationalgefuehls und Nationalstolzes nicht unberuecksichtigt bleiben (der Slogan "Ich bin stolz, Russe zu sein" ist in der heutigen RF keinesfalls verpoent), was sich manchmal der Aufmerksamkieit von Auslaendern dank folgendem Umstand entzieht. Das, was, zum Beispiel auf Deutsch oder auf Englisch als "Russische Foederation" beziehungsweise als "Russian Federation" bezeichnet wird, (angesehen vielleicht von wissenschaftlichen Artikeln, die im der deutschen Zeitschrift "Osteuropa" veroeffentlicht werden) heisst auf Russisch buchstaeblich nicht "Russkaja Federazija" ("Russische Foederation"), sondern eben "Rossijskaja Federazija" (wortwoertlich "Russlаendische Foederation"). Und die Staatsbuerger dieser Russlaendischen (nicht "Russischen") Foederation heissen wortwoertlich offiziell nicht "Russkije" ("Russen"), sondern "Rossijane" ("Russlaender").

"Russe" ist ein Ethnonym, das die Volkszugehoerigkeit bezeichnet, "Russlaender" bezeichnet aber sozusagen die Zugehoerigkeit zum Staatsvolk. Freilich besteht die Bevoelkerung der Russlaendischen Foederation zu 80 Prozent aus Russen, auf dem Riesengebiet der RF lebt jedoch eine Vielzahl von Voelkern und Voelkerschaften (allein im Kaukasus sind es ihrer mindestens 100). Daher entspricht der russische Nationalismus-Begriff eher dem deutschen Patriotismus-Begriff, als dem deutschen Begriff des Nationalismus. In Rahmen des russischen Nationalismus spielt die ethnische Zugehoerigkeit eine zweitrangige Rolle im Vergleich zur Staatsangehoerigkeit. Deshalb werden im heutigen Russland die Begriffe "Nationalist", "Patriot", "Staatsgesinnter" ("Gosudarstwennik"), "Reichsgesinnter" ("Dershawnik") sehr haeufig als Synonyme gebraucht. Russland entwickelte sich historisch nicht als monoethnyscher Staat, sondern als ein Imperium, ein Grossreich, also als ein multinationaler, polyethnischer Staat. Dieser Vielvoelhkerstaat wurde auch von innen aus nie als Staat der Russen allein betrachtet und begriffen. Die  allzu haeufig vertretene Vorstellung, der Begriff "Rossijanin" ("Russlaender") sei angeblich eine Erfindung der "Jelzin-Demokraten", der nach dem Zerfall der UdSSR 1991 erfunden wurde, entspricht nicht den historischen Tatsachen. Er war in Wirklichkeit bereits in der Anfangsphase des Russischen Kaiserreiches, in er ersten Haelfte des XVIII. Jahrhunderts schon gang und gaebe. Der russische Nationalismus, der nicht auf monoethnischer Mentalitaet und mononationaler Identitaet sondern auf einer polyethnischen kulturellen und zivilisatorischen Gemeinsamkeit basiert, ist nicht auf Integration, sondern auf Assimilation gerichtet.

Dem universalistischen Westen, der das eigene Werte-, Demokratiue- Kultur- und Zivilisationssystem als die einzige Quelle und Krone des Fortschritts auffasst, ist die Vorstellung von einer parallelen und gleichzeitigen Koexistenz unterschiedlicher Zivilisationen voellig fremd. Auch die Behauptung, die Menschheitsgeschichte unterliege keinen Entwicklunsggesetzen, ruft dort ebenfalls, gelinde gesagt, Befremden hervor. Indessen scheint im heutigen Russland, wo, nach Ablauf der postsowjetischen Uebergangsphase eine neue Staatsdoktrin auf einer neuen weltanschaulichen Basis entsteht, ei8n absolut entgegengesetzter Stadpunkt immer mehr die Oberhand zu gewinnen. Russische Politiker unterstreichen aus jedem Anlass die Bedeutung einer keinesfalls monopolaren sondern multipolaren Welt, sowohl aus kultureller als auch aus zivilisatorischer Sicht. So handelte es sich zum Beispiel im Grundlagenentwurf der staatlichen Politik im Kulturbereich, der am 10. Apil 2014 in der Zeitung "Iswestija" veroeffentlicht wurde, von einer globalen Auseinandersetzung zwischen Kulturidentitaeten. Darin wurde behauptet, Globalisierung wuerde nicht nur ein Zusammenwirken von Kulturen, sondern auch eine Ausenandersetzung zwischen ihnen auf wirtschaftlichem, politischem, kulturellem Gebiet sowie auf allen anderen Gebieten bedeuten. Es wurde behauptet, Russlands Trumpf in dieser Auseinandersetzung wuerde in dessen einmaliger zivilisatorischen Identitaet auf der Basis seiner historisch-kulturellen Ueberlieferung und seines einmaligen Wertesystems bestehen. Es wurde behauptet, das russische Staatswesen wuerde dank dieser einmaligen Identitaet mehr als 1000 Jahre lang bestehen, und Russlands Auftrag wuerde heute darin bestehen, diese Identitaet unter globalen Auseinandersetzungsbedingungen zu beschuetzen.

Eine solche Aseinandersetzung scheint auch tatsaechlich im Gange zu sein, und insbesondere in Form des Informationskrieges. Russische bzw. russlaendische Massenmedien und Politiker ueben haeufig Kritik an der durch die Weststaaten aus ihrer Sicht praktizierte Politik der doppelten Standards im Zuge der immer staerkeren Beherrschung Mittel- und Osteuropas durch den Westen. Sie meinen das Streben des Westen Russland das zu verweigern, was der Westen sich selber erlaubt.

Nach der Krim-Krise 2014 wurde auch das breite westliche Publikum darauf aufmerksam. Als alle westlichen Politiker und Massenmedien begonnen haben, einstimmig und einmuetig die Lostrennung der Krim von der Ukraine und ihren Anschluss an die RF als illegitime Annexion zu verurteilen, erinnerten sich manche Leute an eine aehnliche Geschichte, die im ehemals serbischen autonomen Gebiet Kosovo 2008 passiert ist. 2008 loeste sich Kosovo von Serbien los nd wurde von den westlichen Staaten sofort vorbehaltslos anerkannt. Als Moskau die Losloesung der Krim von der Ukraine mit der Losloesung Kosovos von Serbien zu vergleichen wagte, haben westliche Politiker und Massenmedien sofort begonnen, den Unterschied zwischen diesen beiden Ereignissen auf jede Art und Weise zu unterstreichen. Auch Moskaus Hinweis, dass die Losloesung der Krim von der Ukraine ohne jegliches Blutvergiessen verlief; im Unterschied zur Losloesung Kosovos, da Serbien 2008 durch die NATO-Luftwaffen heftig bombardiert wurde und zahlreiche Menschenopfer zu beklagen waren, scheint nichts bewirkt zu haben. Aus offizieller russischer Sicht sind das alles Ausdrucksformen der vom Westen praktizierten Politik der doppelten Standards.

In Beantwortung der Frage, ob Russland ein Feind der westlichen Demokratie und eine Gefahr fuer diese Demokratie ist, laesst sich nur folgendes feststellen. Im Unterschied zum universalistischen Westen betrachtet das heutige Russland sein Welvisionsmodell nicht als Universalmodell, haelt sich nicht ans One-World-Konzept, und nutzt sein Modell sozusagen nur fuer den inneren Gebrauch, ohne zu versuchen, sein Modell und Wertesystem anderen Laendern und Voelkern aufzuzwingen. Im Unterschied zu Sojwtrussland und zur spaeteren Sowjetunion. welche aus ihrer Symbolik und Rhetorik alles Nationale entfernten, den sogenannten "grossrussischen Chauvinismus" (nebst dem sogenannten "buergerlichen Nationalismus") zu ihrem Hauptfeind erklaerten, in ihrem Staatswappen kein nationalstaatliches Emblem sondern die betont entnationalisierte, mit dem sowjetischen Hammer-und-Sichel-Emblem ueberdeckte Erdkugel fuehren und faktisch die damaligen "roten Globalisten" waren (diese Situation begann sich erst in den Jahren des Zweiten Weltkrieges etwas zu veraendern, als klar wurde, dass die Russen kaum dazu bereit sein wuerden, fuer die universalistische Sоwjetrepublik und die proletarische Weltevolution in den Kampf zu ziehen und dafuer ihr Blut zu vergiessen). Waehrend im heutigen Russland, das die russische Nationalflagge und das alte russische Staatswappen wieder eingefuehrt hat, im Exil bestattete nationalistische russische weisse Generaele (Denikin), der Oberbefehlshaber der Russischen Kaiserlichen Armee Grossfuerst Nikolai Nikolajewitsch, der Ideologe des russischen Nationalismus Iwan Iljin, feierlich und unter allen militaerischen Ehrenbezeigungen umbestattet werden. Russischen Zaren und Anfuehrern des antibolschewistischen Kampfes (General Markov, General Drosdowsky, Admiral Koltschak) werden Denkmaeler gesetzt. Opfer des bolschewistischen Terrors inklusive Zarenfamilie werden heiliggesprochen. Die Gedenkstele der Dynastie Romanow vor dem Moskauer Kreml, das jahrzehntelang in eine Gedenkstele internationaler sozialistischer und kommunistischer Denker umfunktioniert war, ist in ihrer urspruenglichen Form wiederhergestellt worden. In diesem Sinn kann von dem modernen Russland als Gegner der westlichen Demokratie geschweige denn eine Gefahr fuer diese Demokratie nicht die Rede sein.

Ich danke fuer die Aufmerksamkeit.

ДОКЛАД ВОЛЬФГАНГА АКУНОВА В ДОМЕ ГАМБУРГСКОГО БУРШЕНШАФТА «ГЕРМАНИЯ» 7 МАЯ 2015 ГОДА

ЯВЛЯЕТСЯ ЛИ СОВРЕМЕННАЯ РОССИЯ ВРАГОМ ЗАПАДНОЙ ДЕМОКРАТИИ?


Является ли современная Россия врагом западной демократии?

Отвечая на этот вопрос, необходимо учитывать следующее не подлежащее никакому сомнению обстоятельство. Не позднее 2013 года в умах российской политической элиты, дотоле ориентированной на следование в фарватере американской политики наподобие стран-членов ЕС, начал намечаться перелом. Похоже, он был следствием сомнений в необходимости играть второстепенную роль в мировой политике, присутствовать на встречах Большой Восьмерки в качестве статистов, делая хорошую мину при плохой игре, постоянно отходить с одной оборонительной позиции на другую, и назревшего постепенно решения перейти из обороны в наступление. В то же время кремлевские аналитики, вероятно, внимательно следившие за ходом и результатами парламентских выборов в странах ЕС, не могли не обратить внимания на успех правоконсервативных партий европейских стран, прежде всего – в Венгрии, Франции, но и в других странах, сделав из этого вывод, что население этих стран единой Европы в действительности отнюдь не едино в своих политических воззрениях, пристрастиях и взглядах и вовсе не на сто процентов поддерживает генеральную линию политических элит своих стран. В результате в Москве было решено сменить курс. Россия перешла в мировоззренческое наступление. Так, Президент Российской Федерации Владимир Путин в сентябре 2013 года в рамках своего выступления перед участниками международного дискуссионном клубе «Валдай» подверг критике евро-атлантические государства за то, что те во многом стремятся отказаться от своих корней, от христианских ценностей, от фундамента западной цивилизации; за то, что они отрицают этические основы, как и всякую традиционную национальную, культурную, религиозную и даже половую идентичность. Он указал на то, что в евро-атлантических странах политики ставят многодетные семьи на одну доску с однополыми парами. Что политики заходят настолько далеко, что всерьез заводят разговор о регистрации партий с педофильскими программами. Что во многих европейских странах люди стыдятся и боятся открыто исповедовать свою веру. Что там отменяются праздники, а если не отменяются, то переименовываются таким образом, чтобы исчез смысл празднования и повод, по которому праздники были введены, их духовно-моральные корни. Что делаются попытки в агрессивной манере навязать эту модель всем другим, всему миру. По его мнению, этот путь ведет прямиком к вырождению и примитивности, к глубокому демографическому и моральному кризису.

Тем самым современная Россия как бы впервые бросила Западу перчатку в идеологическом отношении. Затем сходные мысли были высказаны Президентом РФ в его новогоднем обращении в декабре 2013 года, и, наконец, в связи с кризисом на Украине. Сомнений более не оставалось. Россия решила вернуться к своей традиционной, прерванной советским периодом, роли одной из самых консервативных стран Европы. Судя по всему, эта роль вполне соответствует русскому менталитету. Русские по натуре – вовсе не революционеры, за исключением 1917-1925 гг. – периода, совсем недолгого в тысячелетней истории России. Начиная с идеи «Третьего Рима», сформулированной во второй половине XV века, и «Священного Союза» с Пруссией и Австрией после 1815 года – всегда Россия стояла на позициях религии, консерватизма, закона, порядка и стабильности – против всех форм мятежа, бунта и изменений.

Российская модель, противопоставляемая универсалистской, либеральной цивилизации Запада, является традиционной. Уже в начале XIX века было сформулированы философские идеи о «Русской цивилизации», чтобы провести границу между Россией и просветительскими движениями Западной Европы. Понятие «Русской цивилизации» стало оружием славянофилов в борьбе с «западниками», сторонниками западного пути развития. Понятие «Русской цивилизации», сторонниками которой были Достоевский, Толстой, Бердяев, Солженицын, на протяжении почти двухсот лет вошло не только в сознание, но и в сердца многих русских. Таким образом, первым написал о «Борьбе культур» не американец Сэмюэл Хантингтон, а Николай Данилевский в своем трактате «Россия и Европа» (написанном в 1869 году).

Понятие «Русской цивилизации» начинает пользоваться спросом в те моменты, когда русская душа, в связи с внутри- и внешнеполитическими кризисами, отправляется на поиски самой себя. На эту тему написано множество книг. Так и сейчас русская духовная жизнь и российская политика после долгой фазы интенсивного копирования и заимствований из-за рубежа (что на Запале понимали как «модернизацию»), опять обращается к поиску своих корней.

Чем же характеризуется «Русская цивилизация», или, говоря по-современному, «Русский мир», в политической реальности? Во-первых, большим значением авторитарной вертикали (идет ли речь о «вертикали» политической власти или на производственном предприятии) с одновременным подчеркиванием необходимости действовать в соответствии с мнением и настроениями большинства, подчеркиванием роли коллектива, традиционного российского «роевого начала», так восхищавшего славянофилов, в противовес преклонению перед правами и ролью индивидуума, личности, широко распространенными на Западе. Согласно представлениям защитников российской демократии, ее демократическое содержание превосходит демократическое содержание альтернативной западной модели. Можно сформулировать эту мысль следующим образом: Демократия большинства против демократии меньшинства. Поэтому максимальной поддержкой на политическом уровне пользуются проекты, отвечающие, по мнению их авторов. взглядам и воззрениям большинства. В то же время столь ярко выраженное на Западе всемерное стремление обеспечить гарантии индивидуальной самореализации от возможных покушений со стороны групповых интересов играет в России второстепенную роль. Меньшинства защищаются в плане обеспечения их права на существование, однако не пользуются такой значительной поддержкой, как на Западе, и не имеют столь широких возможностей для самореализации. Вообще основной упор делается на единство, в то время как многообразие, плюрализм, воспринимается скорее как проявление слабости и, возможно, источник опасности.

Шум, поднимаемый ныне на Западе вокруг прав сексуальных меньшинств, воспринимается большинством россиян как признак чистейшей деградации. В России все гораздо проще. Сексуальные меньшинства существуют, им дозволяется делать все, что им заблагорассудится, до тех пор, пока они никому при этом не мешают. Этот прагматичный взгляд на все, происходящее в мире и в жизни, типичен для большинства представителей в основном аполитичного и почти не идеологизированного российского общества.

Однозначно имеются точки соприкосновения с новыми правыми стран Запада. В их существовании полностью отдают себе отчет как в России, так и на Западе. Обе стороны стараются воспользоваться этими точками соприкосновения в собственных интересах. Не случайно председательница французского Национального Фронта Марин Ле Пен с 2013 года вела активные политические переговоры в ходе своих визитов в Россию. Российские гости присутствовали на межрегиональных встречах европейских правых – например, в 2013 году на партийном съезде итальянской «Северной Лиги» (Лига Норд) в Турине. Националисты вроде депутата Госдумы РФ Сергея Бабурина откровенно заявляют, что европейские правые популисты служили целям российской политики в качестве «пятой колонны». В интервью, данном Бабуриным 17 мая 2014 года интернет-порталу «Свободная Пресса», он назвал цели этого сотрудничества: оказать поддержку сторонникам «Европе народов» (в отличии от «Европы регионов») и одновременно – укрепить силы, противостоящие расширению НАТО на Европейском континенте. В конечном счете, согласно Бабурину, цель заключается в недопущении колонизации всего мира во имя принципа, разрушающего нации и культуры. По словам Сергея Бабурина, европейские правые пытаются «защитить свой дом от диктата США».

Не позднее момента, в который было произнесено слово «пятая колонна», многие западные европейцы стали подозрительно и недоверчиво смотреть в сторону России. Причем не только либеральные трансатлантисты, изначально критически настроенные в отношении России. Начали говорить о стремлении путинской России к «реставрации». Но о какой реставрации идет, собственно, речь? О реставрации коммунистической диктатуры, реставрации СССР времен Ленина-Сталина? Или о реставрации царской России (которую не только западные либералы, но и советские большевики именовали «тюрьмой народов» - насколько справедливо, это уже другой вопрос)?

В действительности никаких планов реставрации коммунистической системы за всем этим не кроется (невзирая на использование, наряду с традиционной русской национально-имперской символикой, также символики советских времен). Когда В.В. Путин, вместе с правыми интеллектуалами-«евразийцами», высказывал сожаление о развале СССР, даже назвав его «крупнейшей геополитической катастрофой ХХ века», он сожалел не о развале структур централизованной плановой экономики, а о распаде русской цивилизации, сделавшей Россию уязвимой. Ныне западный фланг России слаб и открыт. Таким слабым и открытым он не был с XVI века. Начавшийся в 2014 году украинский кризис ясно продемонстрировал: перспектива вступления Украины (а когда-нибудь, возможно – и Белоруссии) в НАТО вызывает в коллективной памяти многих россиян воспоминания о тяжелом прошлом - например, о польско-литовских войсках (состоявших, кстати говоря, не менее чем наполовину из предков современных украинцев и белорусов) под Смоленском, Калугой и Москвой (да и в самой Москве), о нашествии Великой Армии Наполеона Бонапарта, не говоря уже о других военных вторжениях с Запада. У русских хорошая память, многие из них мысленно погружены в столь далекое прошлое, что большинству западноевропейцев, живущих в условиях постмодернистской цивилизации, это может показаться странным и даже невероятным. Но и в нынешний век Интернета и высоких технологий многие русские помнят военные конфликты своих далеких предков с рыцарями Тевтонского ордена, шведами и польско-литовским государством, как если бы те происходили совсем недавно. Этим объясняется традиционное недоверие к Западу, ставшее у многих почти генетическим. Как бы западные политики не утверждали, что от сил НАТО никакой угрозы для России не исходит.

Вернемся, однако, к вопросу борьбы мировоззрений. Зачастую на Западе задают следующий вопрос: Если российское общество действительно состоит из убежденных сторонников традиционных, консервативно-религиозных ценностей, то чем же тогда можно объяснить большое число абортов в России? Этот упрек не лишен оснований. Несмотря на снижение числа абортов на душу населения, Россия по-прежнему является всемирным рекордсменом по общему числу абортов. Этот печальный факт - результат навязываемой людям на протяжении десятилетий советского коммунистического режима материалистической идеологии. В 1920 году Советская Россия - будущий СССР - первым из государств мира узаконила аборты. Кстати говоря, то, что именуется в России нетрадиционной сексуальной ориентацией, было легализовано советскими большевиками еще раньше. Впрочем, впоследствии и то, и другое, было официально запрещено, приравнено к уголовным преступлениям и снова легализовано лишь после 1991 года. Тем не менее, в современной России тема абортов находится в центре ожесточенных общественных дебатов, и немалая часть современного российского общества осуждает аборты.

Другой нередко приводимый аргумент основывается на представлениях, появившихся в 90- годы ХХ века, согласно которым население России вымирает. И действительно, на протяжении 22 лет, с 1991 по 2012 год, показатель смертности в России превышал показатель рождаемости. Но этот процесс, достигнув своего апогея в 1999 году, замедлился, остановился, после чего начал сходить на нет. Если верить ЦРУ, уровень рождаемости в России в 2014 году был несколько ниже аналогичного показателя пяти скандинавских стран. но выше уровня рождаемости всех других стран Европы, за исключением Лихтенштейна, Люксембурга и Бельгии. Если учесть эмиграцию из страны и иммиграцию в страну, получится, что, если верить специалистам, с 2012 года в России опять наблюдается реальный рост численности населения.

Однако если современные россияне – не замаскированные в «национальные» одежды тайные большевики, то почему они так восхваляют Сталина? Подобного восхваления Сталина не знал даже коммунистический СССР со времен Хрущева. Почему российское общество не занимается анализом своего прошлого так же критично, как это делали, например, немцы на протяжении всех послевоенных десятилетий?

На этот вопрос можно дать три различных ответа.

Ответ первый: потому что русские – это русские, а не немцы.

Ответ второй: потому что Россия (называвшаяся до 1991 года «СССР») выиграла войну во главе со Сталиным.

Ответ третий: семидесятилетнее коммунистическое господство оставило после себя весьма противоречивое и многообразное наследие. Следствием большевицкой революции 1917 года были не только гражданская война, массовый террор против политических противников и инакомыслящих, ГУЛАГ, насильственная коллективизация, борьба с Церковью, преследование верующих, депортация целых народов, но и повышение уровня образования, введение бесплатной медицины, индустриализация – невзирая на чудовищные жертвы, ценой которых удалось всего этого добиться.

На протяжении семидесяти лет коммунистический режим держал российское общество в своеобразном «черном ящике». За это время сменились три поколения. Для сравнения: в Восточной Германии просоветский режим СЕПГ продержался всего сорок лет. Это тоже немало, но все-таки срок короче. В этом одна из причин. Вторая же заключается в том, что большинство русских убеждено: именно Сталин обеспечил победу России над очередными захватчиками, пришедшими с Запада, пусть даже ценой огромных жертв и моря крови. Есть в нынешней России и серьезные историки, оспаривающие подобные представления, но их аргументы не имеют веса в глазах большей части населения, читающей не исторические исследования, а популярные книги, и смотрящей популярные телепередачи. Похоже, полуосетин-полугрузин Джугашвили-Сталин во все большей степени превращается в одну из главных – если не самую главную! – фигуру российской национальной мифологии – подобно ставшему такой фигурой в национальной мифологии французов корсиканцу Напулионе Буонапарте (хотя и поныне среди французов не переводятся критики Наполеона Бонапарта и бонапартизма). И когда это случится, великий вождь товарищ Сталин окончательно утратит в глазах своих почитателей всякую связь с марксизмом-ленинизмом, большевизмом, коммунизмом и мировой революцией, диалектическим и историческим материализмом, победившим социализмом, красным террором и ГУЛАГом, голодомором, диктатурой пролетариата и научным атеизмом. Сталин преобразится в их глазах в символ сильной России, способной одолеть вторжение любого неприятеля с Запада, Севера, Юга, Востока, и обеспечить железный порядок внутри страны.

Со стороны многонациональная Россия представляется более хрупкой, чем она является в действительности. В повседневной жизни связующим звеном между населяющими ее различными народами служит их принадлежность к Русской цивилизации. При этом следует учитывать наличие вполне выраженного национального чувства, порой ускользающего от иностранца ввиду следующего обстоятельства. То, что, скажем, по-немецки или по-английски именуется «Русской Федерацией», не является точным переводом названия «Российская Федерация». И граждане этой «Российской (не Русской!) Федерации» - не русские, а «россияне».

«Русский» – этноним, «россиянин» же – нет. Правда, 80 процентов граждан Российской Федерации, россиян – русские, но на громадной территории РФ проживает множество народов и народностей (только на одном Кавказе их не менее 100). Поэтому российский национализм отвечает скорее немецкому понятию «патриотизм», чем (немецкому же) понятию «национализм. В его рамках этническая принадлежность имеет второстепенное значение по сравнению с принадлежностью государственной. Поэтому в современной России слова «националист», «патриот», «государственник», «державник» часто употребляются в качестве синонимов. Россия изначально создавалось не как моноэтническое государство, а как империя, то есть, государство полиэтническое, не государство одних только русских. Представление о том, что понятие «россиянин» было, якобы, изобретено «ельцинскими демократами» после распада СССР в 1991 году, не соответствует действительности – оно было введено в оборот еще в начальный период существования Российской Империи, в первой половине XVIII века.

Национализм, основанный не на моноэтническом менталитете и мононациональной идентичностью, но на культурной и цивилизационной общности, направлен не на интеграцию, а на ассимиляцию.

На универсалистском Западе, воспринимающем собственную систему в качестве единственного прибежища и венца прогресса, представление о параллельном и одновременном сосуществовании разных цивилизацией, равно как и утверждение, что история человечества не подвержена законам развития, вызывает, мягко говоря, недоумение, сомнение и отторжение. В то же время в России, в которой, по прошествии переходного «постсоветского» этапа возникает новая государственная доктрина на новой мировоззренческой основе, похоже, все больше утверждается прямо противоположная точка зрения. Российские политики по любому поводу подчеркивают важность создания не однополярного, а многополярного мира с культурной и цивилизационной точки зрения. Так, например, в проекте основ государственной политики в области культуры, опубликованном 10 апреля 2014 года в газете «Известия», шла речь о глобальной борьбе между культурными идентичностями. Так утверждалось, что глобализация означает не только взаимодействие культур, но и борьбу между ними во всех областях – экономической, политической, культурной и т.д. Что козырем России в этой борьбе является ее уникальная цивилизационная идентичность на почве ее историко-культурной традиции и системы ценностей. Что благодаря этой идентичности российская государственность существует более тысячи лет, и что ныне ее задаче заключается в защите этой идентичности в условиях глобальной борьбы.

Эта борьба ведется, не в последнюю очередь, в форме информационной войны. Российские СМИ и политические деятели часто критикуют политику двойных стандартов, проводимую, с их точки зрения, странами Запада, по мере установления все большего господства Запада над Центральной и Восточной Европой. Имеется в виду стремление Запада не позволять России того, что он позволяет сам себе. Что позволено Юпитеру, не позволено быку.

После кризиса вокруг Крыма 2014 года на это стала обращать внимание и западная публика. Когда все западные политики и СМИ стали в один голос осуждать отделение Крыма от Украины и его присоединение к РФ как незаконную аннексию, некоторые вспомнили об аналогичной истории с Косово. В 2008 году Косово отделилось от Сербии – и тут же было безоговорочно признано западными государствами. Когда же Москвы сравнила отделение Крыма от Украины с отделением Косова от Сербии, западные политики и комментаторы стали всеми силами выпячивать разницу между двумя событиями. Не помогло и указание Москвы на то, что отделение Крыма от Украины произошло безо всякого кровопролития, в отличие от бомбардировок Югославии авиацией стран НАТО в 2008 году. С официальной российской точки зрения все это – политика двойных стандартов.

Однако, отвечая на вопрос, является ли Россия врагом западной, европейской демократии, можно констатировать лишь одно: современная Россия, в отличие от универсалистского Запада, не придерживается концепции Единого мира, не считает свою модель видения мира универсальной, и использует ее, так сказать, лишь для внутреннего употребления, не делая попыток навязать свое видение другим странам. В отличие от большевицких властителей советской России, а затем – СССР, изгнавших из своей символики и риторики все национальное, объявивших главным врагом, наряду с буржуазным национализмом, так называемый великорусский шовинизм, поместивших на свой государственный герб не какую-либо национально-государственную эмблему, а подчеркнуто денационализированный земной шар, накрытый советским серпом и молотом, и фактически являвшихся тогдашними «красными глобалистами» (ситуация стала меняться лишь в годы Второй мировой войны, когда стало ясно, что мало кто из русских готов идти на бой и смерть за мировую пролетарскую революцию и за «земшарную республику Советов»).

В то время как в сегодняшней России, восстановившей исконный русский государственный флаг и герб, идет торжественное, со всеми воинскими почестями, перезахоронение упокоившихся на чужбине белых русских генералов-националистов (Деникина, Каппеля), Главнокомандующего Российской Императорской Армией Великого Князя Николая Николаевича, идеолога русского национализма Ивана Ильина. Устанавливаются памятники русским Царям и руководителям антибольшевицкой борьбы – генералам Маркову, Дроздовскому, адмиралу Колчаку. Жертвы большевицкого террора, включая Царскую Семью, причисляются к лику святых. Восстановлен мемориал династии Романовых в Москве, на протяжении десятилетий переделанный в мемориал коммунистическим и социалистическим мыслителям. В этом смысле о современной России как враге западной демократии или угрозе для этой демократии не может быть и речи.

Благодарю Вас за внимание.

(Авторизованный перевод с немецкого языка на русский Вольфганга Акунова)

ПРИМЕЧАНИЕ

Гамбургская студенческая корпорация-буршеншафт (а если говорить по-русски: бурса, или бурсачество) «Германия» принадлежит к числу наиболее известных в Германии объединений фехтующих студентов. В разные годы в ней состояли поэт и драматург Генрих Гейне; композитор Франц Шуберт; философ и поэт Фридрих Ницше; экономист и политик, имперский канцлер Германии, лауреат Нобелевской премии мира Густав Штреземан; герой Первой мировой войны на море - «Морской Дьявол», рыцарь Орденов Храма (тамплиеров) и Святого Иоанна (странноприимцев) и ветеран белой монархической русско-немецкой Западной Добровольческой Армии капитан Феликс граф фон Люкнер; химик, инженер, промышленник, лауреат Нобелевской премии по химии Карл Бош; конструктор автомобилей и бронетанковой техники Фердинанд Порше; генерал Карл Маус - единственный член буршеншафта, награжденный Рыцарским Крестом Железного Креста с Дубовыми Листьями, мечами и бриллиантами, и многие другие.