Die Weihnachtszeit Jolka

Ìàðãàðèòà Âèíñ
Das Weihnachten und Silvester immer naeher rueckten, merkte ich danach, dass in unserer Vorratskammer (das im Sommer unser Kinderzimmer war) Kisten mit Schokoladenpralinen, Karamellbonbons, Aepfeln und Apfelsinen einen Ehrenplatz bekamen.

Kurz vor der Feier, verteilten die Eltern (Klassenpflegschaft) und meine Mutter die Pralinen nach Anzahl der Kinder im Dorf. So wie ich das weiss, betraf es alle Kinder vom Saeugling bis zum Grundschulkind. Es gab eine Feier fuer alle die Kinder in unserem Klub.
Da die Aufteilung in der Schule stattfand, und die Schule nur paar Meter von unserem Haus entfernt war, bin ich oft  dahin gelaufen. Und  bekam, nat;rlich, von den Eltern ein paar Pralinen, was meiner Mutter sehr missfiel. Sie war  in diesem Punkt sehr pingelig. Die Pingeligkeit faerbte auf uns ab, die Kisten standen tagelang in unserer Kammer und wir Kinder fassten die nicht an.
 
Das Programm bereiteten die Grundschullehrerinnen mit den Kindern vor. Es kam auch manchmal vor, dass eine, die A.W. Kosina, den Vaeterchen Frost spielte. Es war dann ein schmaler Weihnachtsmann mit dem Kissen unter dem Mantel. Wir lernten Lieder auswendig, bekamen Rollen verteilt, mussten Reime auswendig lernen.

An einem kann ich mich noch erinnern, nicht an den Reim selbst, sondern, dass er an der letzten Seite des paedagogischen Heftes „Natschalnaja Schkola“, eben „Grundschule“ stand.
Das Gedicht war lang und es wurde aufgeteilt, die anderen Kinder bekamen Zettel und ich lernte von der Zeitschrift. Ich mochte die Reime sehr.
   
Danach muessten wir uns verkleiden, es gab keine Schulkinder ohne Kostuem. Viele waren Schneefloeckchen, oder hatten irgendwelche nationalen Kostueme/Trachten an, viele verkleideten sich als Tiere oder Maerchenfiguren.

Das meistgebrauchte Element in den Schneefloeckchenkostuemen war die Watte: Watteborte ueberall und die war mit glitzernden farbenfrohen Weihnachtskugelscherben und mit Plastikschneeflocken beklebt.

Auf dem Kopf hatten wir so eine Art Kronen mit einem hohen ovalen Vorderteil, auch mit Watte beklebt und darauf die glaesernen bunten Perlenketten oder haeufiger auch die Kugelscherben. 

Das Wetter in meinen Erinnerungen spielt meistens mit. Natuerlich war Weihnachten immer „weiss“. Es musste aber leicht schneien, mit langsam in der Luft schwebenden grossen Schneeflocken, die locker zum Boden fielen. Die waren so gross, dass man das Muster von den Flocken erkennen konnte.  Aber gewiss gab es auch anderes Wetter zur dieser Zeit: der stinknormale Frost.
 
Vor dem grossen Tag wurde der Kinosaal im Klub vorbereitet: die Stuehle wurden an die Waende verteilt (dort sassen dann die Zuschauer), die Weihnachtstanne wurde aufgestellt und geschmueckt, der ganze Saal - mit bunten Papiergirlanden, Watteflocken und glitzerndem „Schnee“ behaengt. Es war eine super weihnachtliche Atmosphaere!
 
Vor dem Fest schliefen die meisten von uns Maedchen mit Haarwickeln,  uns wurden die Wangen und die Lippen mit Lippenstift angemalt. An diesem Tag war Schminken angesagt.

Das ganze Dorf versammelte sich, jeder hatte entweder Kinder oder Enkelkinder oder war einfach schaulustig, denn es war das Highlight des Jahres. Viele bekamen keinen Platz und standen an der Tuer. Ich glaube, so eine feierliche Weihnachtsstimmung habe ich  spaeter nie wieder erlebt.
 
Die Lehrer mit uns zogen das Programm durch. Danach wurden die Geschenke verteilt. Jedes Kind, bis zu der 4. Klasse(Mittelschule, bekam alle seine Geschenke von dem Vaeterchen Frost und seiner Enkelin Snegurotschka. Natuerlich war es die Geschenke von den Eltern und Grosseltern. Dazu kam noch eine Suessigkeitstuete, die wurde von der Kolchose spendiert. Die Tuete war fuer mich das Groesste. Danach war die Feier zu Ende.
 
Wir hatten Ferien und beschaeftigten uns vor allem mit den neuen Spielsachen und der Tuete. Ich teilte die Pralinen nach der Fuellung auf: zuerst die weisse Fuellung, dann die dunkle, danach kamen die besten Karamellbonbons dran, es gab noch ein paar Aepfel und Apfelsine. Nach paar Tagen war es Schluss mit der Tuete. Aber die blieb einer der schoensten Merkmale der Weihnachten.