Also, bin ich jetzt in Magdeburg

Also, bin ich jetzt in Magdeburg.
Es waere aber wirklich interessant, "mein" Nuernberg mit Magdeburg zu Vergleichung bringen.

Besonders, weil ich noch nicht lange Nuernberger bin - deutlich weniger als ein Jahr.
Aus diesem Grunde duerfte ich vielleicht mit einem (frischem) ungetrьbten Blick messen?

Das erste, was ich bemerkt habe - Menschen sind hier wesentlich дrmer.
Дrmer an Laecheln...

Sie sehen so aus, als ob sie rund um die Uhr haben nur Sorgen hдtten.

"Sei optimistisch!" - dieses „West-Haupt-Motto" ist hier sicher unpopulaer.
Dieses Bild hat mich sofort an Russland erinnert: es ist genau so grau, weil alle zu sehr grau sehen.

Gesichter ohne Laecheln sind nicht nur ein Bild, sondern sie sind auch ein Zeichen dafьr, dass das Leben ohne Spass verlaeuft.

Unglaublich, aber es ist so: seit drei Tagen - kein Lдcheln!

Ersrtmals nach einem ganzen Jahr in Deutschland habe ich Angst verspьrt: was verstecken eigentlich nichtlдchelnde Menschen? Ein Messer, eine Bombe, kann sein.

Na ja, die Menschen, die auf den StraЯen gehen, sind eigentlich nicht zum Lдcheln verpflichtet, aber Verkдufer? Die Verkдufer haben aber keine Lust, fьr mich zu lдcheln! Sie interessieren sich fьr mich als Kunden gar nicht, oder?
Im Laden hier bin ich kein Kцnig mehr, ich bin ein Schnorrer beim Kцnig!

Noch schlimmer kцnnte es nur in RuЯland sein. Na ja, es kцnnte vielleicht auch irgendwo in Afrika sein…

Versuche mal, eine Tasse Kaffee zu bestellen - aber man erleidet einen Schock. Der Handel hier - genau wie in Russland. Lдcheln, aber hinter dem Rьcken. Schrecklich, unappetitlich - so ist mein Eindruck.

Wenn jemand fragt - dann sage ich: das Erste, was die Magdeburger bzw. Ossis brauchen – ist die Eigenschaft zu lдcheln.

Na klar, - denn zum Lдcheln gibts aber gar keinen Grund, was dann?

Dann trotzdem. Trotz alledem - lдcheln, das sagt meiner „West – Erfahrung“.
Diese Gewohnheit ist sehr praktisch! Wenn man einen besseren Eindruck macht und freundlicher aussiecht – dann kann man sich angenehmer unterhalten, so wie es z.B. Arbeitskollegen tun. Das ist doch klar!
Doch. Gebeugte Menschen trippeln durch unbeleuchtete StraЯen, um was Billiges zu kaufen, dann zu essen, dann zu schlafen bis zum nдchsten Morgen.
Und Morgen – immer wieder.

 
Obwohl manches Lдcheln gequдlt ist, oder falsch gechдtz wurden – verbessert sich doch die Stimmung: „Ich bin nicht so schlimm! Vielleicht bin ich viel besser, als ich erwartet habe... Na ja, dass ich der Beste bin, ist aber auch mцglich!" - sage ich mir selbst, wenn ich auf ein Lдcheln treffe.

Was ich noch gesehen habe - den Dom.
Ich habe ihn sofort gefunden - das grцЯte Gebдude der Stadt. Und der schцnste, ganz bestimmt. Der Dom von Magdeburg ist uralt - mehr als 500 Jahre. Er wird renoviert, ist aber trotzdem grandios. Meine Lieblings - „Lorenz-Kirche" in Nьrnberg ist aber kleiner gegen diesen Hьnen.

Ein Bauzaun steht um den Dom, aber fьr jeden ist klar: er war ewig, er wird ewig sein!
Menschen, Jahrhunderte, Kriege und Vereinigungen - sie sind vorbeigekommen und nur dieser Dom bleibt stehen.

Und der dritte groЯe Eindruck – das ist die Elbe.
Dieser Fluss ist mir eigentlich durch ein „Treffen an der Elbe" bekannt. Zusammen mit der „Hochwasser - Tragцdie" musste diese Show fьr mich grandios sein. In Wirklichkeit ist es ein ganz normaler Fluss, der langsam und ruhig flieЯt. Ich bin durch eine von den drei Brucken gegangen. Sie ist aber auch fast kaputt - kein Zьge fahren mehr - nur FuЯgдnger. Stehend an der Brьcke habe ich fast die ganze Stadt gesehen. Sie bleibt ruhig.
Einen Teil von einer anderen Brьcke habe ich auch gesehen. der Krieg hat Den anderen Teil gefressen. Was fьr eine dumme Sache, diese Kriege...
 
Aber auch die groЯe deutsche Wiedervereinigung hat viel zerstцrt. Und zwar - das Leben.
Viele Hдuser stehen leer. Nicht alle, aber unglaublich viele.
Auf mich macht es den Eindruck, als ob die Menschen an die Front gegangen wдren...
An die Front, um fьr Ihr Glьck zu kдmpfen.
Fur Ihr Lдcheln.

2001


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