Asja - autor Tatjana Volkova - german

РУССКИЙ ВАРИАНТ ЗДЕСЬ:
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Sergej war obdachlos, einsam und bettelarm. Er trank viel, und brachte haufig Zechbruder, die er zufallig traf, mit nach Hause. Des ofteren bekam er Besuch vom Revierinspektor, bei dem er wegen seiner Unzuverlassigkeit bekannt war.
Einmal, Sergei hat sich stark betrunken, da hat er Papiere uber den Verkauf seiner Zweizimmerwohnung unterschrieben. Er weiS nicht, wie dazu kommen konnte, aber eines weiS er jetzt, er ist seine Wohnung los. Er muss von jemanden gezwungen worden sein, aber er erinnert sich nicht mehr. Tatsache ist, dass Sergej jetzt im Randgebiet von der Stadt Twer verwiesen wurde, wo er in Zukunft leben soll.

Dieses Gebiet ist fur Verwahrloste und Heruntergekommene Menschen bereitgestellt worden. Da Sergej jetzt Mittellos dastand, fuhr er mit der Bahn im Randgebiet von der Stadt Twer, um sich seine neue Heimat anzuschauen. Er musste vom Bahnhof noch ca. acht Kilometer zu FuS gehen, um ins abgeriegelte Dorf zu kommen. Was er sah, er konnte es nicht glauben, Sergej zahlte ganze drei Hauser, von denen eines leer stand, in dem zweiten lebte ein Mann, der auch betrogen worden war. Das dritte Haus war Baufallig, es war ohne Turen und mit kaputten Fenstern, welches jetzt sein neuer Wohnort ist. Sergej war entsetzt, was er da sah. Er wollte mit dem Bewohner des zweiten Haus sprechen, der war aber totalbetrunken.

Sergej hat sich umgedreht, auf die Turschwelle gespuckt und ist wieder in Richtung Bahn gegangen. Auf dem Weg sah er dann plotzlich das groSe Holzschild, auf dem in groSen Buchstaben zu lesen war, „Das Dorf  Baumstumpf“. Sergej war vierunddreiSig Jahre alt, sein wuscheliger ungepflegter Bart, ebenso sein ungepflegtes Haar, lieSen ihn Funfzig Jahre oder alter erschienen. Dann kommt seine krankliche Magerkeit hinzu, die auf mangelnde Ernahrung zuruck zufuhren ist. Seine Kleidung bestand aus abgetragen Sachen, die er hier und da fan. Der Rollkragenpullover war zu groS, die Hose wurde mit einem Bindfaden gehalten, die Farben waren verblichen, kurz, er sah jammerlich aus.

Ein paar Tage vor Neujahr geht Sergej von Haus zu Haus, denn jetzt ist die Zeit, wo die Menschen sich von ihren Altkleidern trennen, und vor die Hauser legen. Hier hat er auch seine Schuhe und die gefutterten Winterstiefel gefunden. Vor langere Zeit hat Sergej mit dem Trinken aufgehort, und schlafen tut er wo es ihm gefallt. Aber seit langem wohnt er auf dem Dachboden eines Hauses, von den Hausbewohnern wird er bemitleidet und auch mit Lebensmitteln vorsorgt. Einmal ist die Miliz hier erschienen, die an seiner Kleidung gesehen hat, dass Sergej ein Obdachloser ist, und hat ihn auf die StraSe geschmissen:
-„Wen wir dich noch einmal hier antreffen, dann werden wir dich in das Dorf schicken“ , hat die Miliz ihm angedroht.

Er konnte froh sein, dass sie ihn nicht verprugelt hatten. Hier nach begann er zu betteln. Im Eingangsbereich legte er ein Stuck Pappe auf den Boden, setzte sich auf diese und stellte eine kleine abgewetzte Tasche vor sich auf. Arbeit fand er nicht, denn immer wenn er sich irgendwo vorgestellt hatte, erschraken die Leute, denn es war sein auSeres, zu dem sah er alter aus als er war, und dann sein krankliches aussehen. Mit den Almosen, die er sich erbettelte, kam er gut uber die Runde. Jetzt musste sich Sergej mit dem Milizionar, der „das Gebiet“ rund um die Metro verwaltet, einigen, wie viel er f;r sein. Bettelplatz bezahlen muss. Sie einigten sich auf taglich dreihundert Rubel, wobei der Milizionar Sergej bei der Registrierung half.

Fur diese Hilfe musste Sergej alle drei Monate einmal bezahlen. Insgesamt erbettelte er sich genug Geld zusammen, sodass er sich genug Lebensmittel kaufen konnte. An manchen Tagen blieb soviel ubrig, dass er einen Feiertag einlegen konnte, sich Sprotten und geraucherte Wurst kaufte. Auch suSe Backwaren mochte Sergej gern. Danach ging er in seinen Keller, wo er schon fast ein halbes Jahr wohnt, standig in Angst lebend, dass er hier rausgeworfen wird. Hier im Keller war es sogar gemutlich. Sein Bett hat sich Sergej aus einer groSen Holzkiste gebaut, die Matratze bestand aus drei alten Jacken und einem Mantel. Die Zudecke war alt und mit lochern verziert, aber sie war wattiert und sehr warm. Seinen Tisch, an dem er aS, hat er sich ebenfalls ans den Resten der Holzkiste zusammen gebastelt.

Als Tischdecke dienten Zeitungen, die er taglich wechselte. Mit Wasser hatte er kein Problem, denn am Ende des Kellers waren zwei Hahne fur kalt und warm Wasser. Hier wusch er sich, und auch seine Wasche wusch er einmal die Woche durch. Seine groSte Errungenschaft, aber war die elektrische Herdplatte, die er vorm Winter im Innenhof, die allerdings defekt war, gefunden hatte. Da Sergej handwerklich geschickt ist, hat er sie reparieren konnen. Auch Geschirr, wie die emaillierte Teekanne den Aluminiumkochtopf, Essbesteck Teller und Tassen fand er hier. Er war gut ausgestattet, mehr brauchte er nicht.

Der Keller war im Winter gut geheizt, es war nicht feucht, und es roch auch nicht moderig, sodass er kein Problem mit Ratten hatte. Sergej schatzte seine Behausung sehr, aber lebte trotzdem in der standigen Angst, von den Bewohnern an die Miliz verraten zu werden. Deshalb war er steht’s vorsichtig, wenn er seine Behausung aufsuchte. Das eine mal aber, er weiS nicht wie das passierte, stand eine Frau da, die Sergej zuvor schon mehr mal’s gesehen hatte. Die Frau sah tadellos aus, und ihm schien es, als wenn sie ihn hochmutig ansah und neugierig betrachtete. Dann kam die Frage:
- „Was machen sie hier?“
Sergej war erschrocken, aber er fing sich sofort wieder, und antwortete:
- „Ich arbeite hier.“

Die Frau zog die Schultern, als wenn sie sagen wollte: „Das glaub ich ihnen nicht.“ Sergej ging in seinen Keller und konnte sich nicht beruhigen, denn er rechnete mit dem schlimmsten. Seine Unruhe war unbegrundet, denn die Frau hat ihn nicht angeschwarzt. Ein paar Tage spater, Sergej kommt von seiner „Arbeit“ nach Hause, ganz in Gedanken versunken, stehen zwei Fragen in der Nahe des Kellereingang, und unterhalten sich. Die Frau hat er sofort wieder erkannt, es war die Hochnasige, die andere kannte er nicht. Unerwartet, womit Sergej nicht gerechnet hat, die Frau hat ihn hoflich begruSt, und ihn gefragt, wo ist hier der Hausmeister, ich interessiere mich fur ihn.
-„Der ist doch kein Hausmeister, - hat erstaunt die andere gesagt, - sieh ihn dir doch mal an, so sieht doch kein Hausmeister aus.“
Sergej konnte nicht verstehen, dass die Hochnasige ihn trotzdem hoflich und nett behandelte, war es Mitleid, oder war sie nur neugierig?

Nach dieser Begegnung hatte Sergej wieder Ruhe, und keiner storte ihn mehr. Tags zuvor hatte er auf der Mullkippe einen kaputten Klappstuhl gefunden, den er mit zu sich in seine Behausung brachte, und wieder gebrauchsfahig machte. Der Winter war schon ins Land gezogen, jetzt auf der Pappe zu sitzen wurde zu gefahrlich, denn man konnte schnell krank werden, dass konnte Sergej sich nicht erlauben. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie die Obdachlosen in den  Polikliniken, als auch in den Krankenhausern behandelt werden, namlich wie der letzte Dreck. Sergej hatte gluck, er wurde nicht krank, und es lief bei ihm wie immer. Er ging weiter hin regelmaSig zu seiner Bettelstelle, begruSte seinen Milizionar, stellte seine Tasche auf, und nun hieS es abwarten, was reinkommt.

Die Morgenmenge rannte an ihm vorbei, ab und zu ein mitleidiger Blick, und hin und wieder gab es ein paar Munzen. Als er so da saS, setzte sich ein junges Madchen, welches er auf ca. zehn Jahre schatzte  neben ihn hin. Sie hatte einen warmen Anorak mit Kapuze an, trug eine Jeans, auf dem Kopf hatte sie ein Kappchen, welches sie abnahm. Sie saS schweigend neben Sergej, und ahnte wohl, dass sie stort, aber sie blieb sitzen. Es ging langsam auf drei Uhr Nachmittags zu, und Sergej verspurte plotzlich Hunger. Im Eingangsbereich der Metro, wo Sergej seinen Platz hat, roch es nach frisch gebackenen Pirogen, sodass er seine Tasche nahm, und Wortlos wegging. Vor der Metro waren Verkaufsstande aufgebaut, die verschiedene Produkte  anboten. Als Sergej den Preis einer gebackenen Piroge horte, blieb ihm der Hunger im Hals stecken, und der kehrte an seinen Platz zuruck.

Das Madchen saS immer noch da, und Sergej gab sich Muhe, ihr keine Aufmerksamkeit zu geben. Ohne ein Wort ist das Madchen aufgestanden und zum Ausgang gegangen. Sergej hat sich sogar gefreut, dass sie gegangen ist, denn jetzt war seine Zeit, die Menschen kamen von der Arbeit zuruck und kaufen vor der Metro an den Verkaufsstanden noch ein, und so blieb fur Sergej so manches Geldstuck ubrig. Heute war ein ungewohnlicher Tag fur Sergej, aber im positiven Sinne, denn die Menschen warfen Geld in seine Tasche, dass es nur so klingelte. Als dann endlich Ruhe einkehrte, und er Feierabend machte, zahlte er seinem Milizionar Dreihundert Rubel, und ging nach Hause. Aber bevor er nach Hause ging, suchte Sergej erst noch mal das kleine Geschaft neben der Metro auf, und kaufte sich Brot, Milch, zwei Dosen Sprotten, Tee, Zucker und ein Stuck Kochwurst. Wenn er dann zu Hause ist, will er sich eine Suppe kochen, die er am nachsten Tag zum Fruhstuck essen wird, weil er herausgefunden hat, wenn man Morgens eine kraftige Suppe isst, kommt nicht so schnell wieder Hunger auf. Mit guter Laune ging er nun nach Hause, mit dem Vergnugen sein Geld zu zahlen. Im Keller war es trocken und warm, an der niedrigen Decke hing eine kleine Lampe, die ein gemutliches Licht ausstrahlte.

Sergej hat seine Einkaufe abgestellt, seine Sachen ausgezogen, auf Nageln aufgehangt, die er in die Wand geschlagen hat, was fur ihn sein Kleiderschrank ist, den er zusatzlich mit einer alten Gardine abgedeckt hat. Nachdem er sich umgezogen hatte, ging es an die Kuchenarbeit, Kartoffel schalen, dann kochen, dann ein paar Makkaroni hin zu und zum Schluss noch eine Dose Sprotten hinein, und schon war die Suppe fertig. Hiernach bruhte er Tee in seiner Kanne auf, schnitt zwei Scheiben Brot ab, belegte sie dreifach mit Wurst, und lieS es sich schmecken. Aber es war so ein schoner Tag, der Appetit war groS, sodass er sich noch eine Scheibe Brot machte, und diese mit Genuss aufaS. Heute konnte sich Sergej diesen Kulinarischen Genus leisten, denn als er seine Einnahme gezahlt hatte, blieben fast achthundert Rubel ubrig.

Aus dieser Tatsache heraus, hat er entschieden, fur den Fall der Falle etwas von dem Geld zur Seite zu legen. Sergej hat ein Teil des Geldes in eine Zeitung gelegt, diese zu einem kleinen Paket zusammengerollt, und hinter dem breitesten Rohr in einem kleinen Vorsprunk versteckt. Danach lass er noch zwei Zeitungen durch, bevor er sich schlafen legte. Am Morgen nachdem er sich gewaschen und angekleidet hatte, hat er reichlich gefruhstuckt. Hiernach ist er zu seiner „Arbeit“ gegangen, hat seinen Platz bei der Metro aufgesucht, und seine Tasche vor sich aufgebaut. Die Uhr bewegte sich mittlerweile auf Zehn Uhr vor mittags zu, der groSe Ansturm war vorbei, jetzt schlenderten die Hausfrauen durch die StraSen und besorgten ihre Einkaufe, von diesen hatte Sergej nicht viel zu erwarten.

Plotzlich ist das kleine Madchen von Gestern erschienen, und hat sich neben ihn hingekauert. Im ersten Moment wusste Sergej nicht was er machen sollte, doch dann hat er sie begruSt, worauf sie nur nickte. Zwischen durch ist sie immer mal weggegangen, aber immer ist sie wieder zuruck gekommen. Dann ging sie wieder fort, und Sergej freute sich schon, dass sie diesmal ganz fortging, aber dann kehrte sie doch wieder zuruck, und brachte Pasteten mit. Zwei der Pasteten reichte sie Sergej hin, der sie zogern annahm. Er hat sich hoflich bei ihr bedankt, und anschlieSend die Pasteten mit einem gesunden Appetit verspeist.

Sie selbst aS ihre Pasteten ohne Appetit, Sergej sah es ihr an. Dann schaute sie sich die vorbei hastende Menschenmenge  an, und nach ca. einer halben Stunde, stand sie auf und ging, ohne sich zu verabschieden. Die nachsten Tage kam sie nicht mehr vorbei, und Sergej hatte sie schon fast vergessen. An diesen Tagen hatte er gutes Geld gesammelt, was er nach langem uberlegen, wohl dem unbekanntem Madchen zu verdanken hat. Wie aus heiterem Himmel tauchte sie plotzlich wieder auf, setzte sich schweigend neben ihn hin, und sah der vorbei laufenden Menge nach. Sergej schien es so, als ob das Madchen auf jemanden wartet. Am nachsten Tag, als sie wieder kam, hat Sergej sie begruSt, und seinen Namen genannt, worauf sie mit leiser Stimme sagte: - „Ich heiSe Asja.“

Dann fragte er sie nach ihrem Alter, und prompt kam die Antwort: - „Elf Jahre.“
- „Warum bist du nicht in der Schule?“ – hat Sergej weiter gefragt.
Sofort kam die Antwort, dass sie nicht zur Schule geht, sondern zu Hause unterrichtet wird. Der Unterricht findet abends statt, und nun wird es Zeit zu gehen, stand auf und verlieS Sergej Richtung Ausgang. Als das Madchen verschwunden war, kam der Milizionar zu Sergej, um in Erfahrung zu bringen, welche Verbindung er zu dem Madchen hat, worauf Sergej ihm nur sagen konnte, dass er sie nicht kennt.

-„Mir ist das Madchen bekannt,  – sagte der Milizionar zu Sergej, - obwohl ich niemals mit ihr gesprochen habe. Sie kommt hierher, setzt sich neben dich, es siecht so aus, als wenn sie auf jemanden wartet, ich beobachtete sie schon seit langem. Sergej hob die Schultern hoch, aber antworten konnte er nicht. In ihm kam plotzlich Mitlied dem Madchen gegenuber auf, den Grund der Gefuhle konnte er aber nicht deuten. In ihm kam der Wunsch auf, mit Asja zu reden, und wenn er kann, ihr nach Kraften zu helfen. Als wenn sie Gehdanken erraten konnte, erschein sie die nachsten drei Tage nicht. Sergej begann sich Sorgen zu machen, es kann ihr was passiert sein, aber wen sollte er fragen?

Dann endlich kam sie wieder, und Sergej fragte:
-„Asja, ich habe das Gefuhl, dass du auf jemanden wartest?“
Sie hat ihn angeschaut, und dieser Blick sagte, kein weiteres Gesprach. Sergej hatte verstanden, und schwieg. Nach einer kurzen Weile antwortete Asja mit leiser Stimme:
-„Ich warte auf meinen Papa, der zur Arbeit gefahren ist, und seit dem nicht wieder zuruck kam.“
-„Wie lange ist das schon?“ – fragte Sergej.
-„Ungefahr ein Jahr, – antwortete Asja mit trauriger Stimme, - Mutter sagte, Papa sei gestorben, aber ich glaube es nicht, denn hier in der Metro haben wir uns getrennt, er ist zur Arbeit gefahren, und ich bin zur Schule gegangen.

Sergej wusste nicht wie er das Gesprach fortfuhren sollte, deshalb schwieg er, und wartete das Asja weiter reden wird. Er hatte richtig gehandelt, denn sie fragte ihn, wo er zu Hause ist. Er hat ihr die Stra;e und die Hausnummer genant, und dann schwieg er.
-„Ich lebe auf Prischwina, nicht weit weg von hier.“ – hat sie gesagt.
Sergej war diese StraSe bekannt, denn nachdem er ins sogenannte Dorf verwiesen wurde, hat er zuvor auf Prischwina gewohnt. Sein jetziges Zuhause hat er sich gezielt gesucht, denn er kannte die Gegend gut, und er war wieder in seiner alten Heimat. Wenn er so mal an seiner alten Wohnung vorbei ging, wurde er schwermutig und hatte das Gefuhl als wurde sein Herz zusammengepresst werden.

Sergej fragte Asja in welchem Haus sie auf Prischwina wohnt. Sie sagte es ihm, und er begriff, dass er auch in diesem Haus gewohnt hat. Er hatte seine Krafte kaum unter Kontrolle, aber trotzdem fragte er Asja auch nach der Wohnungsnummer, und bekam die Antwort: -„Nummer zwolf.“ Sergej’s Hande wurden kalt, er konnte seine Erregung kaum zugeln, es war seine Wohnung.
-„Habt ihr sie gekauft?“ – hat Sergej sie gefragt, obwohl er wusste, dass er nichts unternehmen konnte, denn alle Dokumente hatte er personlich unterschrieben.   

Asja schaute ihn mit groSen Augen an und antwortete:
-„Papa hat sie gekauft, in dem er unsere alte kleine Wohnung verkauft hat. Jetzt haben wir eine gute Wohnung mit einer groSen Kuche. Sergej musste niemanden erklaren, dass er die Wohnung genau kannte, aber Asja;s Eltern waren nicht Schuld daran, dass er die Wohnung los geworden ist. In ihm kam aber aus unerklarlichen grunden Missgunst gegenuber Asja auf.
-„Warum lernst du nicht in der Schule? – hat Sergej sie gefragt.
-„Nach dem mein Papa verschwunden war, lag ich langere Zeit im Krankenhaus, und als ich dann wieder nach Hause konnte, rieten die Arzte ich sollte besser zu Hause unterrichten werden. Aber er wird wieder kommen.“ – erganzte Asja den Satz.

Sergej aber schien es, dass sie von ihren Worten selbst nicht mehr uberzeugt war. Danach ist sie aufgestanden und hat sich zum ersten Mal von Sergej verabschiedet, und ist nach Hause gegangen. Seine Stimmung war auf dem Nullpunkt, aber er blieb noch gut eine Stunde auf seinem Platz, um den abendlichen Hauptstrom noch mitzunehmen. Dann ging auch er, bezahlte den Milizionar, und verlieS die Metro. DrauSen lag der frische Schnee, es war kalt, aber Sergej war nicht kalt, denn er war warm bekleidet. Unbeabsichtigt ist er statt zu sich nach Hause, zu dem Haus auf Prischwina gegangen. Hatte er Asja nicht kennen gelernt, ware er sicherlich nicht so direkt dort hin gegangen. Er stand da so vor dem Haus, schaute nach oben, die Wohnung liegt im dritten Stockwerk, und sah in der Kuche licht brennen.

Jetzt sah er auch, wie Asja und ihre Mutter in der Kuche am Tisch saSen und zu Abend aSen. Langsam fing Sergej an zu frieren, sodass er sich auf den Heimweg begab. Als Asja am nachsten Tag wieder in der Metro erschien, sprudelte es nur aus sie so heraus. Sie wurde immer gesprachiger, man konnte meinen, Sie wollte alles nachholen, was sie vorher versaumt hat. Asja erzahlte viel uber ihre Familie, und Sergej horte aus ihren Worten, dass sie eine gluckliche Familie waren, bis zu dem Zeitpunkt, wo der Vater verschwand. Kam das Gesprach direkt auf ihren Vater, dann zog sich Asja immer zuruck.

Sergej sagte ihr, dass Verstorbene beerdigt werden, und ob sie sich an eine Beerdigung erinnern konne. Asja sagte zu ihm, dass keine Beerdigung stattgefunden hatte, worauf Sergej erst mal eine Schweigepause machte. Nach einer Weile fragte Sergej:
-„Asja, hast du noch Verwandtschaft, GroSmutter, Tanten oder Onkel?“
-„Ja, ich habe eine GroSmutter, die lebt in Lytkarino unweit von Moskau. Wir fahren h;ufig zu ihr, meine Schulferien verbringe ich ausschliSlich bei ihr.
-„Wo warst du, als man dir sagte, dass dein Vater gestorben sei?“
-„Bei GroSmutter war ich, aber es waren keine Schulferien, dann ist GroSmutter fгr zwei Tage fortgefahren, und die Nachbarin hat sich um mich gekummert. Gro;mutter sagte noch, dass sie in Moskau was wichtiges zu erledigen hat.“
 
Danach schwieg Asja, und Sergej fragte:
-„Du meinst, sie ist zur Beerdigung deines Vaters nach Moskau gefahren? Asja, bitte deine Mutter, dass sie mit dir zum Grab deines Vaters fahrt, dann wirst du auch wieder deine innere Ruhe finden, und brauchst nicht mehr in der Metro auf ihn zu warten. Fur dich ist es wichtig, dass du wieder normal zur Schule gehst, und mit deinen Klassenkammeraden, deinen Lehrerin und allen anderen Menschen reden kannst, je eher kannst du den Tag deines Vaters verarbeiten.“ Asja horte ihm aufmerksam zu, und Sergej bemerkte, dass sie ihm des ofteren zustimmte. Unvermittelt stand Asja auf, sagte zu Sergej dass sie uber ihr Gesprach nachdenken wird, verabschiedete sich und ging nach Hause.

Zwei Tage war Asja nicht erschienen, aber als sie am dritten Tag kam, sagte sie zu Sergej, dass sie alles so gemacht hat, wie er gesagt hatte. Sie ist mit ihrer Mutter am Grab des Vaters gewesen, hat mit ihm gesprochen, und lange geweint. Auf der Heimfahrt hat sie der Mutter versprochen, nach den Winterferien wieder zur Schule zu gehen:
-„Das habe ich Papa versprochen, dass muss ich unbedingt erfullen“ –
erganzte sie noch.
Sergej hat ihr aufmerksam zugehort, und sie saSen noch gut zwei Stunden zusammen, und Asja wurde immer gesprachiger. Jetzt stellte sie die Fragen, und er mochte nicht so recht antworten, weil er wusste, dass sein Lebenswandel nicht der rechte war.
-„Sergej, wie alt bist du? Ich war die ganze Zeit der Meinung, dass du schon alt bist, aber du hast eine junge Stimme.“

Er uberlegte kurz, dann antwortete er ihr:
-„Ich werde in kurze sechsunddreiSig Jahre, und das ich so alt aussehe, liegt an meinen langen und ungepflegten Haaren, sowie an meinem Bart. Zudem sehe ich kranklich aus, sodass mich keine Firma einstellt, und ich somit keine Arbeit bekomme.“
-„ Sergej, sage mir deinen erlernten Beruf, ich werde mit meiner Mutter reden, Sie arbeitet in einem groSen Unternehmen in der Personalabteilung, vielleicht kann sie was machen.“
Dieses Fragespiel wurde Sergej langsam peinlich, und er versucht immer wieder dass Gesprach in andere Bahnen zufuhren, was ihm aber nicht gelang, denn Asja war hartnackig. So antwortete er brav, dass er Schlosser und Sanitarinstallateur erlernt hat. Er war sichtlich froh, als Asja sich verabschiedete und fortging. Sergej war geschlaucht von diesem Tag, aber er bliebt weiter hin Interessenlos sitzen.

Am nachsten Tag erschien er wie gewohnlich an seinem Platz, bis sich gegen Mittags bei ihm starke Kopfschmerzen und starken Husten bemerkbar machten. Sergej hatte das Gefuhl, als wenn ihm der Husten die Brust zerreiSt. Die Menschen machten einen Bogen um ihn herum, und der Milizionar, der dieses mitbekam, ging zu Sergej und empfahl ihm nach Hause zugehen. Fur diesen Tag nahm der Milizionar kein Geld, denn Sergej hatte so gut, wie nix eingenommen. Er gehorchte dem Milizionar, aber bevor er nach Hause ging, holte er sich aus der Apotheke Kopfschmerztabletten.

Zu Hause angekommen, nahm er die Tabletten ein und legte sich in voller Kleidung aufs Bett. Er fuhlte sich so schlecht, dass er sogar vergaS die Tur abzuschlieSen. Ihn uberkam ein qualender Durst, aber er hatte keine Kraft mehr, um sich seinen Tee zukochen. Als Asja am nachsten Tag in der Metro erschien, wunderte sie sich, dass Sergej nicht hier war, aber sie setzte sich auf seinen Platz und wartete. Nach ca. einer halben Stunde, ging sie zum Milizionar und fragte ihn, ob er wusste, wo Sergej sei? Er sagte ihr, dass ihm gestern der starke Husten zugesetzt hat, und er deshalb vorzeitig nach Hause gegangen ist, aber er konnte ihr nicht sagen, wo er wohnt. 

Diese Auskunft brauchte Asja auch, nicht denn sie wusste wo Sergej seine Unterkunft hat. Unverzuglich hat sich Asja auf den Weg gemacht, um nachzusehen, was mit Sergej ist. Als sie zu den Hausern kam, und durch den Torbogen ging, sah sie die gepflegte Frau, die sie ansprach und sich nach Sergej erkundigte, da Asja nicht die Hausnummer wusste. Die Frau gab ihr die gewunschte Auskunft, und Asja suchte und fand schnell den richtigen Kellereingang. Sie offnete seine Kellertur und erschrak, als sie ihn so das liegen sah. Er rochelte, wie ein altes WalroS und seine Stirn war heiS, wie Feuer.

Asja, die ein Handy bei sich hat, rief sofort die 03 an, gab die Adresse an und wartete auf den Notarzt. Dieser kam auch schnell herbei, schaute sich Sergej an und sagte zu Asja, dass er eine schwere zweiseitige Lungenentzundung hat. Dann verlangte der Arzt den Pass und die Versicherungskarte, denn diese Dokumente brauchte der Arzt fur die Einweisung ins Krankenhaus. Im Pass war ersichtlich, dass Sergej ein Obdachloser war, was Probleme mit sich brachte. Es sind zwar alle Krankenhauser verpflichtet, auch Obdachlose aufzunehmen, aber viele lehnen einfach ab. Endlich haben sie aber ein Krankenhaus gefunden, und ihn schnellstens dort hin gebracht.

Asja schloss seine Kellerbehausung zu, steckte den Schlussel ein und fuhr mit ins Krankenhaus. Dort angekommen, wurde Sergej erst einmal der Kopf Kahlrasiert, so verfahrt man mit allen Obdachlosen. Hier nach kommen die Untersuchungen dran, um dann auf die Station verlegt zu werden. Dann wurden Asja die wenigen Habseligkeiten und der Pass ausgehandigt, mit denen sie nach Hause fuhr. Zu Hause angekommen, steckte sie seine Wasche in die Waschmaschine. Dann nahm sie sich seinen Pass und blatterte ihn durch, und war erstaunt, ein so schones Foto zu sehen, welches einen so sympathischen Mann zeigte. Am Abend, als Asja`s Mutter von der Arbeit nach Hause kam, wunderte sie sich uber die frischegewaschenen, aber abgetragenen Sachen auf dem Balkon, die dort auf der Leine hingen.

Von ihrer Tochter wurde sie aufgeklart, was sich Tagsuber zugetragen hat. Sie versprach Asja, zusammen ins Krankenhaus zu fahren, um Sergej zu besuchen. Am nachsten Morgen hat Natalja, so heiSt Asja;s Mutter, im Krankenhaus angerufen, und sich nach Sergej Zustand erkundigt. Sie bekam die Auskunft, dass sein Zustand ernst ist, aber Stabil, und die Arzte rieten vorlAufig von Besuch ab. Natalja fahr daraufhin zur Arbeit, und Asja ins Krankenhaus. Sie setzte sich bei der Anmeldung auf eine Bank, in der Hoffnung etwas uber Sergej zu erfahren. Asja horte, wie sich Krankenschwestern uber Sergej ernsten Zustand unterhielten. Sie blieb noch eine Zeitlang sitzen, bis sie dann nach Hause ging. Am nachsten Tag der gleiche Ablauf, auf der Bank sitzen und warten, vielleicht tut sich ja was, aber es passierte nicht. Am dritten Tag trat ein Arzt an sie heran, und fragte, auf wen sie hier wartet?

Asja sagte ihm, dass sie auf Sergej wartet, und gern wissen wurde, wie sein Zustand ist? Vom Doktor bekam sie die Nachricht, dass sich der Zustand von Sergej gebessert hat, und er morgen auf die Normalstation verlegt wird. Nach dieser angenehmen Auskunft ging Asja glucklich nach Hause, denn sie wusste jetzt, dass Sergej nicht sterben wird. Am darauffolgenden Tag, es war der Sonnabend, fuhren die beiden zu Sergej ins Krankenhaus. Von zu Hause brachte sie frisch gebratene Koteletts, Saft und Fruchte mit. Asja huschte schnell noch mal bei der Metro vorbei, um bei einem Verkaufsstand, verschiedene lecker gefullte, Pastete zu kaufen, die Sergej gerne aS. Im Krankenhaus angekommen, erkundigte sich Natalja an der Information nach der Zimmernummer, welche sie auch bekam.


Asja ist ins Zimmer rein, hat geschaut, aber sie hat Sergej nicht gesehen, worauf sie zuruck und nachgefragt hat, ob die Zimmernummer richtig ist. Sie war richtig, also nachster versuch, doch diesmal kam vom Fenster ein rufen. Asja stand fassungslos da, Sie hat ihn nicht wiedererkannt, kahl rasiert, ohne Bart, zudem sah er sehr kranklich aus. Aber seine Augen und seine Stimme waren es, die Asja sofort wieder erkannte. Sie gingen zu Sergej ans Bett, Natalja begruSte ihn, und Asja fiel ihm um den Hals und weinte vor Freude. Dann gaben sie ihn die Leckeren Lebensmitteln, und er versprach sie, bis auf den letzten Krumel aufzuessen, aber spater, nicht jetzt. Die drei unterhielten sich und scherzten viel, besonders Sergej uber sein verandertes Aussehen. Bevor sie sich verabschiedeten, versprach Asja das sie jeden Tag kommen wird, dann gingen sie.

Bei ihrem nachsten Besuch versuchte Asja, das Gesprach uber seine verlorene Wohnung aufzunehmen, was Sergej aber sofort beendete. Von Tag zu Tag fuhlte er sich besser, er bekam auch eine gesunde Gesichtsfarbe, und sein Haar wuchs auch schon wieder nach. Natalja kaufte Sergej einen Elektrorasierer, damit er seinen Bart richtig pflegen konnte.   

Nach und nach versorgten sie ihn mit samtlichen Kleidungsstucken die man braucht, von Unterwasche, T-Shirt, Freizeitanzug, sowie Turnschuhe und Hausschuhe. In den Krankenhaussachen ahnelte er einen Haftling, er sah einfach hasslich darin aus. Sergej nahm taglich gewicht zu, und fuhlte sich zusehends besser. Er sah mit seinem Igelhaarschnitt richtig sympathisch aus. Asja;s Mutter besuchte Sergej nur, wenn sie einen freien Tag hat, und dann bringt sie ihm immer frisch gebratene Kotletten mit. Asja fiel zu Hause auf, dass wenn ihre Mutter mit ins Krankenhaus fuhr, sie lange vorm Spiegel stand, und sorgfaltig Make-Up auflegte. Auch ihre Kleidung wahlte sie bedacht aus, Sie war eine Schonheit.

Am Freitag hat Sergej vom behandelten Arzt die Auskunft bekommen, dass er nachsten Dienstag nach Hause kann. Sergej sagte Asja nichts davon, er dachte nur daruber nach, dass er wieder betteln muss und in seiner Kellerbehausung wohnen wird. Aber Asja erfuhr von der Krankenschwester, die Sergej betreute, dass er in wenigen Tagen entlassen wird. Die Schwester fragte Asja:
-„Wo wird er wohnen, er ist doch ein Obdachloser?“
In Asja stieg die grenzenlose Wut auf, und sie schrie die Krankenschwester an:
-„ Du, blode Narrin, siehst du nicht, das er eine Frau hat, sie hatten sich gezankt, aber jetzt haben sie sich wieder versohnt!“

Die beiden sprachen laut, sodass viele Menschen das Gesprach mitbekammen. Sergej hat es auch in seinem Zimmer mit bekommen, kam aus seinem Zimmer heraus, ging zu Asja und nahm sie in den Arm. Er ging mit ihr in die Einganghalle Richtung der Fahrstuhle. In diesem Moment stieg Natalja aus dem Lift, und Sergej schaute sie fragend an, denn es war Montag. Natalja sah das ihre Tochter geweint hat, und stellte keine Fragen. Zu Sergej sagte sie, dass er nach seiner Entlassung erst mal einige Zeit bei ihnen wohnen wird. Dann werden wir uns auch uber eine Arbeit bemuhen, und auch das du in Moskau registriert wirst. Sergej stand da, und wusste nicht wie ihm geschah. Asja fuhlte, dass Sergej ihre Mutter mochte.

Seine Entlassung hat sich um einen Tag vorzogert, am Mittwoch holten sie Sergej ab, und fuhren gemeinsam nach Hause. Am Abend sagte Natalja zu Sergej, dass er bei ihr in der Firma einen Arbeitplatz als Schlosser und Installateur hat, und spater Kurse fur den Elektriker besuchen wird. Dann haben sie zu Abend gegessen, eine Zeitlang noch zusammen gesessen uber dies und das geredet, bis sie dann ins Bett gegangen sind. Asja spurte, dass Sergej mit der neuen Situation noch nicht so zurecht kam. Eines Abends verlieS Sergej die Wohnung, um spazieren gehen zu wollen.

Als Mutter und Tochter schlafen gehen wollten, war Sergej immer noch nicht zuruck, Natalja regte sich auf und machte sich Sorgen. Asja konnte nicht schlafen, und wartete bis sie glaubte das ihre Mutter schlafen wurde, dann zog sie sich wieder an, und verlieS leise die Wohnung. Sie wusste wo sie hingehen musste. Als sie ankam und klopfte, offnete Sergej ihr die Tur. Asja lief auf ihn zu, und trommelte mit ihren kleinen Faustchen auf seiner Brust herum, und weinte bitterlich. Sie sagte ihn, dass sie ihn wie ihren Vater lieb, und sie nie wieder einen geliebten Menschen verlieren mochte. 

Sergej nahm Asja fest in den Arm, druckte sie und schwor ihr tiefe Zuneigung:
-„ Aber heute Nacht werde ich hier schlafen.“
Zwischenzeitlich ist Natalja wach geworden, und hat ihre Tochter vermisst, worauf sie sie ubers Handy sofort anrief. Mutter und Tochter unterhalten sich eine Zeitlang, bis Asja Sergej das Handy reichte, und er mit Natalja weiter sprach. Als er fertig war, zog er sich an, und ging mit Asja zu ihr nach Hause. Natalja wartete auf die Beiden, und tat so als sei nicht geschehen. Sie deckte Tee und Kuchen auf, und redeten noch lange.

Asja sah in den Blicken der beiden, dass sie sich sehr mochten, und verstand nicht, dass sie sich das nicht eingestanden. Sie meinte nur, dass Erwachsene sich wie Kinder benehmen. Dann gingen sie zu Bett, und schliefen. Am nachsten Tag, einem Freitag kam Natalja fruher als sonst von der Arbeit nach Hause, und machte Sergej den Vorschlag, morgen mit dem Auto ins Gebiet Tver zu fahren, um nach dem Haus zu schauen, in welches er eingewiesen war. Asja stimmte mit Freude zu, aber Sergej auSerte Zweifel, ob man jetzt mit dem Auto dort uberhaupt hin kommt.

Es ist Anfang Marz, es lieg noch Schnee, und der ist matschig, der Weg ins Dorf wird nicht befahrbar sein. Nach langerem Zogern, entschieden sie sich aber doch zu fahren. Fruhmorgens am Sonnabend fuhren sie auf die Leningrader Autobahn, Sie kamen gut voran, Sergej hatte aber Zweifel, ob er uberhaupt dort hin findet, denn er war nur einmal dort. Nacht gut zwei Stunden Autofahrt erreichen sie das Gebiet Tver, und fanden auch gleich das Dorf. Er staunte nicht schlecht, sein Haus existierte nicht mehr, dafur war dort eine riesige Baustelle, fur ein groSes Sportzentrum. Sergej suchte sofort den Bauleiter auf, und fragt ihn:

- Was ist mit meinem Haus geschehen?
- Dieser gab ihn den Rat, sich an den Siedlungsrat zu wenden, und hat ihm auch gleich den Weg beschrieben.
Der Siedlungsrat arbeitet Samstag zwei Stunden, und Sergej hatte Gluck, dass er ihn noch antraf. Vom Vorsitzenden erfuhr er, dass sein Haus abgerissen wurde, es aber keinen Wert hatte, da es ein baufalliges Haus war. Er konne nur fur den Baugrund eine Entschadigung bekommen, dieser aber nicht mit Geld, sondern in Form einer Neubauwohnung in der Siedlung. Natalja die beim Gesprach anwesend war, machte sich Notizen. Hier nach fuhren sie Richtung Dorf, hielten unterwegs an um eine Pause zu machen. Sie tranken Tee und a;en Brot, welche sie sich von zu Hause mitgenommen hatten.

Auf der Heimfahrt erzahlten sie Asja, was sie heute alles erreicht hatten. Natalja meinte zu Sergej, dass er nicht im Dorf eine Wohnung nehmen sollte, sondern sich eine in Moskau suchen sollte. Er versprach ihr, sich am nachsten Tag darum zu kummern. Zwei Monate spater hatte Sergej seine neue Einzimmerwohnung, die ganz in der Nahe ihrer Wohnung war. Da er sich eine kleine Wohnung genommen hat, bekam er sogar noch etwas Geld hinzu Hier von konnte er die Wohnung streichen, und einige Mobel kaufen. Seine Kurse als Elektriker hat er erfolgreich beendet, und arbeitet nun schon gut zwei Monaten in diesem Beruf. Langsam fing er an, fur privat zu arbeiten, was ihm gutes Geld einbrachte.

Sergej dachte oft uber seine jetzige Situation nach, und fragte sich wie das so gekommen ist. Er kam immer wieder zu dem selben Schluss, es war Asja, die in sein Leben trat, dass Schicksal wollte es so. Irgendwie hatte Sergej Gefuhl, als wenn Asja was von ihm wollte, aber sie schlich sich aus dem Zimmer, und lieS die beiden allein. Asja wusste, dass Sergej ihre Mutter mag, aber keinen Mut hat, es ihr zu sagen. Es passierte nichts, und nun entschied Asja die Initiative zu ergreifen. Als sie das nachste mal Sergej traf, sagte sie zu ihm:
- „Aus Buchern ist mir bekannt, dass der Mann den ersten Schritt macht, ihr mogt euch doch, geniere dich doch nicht.“

Sie sagte dies mit so einer Uberzeugung, dass Sergej sogar verlegen wurde. Er ging zu Asja hin, nahm sie in den Arm, und gestand ihr, dass er ihre Mutti sehr gern mag. Danach haben sie beide gelacht, und Sergej nannte sie die Brautwerberin, und sagte ihr zu, die Sache in Ordnung zu bringen. Natalja wollte das Mittagessen zubereiten, da merkte sie, dass sie vergessen hat Brot zu kaufen. Asja bot sich an, sofort los zu laufen, um welches zu kaufen. Sergej war in der Kuche damit beschaftigt, Salat klein zu schneiden, als er mit dem Messer abrutschte und sich in den Fingen schnitt. Das Blut spritzte sofort her vor, und er lief gleich zum Waschbecken um seinen Finger unter kaltem Wasser zu halten.

Natalja war losgenannt, und hat Jod und Binde geholt, um seinen Finger verbinden zukonnen. Wahrend sie ihn verarztete, spurte sie seinen heiSen Altem auf ihrer Wange. Sie schloss ihre Augen und wartete auf seine Kusse. Sergej begann auch sofort, Natalja leidenschaftlich zu Kussen. Dann dauerte es auch nicht mehr lange, und es wurde Hochzeit gefeiert. Es war eine kleine Feier, dass Hochzeitsmahl wurde von einem Restaurant ins Haus geliefert. Sergej druckte seiner Frau einen riesigen StrauS Rosen in den Arm, und Asja bekam ein Handy geschenkt, wo bei sie sich die Worte anhoren musste, dass hat die Brautwerberin sich verdient.

Asja hat glucklich gelacht, und der Mutter erzahlt, warum Sergej sie so aufgeheitert hat. Nach den Flitterwochen gings wieder an die Arbeit, Sergej musste fruher als seine Frau los, er fuhr mit der Metro. Hier bei sah er wie auf seinem alten Platz, ein Bettler saS, und genau so wie er einst um Almosen bat. Sergej schaute sich ihn an, und sah sofort, dass das kein alter Mann war, sondern ein noch junger, so wie er einst war. Er steckte ihm Funfzig Rubel in seine Schachtel, die vor ihm auf dem Boden stand. Der Bettler schaute Sergej an, und bedankte sich f;r die Gabe.

- Wie heiS du? – fragte Sergej.
- Ich heiSe Nikolaj. – kam die Antwort.
- Wo ubernachtest du?
- Irgendwo, wo gerade ein Platz frei ist, langer als zwei Tage kann man sowieso nicht auf dem gleichen Platz ubernachten, denn dann kommt gleich die Miliz. Ich habe eine Wohnung gehabt, aber irgendwelche Verbrecher haben mich gezwungen die Papiere fur die Wohnung zu ihren Gunsten zu unterschreiben. Ich kann froh sein, dass die mich nicht getotet haben, aber fortgejagt haben sie mich wie eine reuige Hundin.
Als Sergej so uber die Geschichte von Nokolaj nachdachte, kam er zu der Uberzeugung, dass ihre Schicksale fast identisch sind.

Sergej rief uber Handy auf seiner Arbeitsstelle an, und er bat sich zwei Stunden Zeit. Zu Nikolaj sagte Sergej, dass er schnell nach Hause geht, einen Schlussel holt und sofort wieder kommt. Nikolaj saS immer noch auf der gleichen Stelle, und es sah so aus, als schliefe er. Sergej forderte ihn auf, mit zu kommen, unterwegs werde ich dir erklaren. Als sie endlich dort angekommen, offnete Sergej die Kellertur und zeigte Nikolaj seine neue Behausung. Er zeigte ihn alles, den Elektrokocher, wo Licht und Wasser ist, eben alles. Dann noch eine Frage:
- Nikolaj, trinkst du Wodka?
Es kam ein klares „Nein“, was Sergej ihm aber nicht glauben wollte.

Da es aber schon spater geworden war, beeilte sich Sergej auf die Arbeit zu kommen, und Nikolaj wieder zuruck zur Metro. Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit sah Sergej nach Nikolaj, und reichte ihm Almosen hin. Nikolaj bedankte sich jedes mal, sowohl fur das Geld, als auch fur die Behausung. Sergej hatte sich eine Erkaltung eingefangen, und war eine Woche ans Bett gefesselt. Als er wieder gesund war, und zur Arbeit ging, fehlte Nikolaj im Eingangbereich der Metro. Er hatte ein ungutes Gefuhl, da die Zeit aber schon knapp war, verschob er den Besuch zu Nikolaj zum Abend.

Von der Arbeit zuruck, war Nikolaj auch nicht auf seinem Platz, sodass Sergej sich unverzuglich zum Keller begab. Das, was er dort sah, hat ihn erschuttert, bis zum dritten Stockwerk war die AuSenfassade verruSt. Eine Kellertur gab es nicht mehr, unter im Keller war alles verbrand. Von den Menschen, die dort vor dem Haus rumstanden, h;rte er, dass der betrunkene Obdachlose mit Zigarette eingeschlafen ist, und somit das Feuer verursacht hat. Die Feuerwehr war schnell vor Ort, aber zu retten war nichts mehr. Sergej war Traurig und tief erschuttert, drehte auf dem FuS um, und ging nach Hause.

2009.


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