Goldenen Fingerhut, goldenen Nadeln und...
und der goldenen Feder
* пояснение: в связи с тем, что НА ПОРТАЛЕ в тексте не воспринимаются немецкие буквы с точкой сверху поясняю, что
ue - это u c точкой сверху
oe - это o c точкой сверху
ae - это a c точкой сверху
Egal wo und wann ich bin, ich habe das Gefuehl, dass ich zusammen mit Naehmaschine und Stricknadeln geboren bin. Jederzeit, und ueberall kann ich anfangen zu stricken und zu naehen, notfalls auch 24 Stunden am Tag. In Russland habe ich alles genaeht, von Maennerjacken und Hosen bis Frauen- und Kindersachen. Das Selbe gilt auch fuers Stricken. Ich stricke ueberall; in der Mittagspause auf der Arbeit, vor dem Fernsehen, in der Arztpraxis. Diese Leidenschaft ist so stark, das ich mich davon fuenfzig Jahre nicht trennen konnte. Auch in Deutschland hoerte ich nicht damit auf. Wenn ich dachte: Jetzt hoere ich wirklich auf, bekam ich einen ganzen Sack geschenkter Wolle und alles hat von vorne angefangen. Mit dem Stricken begann ich, als ich wenig aelter als 20 Jahre war. Als ich 50 Jahre und aelter wurde, merkte ich, dass diese Arbeit fuer mein rechten Arm belastend wurde, weil orthopaedische Probleme dazu kamen. Mit dem Naehen begann ich schon vor meiner Schulzeit. Ich erinnere mich, dass mich Tante Olga eines Tages zu Ihrem Schneider mitgenommen hat. Die Tante war Hauptbuchhalterin in einem Betrieb, und wollte im Kostuem am Arbeitsplatz erscheinen. Weil sie sehr jung fuer diese Position war, glaubte sie so serioeser zu wirken. So gingen wir zum Schneider David Abramowisch.
Er war der einzige Damenschneider in unserem Kreis. Seine Kundschaft bestand aus Damen der gehobenen Klasse. Obwohl er klein und buckelig war, verspotteten die Kinder ihn nicht und auch in der Gesellschaft genoss er hohes Ansehen. Denn er war ja der Damenschneidermeister. Aeusserlich wirkte sein Haus wie alle Haeuser im Ort, aber im Haus sah es wie in einem wissenschaftlichen Labor aus. Ein Zimmer war voll mit Regalen, Schablonen, Damen- Journalen, 10 Jahre alten Damenmustern und- Buesten. In einem weiteren Raum befanden sich Naehmaschine, Buegelbrett, Dampfbuegelanlage und angezogene Schneiderpuppen. Die Tante begruesste den Meister und probierte ihr Kostuem an. Sie betrachtete sich von allen Seiten im Spiegel und war rundherum gluecklich. Bewundernd schaute ich meine Tante an. Von einer auf die andere Minute hatte sie sich in ein wunderschoenes Model verwandelt. Eine schicke siebenundzwanzig Jaehrige im blauen Kostuem! Jedoch irritierte mich, weshalb an der Front unterschiedlich grosse Stiche und Farben der Faeden gesetzt waren. Darum fragte ich ihn, ob er wirklich der beste Schneider sei. Er antwortete mir darauf: Nicht der Beste, aber – und zeigte auf eine uralte Urkunde an der Wand und seine Auszeichnungen; da waren ein goldener Fingerhut“ und „goldene Nadeln“ in einer Schatulle. Neugierig wie Kinder sind, fragte ihn: „“Von wem haben Sie den Preis bekommen?““
Er antwortete mir: „“Das ist eine lange Geschichte und fuhr fort, „was willst du werden, wenn du erwachsen bist“? Als ich ihm sagte, dass ich auch Schneiderin werden wolle, meinte er: „Wenn du das ernst meinst, dann kommst du zu mir, wenn es so weit ist. Bereuen wirst du es nicht, denn du sollst dann meine Auszeichnungen erhalten, weil ich sie sonst niemandem hinterlassen kann.“ Als meine Tante nach kurzer Zeit dann ihr Kostuem abgeholt hatte und es trug, fand ich diese vielen Farben und Stiche in der Jacke nicht mehr und ich nahm an, dass dieser Mann wirklich goldene Haende haben musste. In diesem Moment war ich sicher, dass er hoechstwahrscheinlich die Preise, die ich bei ihm gesehen hatte, von Gott persoenlich bekommen hatte. Was aus ihm wurde und wann er gestorben ist, habe ich nicht miterlebt, weil wir dann von Usbekistan fort gegangen sind. Aus mir wurde dann ja auch keine Schneiderin, sondern eine Mathematikerin.
An diese Begebenheit erinnerte ich mich wieder, als ich heute Morgen ueber meinen Traum nachgedacht habe; Ich traeumte von dem Schneider, wie er mir seine Schatulle ueberreichte. Voller Freude darueber, dass er sein Wort gehalten hat, obwohl ich keine Schneiderin war, oeffnete ich sie; Obenauf lag eine Postkarte auf der zu lesen war: „Fuer dich, meine kleine Ida“. Ich nahm die Karte zur Seite und freute mich auf den goldenen Fingerhut und die goldenen Nadeln – aber etwas anderes fand ich vor. Es war eine goldene Feder!
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