Mein Leben. 3. In den Bergen

 
Nach meiner Geburt sollte meine Mutter die Aspirantur aufgeben. Sie wohnte bei den Schaumjans. Meine Grosseltern, Oma Lija und Opa Kostja, arbeiteten viel. Meine Mutter nahm einige Buecher unter den Arm und mich an die Hand und nun ging es mit der Drahtseilbahn hoch in die Berge hinauf. Sie sagte zu mir: «Ich will, dass du eine reine Luft atmen kannst“.

Wir beide lagen oft auf schoenen Bergwiesen im Gras, manchmal in der Sonne. Bald ass ich, bald schlief ich. Weit unten im Tal lag das staubige Tbilissi, und der zarte blaue Himmel war zum Greifen nahe. Ich glaube, dass meine durch den lieben Gott gestellte Lebensaufgabe mir gerade hier offenbar wurde. Das war eine glueckliche Zeit. Hier in den Bergen sang Mama viele klassische Arien und Volkslieder. Gegen Abend gingen wir nach Hause zurueck.

Fassung von Rolf Obak.
Meine Mutter hat ihre Freude ueber unsere gemeinsam wunderschoene Zeit, die sie sichtlich genossen hat, in diesem Gedicht zum Ausdruck gebracht:
-------------
Ничего нам не надо, никого нам не надо,
Я ребёнка в сиянии лунном несу.
И на ёлочках снег, и душисто в лесу.
Тишина в небесах, и на сердце отрада.

Мы одни. Мы идем. Никого нам не надо
Тихо светит луна … Что-то там впереди?
Нежно дышит комочек родной на груди…
Тишина в небесах и на сердце отрада

1944 г.Лидия Надольская.
Fuer meine kleine Lija.

Wir benoetigen nichts und wir brauchen keinen.
Ich durchquere die Nacht, die Bauume sind schon verschneit.
Tannenduft stroemt herab, es schlaeft im Arm meine Kleine.
Und der Himmel ist still, im Herz ist Seligkeit.

Wir sind heute allein und wir brauchen keinen.
Uns begleitet der Mond, er ist jung und so klar!
Leise atmet mein Kind, meine liebliche Kleine.
Und der Himmel ist still. Alles ist wunderbar!

Lidija Nadolskaja. (Das ist eine Uebersetzung aus dem Russischen ins Deutsche von Natalija Sattel)