Mutterchen Mamanja

Elena Dumrauf – Schr;der

Eine Kurzgeschichte aus dem Zyklus: „Als der Krieg war“
Eine Ubersetzung von: Johann Schwarz


Wasja lief schon den dritten Tag durch den Ort und erzählte den Passanten, dass sein Bruder Mitja und sein Großvater Matvej in den Krieg zogen, um seinen Vater und Onkel Grigorij im Kampf gegen die Nazis zu unterstützen. Voller Stolz und Triumph verkündete er, dass sein Großvater und sein Bruder schon sehr bald siegreich nach Hause zurückkehren samt den in den Krieg gezogenen Männern aus dem Dorf.
„Sie werden es den feigen Nazis schon zeigen! Mitja ist ziemlich stark, denn er hat so große Fäuste!“, zeigte er seine zusammengedrückten Hände. „Er wird den Nazis eins überbraten, denen wird Hören und Sehen vergehen! Großvater wird ihn dabei unterstützen! Seine Flinte hat er mitgenommen und wird sein Ziel nicht verfehlen, denn er ist ein echter Jäger!“.
Alte Frauen blieben stehen und hörten dem 7-jährigen Jungen zu, stöhnten und streichelten ihn über den Kopf. Die jüngeren Frauen gingen ohne Worte vorbei, doch sie nickten dem Jungen mitfühlend zu. Die Nachbarsjungen aber ärgerten ihn und streckten ihm die Zunge raus; manche von ihnen tippten sich auf die Stirn, als ob Wasja spinnen würde.
Doch Wasja, der sich ganz sicher war, im Recht zu sein, kletterte entweder auf einen Baumstumpf, einen Sandhügel oder auf dünne Bretter, die am Zaun gestapelt waren und rief weiter:
„Jungs, das hab ich doch gehört! Ich habe wirklich gehört, wie Großvater zu Mama sprach, dass sie in wenigen Tagen wieder zurückkommen. Sie fahren nur bis zur Stadt und sind dann bald wieder da. Und Mama soll für jeden Mann einen Platz zum Schlafen finden. Sie sind mit zwei Zufuhren losgefahren, damit sie alle unsere Männer mit nach Hause bringen.“, erklärte er seine Vermutung. Als er sah, dass alle Leute ihm immer noch zuhörten, schrie er weiter:
„Jungs, auch eure Väter sind bald wieder zurück! Und sie werden den Frauen dabei helfen, die Kartoffeln zu ernten. Und auf dem Feld gibt es noch genug zu tun, außerdem müssen wir noch das Korn zu Garben verarbeiten!“, schrie er voller Freude und wedelte dabei mit der alten Schirmkappe von seinem Vater, die ihm ein wenig zu groß war. Sie verdeckte sogar seine großen Ohren und fiel auf seine Augen und seine sommersprossige Stupsnase.
Als sein Vater in den Krieg zog, hob er seine Schirmmütze vom Kopf und setzte sie seinem jüngsten Sohn auf. Wasja trug diese Mütze schon seit eineinhalb Monaten.
Manchmal schien es, als ob der Junge kluge Worte sprechen würde, oftmals bewegte er seine Augen hin und her, dann zog er ein angsterfülltes Gesicht…und bekam fast kein Wort aus seiner Kehle. Und wenn ihn jemand anschrie, stotterte er los. Nur gut, dass in diesen Fällen sein Großvater ihn verteidigte.

Seine Großmutter Martha kam vorbei und da wollte schon Wasja ihr erzählen, dass alle Männer bald wieder nach Hause zurückkommen, doch plötzlich sprach er kein einziges Wort mehr und erblickte etwas hinter dem Rücken der Nachbarin. Martha schaute sich um.
In der Ferne, am Ende der Straße, erblickten sie einen Reiter samt einem voll beladenen Fuhrwerk.
„Großmutter, schau doch mal, das ist doch Mitja, der in seiner roten Bluse reitet! Was habe ich dir gesagt!“, rief er voller Freude und lief seinem Bruder entgegen.
Der 16-jährige Mitja, bis zur Mähne des langsam laufenden Hengstes gebeugt, schwankte hin und her, denn er konnte sich kaum im Sattel halten. Wegen des vielen Blutes auf seinem Gesicht konnte er nichts sehen: weder Weg noch Leute. Das Pferd brachte ihn selbst nach Hause. Am Sattel des in ein langes Fuhrwerk eingespannten Pferdes waren Zügel angebunden.
Als Wasja seinen Bruder erblickte, blieb er wie erstarrt stehen. Seine Augen drehten sich und er fiel wie gelähmt auf das Gras, wie ein Fisch nach Luft schnappend. Über Wasjas Krankheit und dessen Anfälle wussten alle Leute im Dorf. Ein Mädchen kam aus dem naheliegenden Haus zum Fuhrwerk. Sie winkte mit den Armen und rief die Dorfbewohner um Hilfe. Sie erblickte den auf der Erde liegenden Jungen und lief zu ihm rüber. Sie erhob seinen Kopf, klatschte ihn auf die Wangen und Wasja wachte auf. Zuerst erblickte er die Beine seines Großvaters in seinen schwarzen Lederstiefeln. Sie schleiften auf der Erde, über den Querbalken des Fuhrwerks hängend, das Fuhrwerk selbst war mit Kindern gefüllt. Mit toten Kindern. Sie saßen und lagen in zahlreichen Possen, mit vor lauter Angst und Schrecken erstarrten Gesichtern. Hinter dem Fuhrwerk zog sich eine lange Spur von blutigen Linien und Punkten im Staub.
Aus ihren Häusern kamen auch schon die Frauen heraus. Sie blieben vor lauter Schrecken am Wegrand stehen und verdeckten mit ihren Schürzen die Gesichter. Da hörte man im ganzen Dorf eiskaltes, herzzerreißendes Wehklagen der Frauen.
Wasja stand sofort auf. Er rannte mit Kopfschütteln, zittrigen und nervös zuckenden Händen sowie bitterem Stöhnen um das Fuhrwerk. Der unglückliche Junge, welchem noch nicht ganz klar wurde, was gerade vorgefallen war, drehte sich um und rannte mit lautem Geschrei:
„Großvater! Mitja!“ los, doch er stolperte und fiel auf die Erde. Er stand nur langsam auf, leckte seine staubigen Lippen ab, verschmierte die Tränen mit seinen widerwilligen Händen über die schmutzigen Wangen und lief so schnell es ging, nach Hause zu seiner Mutter zurück. Hinter seinem Rücken hörte er die lauten Klagen der Frauen.

Wasjas Geschrei hörte man nun überall in der Straße. Seine Mutter würde es aus tausend Stimmen wahrnehmen. Sie lief dem kranken Jungen entgegen, da sie dachte, jemand hätte ihn geärgert. Ihr Sohn fiel ihr in die Arme und konnte, laut stotternd, keinen einzigen Laut von sich geben.
Die Frauen stoppten den Hengst, nahmen den Reiter vom Sattel, der zum Glück zwar noch lebte, allerdings bewusstlos war und brachten ihn nach Hause. Mitja wachte erst nach zwei Tagen wieder auf. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er eine Frau in Schwarz, mit dem gekehrten Rücken zu ihm stehend.
„Mama.“, sprach er leise.
„Mitjenjka, du lebst!“, rief seine Mutter. „Wie fühlst du dich? Nimm erst einmal ein Schluck, Mitja, mein lieber Sohn. Wo steckt den Grischa?“.
„In einer Höhle auf dem Hasenberg! Dort habe ich die überlebenden Kinder versteckt. Mama, wir müssen sie abholen!“.
„Ein Glück, dass Grischa noch lebt! Was ist denn passiert?“, fragte die Mutter,  welche die letzten zwei Tage aufgrund der Beerdigung und Verzweiflung gestresst war, nach dem Geschehenen. Dabei hielt sie ihrem Sohn eine Tasse mit warmem Wasser vor dem Mund.
„In der Stadt haben die Nazis die Tuberkulose – Station zerstört und uns im Wald aufgelauert. Mama, ich habe ihnen versprochen, dass ich wieder zurückkomme und sie abhole. Sie sind nicht mehr ansteckend, denn sie wurden geheilt! Wir müssen sie abholen!“.
„Meine Güte! Sogar die an Tuberkulose erkrankten Kinder blieben nicht verschont. Denn Großvater wollte doch nur Grischa und die beiden Salivchenko – Brüder vom Hof abholen. Sie sind Waisenkinder, ihre Mutter ist verstorben. Auf den zweiten Wagen wollte er doch ein paar Säcke Hafer drauflegen…Wieso habt ihr denn ein Fuhrwerk mit Kindern beladen?“.
„Sie saßen da in der Kanalisation. Was hätte ich tun sollen? Die einen Kinder ihrem Schicksal überlassen und die Anderen mitnehmen, bei diesem Bombardement? Der Großvater hat sie mitgenommen. Sie hätten sowieso nicht überlebt, auch wenn wir sie nicht mitgenommen hätten.“.
„Und wieso hast du es nicht geschafft, die Überlebenden mitzubringen?“.
„Die Nazis übersahen das zweite Fuhrwerk, sonst hätten sie auch die anderen Kinder…Sie riefen alle: Sie sind alle verseucht, alle krank! Großvater fuhr mit dem Wagen in den Wald und versteckte sich mit ihnen im Dickicht, Wir aber wurden beschossen und alle acht Kinder kamen dabei um.“, erinnerte er sich daran, wie die Kinder kreischten und Maschinengewehre krachten. Er biss die Zähne zusammen und obwohl  die Tränen aus seinen Augen liefen, erzählte er weiter:
„Der Hengst sträubte sich und warf uns in den Graben. Ich wurde verletzt und fiel vom Wagen, die anderen Kinder aber kamen ums Leben!“.
„Diese feigen Schweine! Diese Unmenschen! Gegen erwachsene Männer kommen sie nicht an, aber wehrlose Kinder massakrieren sie ohne Grund!“, klagte die Mutter. „Was hat der Großvater denn getan?“.
„Er hat die Kinder gerettet…“.

Mitja sah, wie die Mutter ihre Hände an die Brust drückte und ihn verständnislos anstarrte. Es schien, als ob sie sagen wollte: „Warum hast du bloß dein Leben riskiert? Sie waren doch immerhin schon tot!“.
„Mama, er hatte ja keine Ahnung, dass sie tot waren. Als er mit der Flinte angerannt kam und die Nazis sich aus dem Staub machen wollten, kam ich wieder unter dem Wagen zu mir. Als er sich davon überzeugte, dass alle Kinder tot waren, wurde er wütend und fing an, die Mörder zu beschimpfen und sie zu verfluchen. Da drehten sie sich um und fuhren wieder zurück. Der Großvater hätte sich hinter den Wagen verstecken sollen, damit ihn niemand entdeckt, doch er eröffnete das Feuer. Er wollte so dringend Rache nehmen. Als er sein Gewehr lud, schrie er dann: „Ihr elenden Feiglinge, wagt es, unschuldige Kinder zu massakrieren! Ihr herzlosen Rattenschwänze! Ich hasse euch alle! Was habt ihr euch dabei gedacht?! Ein Kind soll leben! Und ihr habt sie ermordet, ihr feigen Mörder? Verdammt seid ihr auf ewig!“. Zwei der Soldaten wurden erschossen, aber am Ende…hat es auch ihn erwischt. So fiel er auf dem Wagen.“, und die zittrige Stimme von Mitja verstummte plötzlich. Nach nur einer Minute sprach er weiter:
„Mama, wir müssen die anderen Kinder retten! Dort sind zwölf weitere Kinder. Sie fürchten sich, so ganz alleine ohne Erwachsene…“
„Ja, Söhnchen, das machen wir mit Sicherheit, allerdings habe ich keine Ahnung, wo sich diese Höhle befindet.“.
„Hilf mir bitte dabei, aufzustehen. Wie lange liege ich schon hier?“, fragte Mitja, während der versuchte, aufzustehen.
„Du warst zwei Tage lang bewusstlos, mein Sohn.“.
„Weia! Und wenn sie wahrscheinlich schon jemand entdeckt hat?! Die Nazis werden sie töten. Mein Kopf dreht sich, mir ist so übel!“, fasste er sich am verbundenen Kopf.
„Du kannst doch nicht mit einem verbundenen Kopf so plötzlich wieder aufstehen und zum Hasenberg gehen. Du brauchst selbst Hilfe.“, sprach die Mutter, als sie sah, wie seine Augen sich wieder drehten und der Kopf auf das Kissen fiel.
„Mama, ich weiß, wo sich der Hasenberg befindet. Ich und die Jungs sind dort schon mal gewesen.“, hörte die Mutter die Stimme von Wasja.
„Nichts da!“, schaute sie ihn voller Ernst an. „ Dein Großvater wurde heute beerdigt, der Vater ist im Krieg, der ältere Sohn ist verwundet, der zweite krank und befindet sich in irgendeiner Höhle. Ausgerechnet du willst dich jetzt von den Nazis schnappen lassen. Kümmere dich lieber um deinen Bruder. Du gibst ihm Wasser und ich gehe zu den anderen Frauen rüber. Im Dorf sind keine Nazis und wenn sie abends nicht ins Dorf kommen, dann brechen wir auf, wenn es dunkel wird.“.
„Mama, ich gehe mit dir mit, du kennst sicher den Weg nicht.“, piepste Wasja.
„Nein, mein Sohn, du darfst nicht von Mitjas Seite weichen, hörst du? Auch wenn du mal dringend musst, aber dann ganz schnell…und komm ja wieder zu seinem Bett zurück. Er könnte vielleicht Hilfe brauchen und niemand ist da. Dass er ja nicht stirbt.“, bemerkte die Mutter erschreckend und drohte ihm mit dem Finger. Das genügte völlig, um in dem Jungen das Gefühl der Verantwortung für das Leben seines Bruders zu wecken.
„Es ist besser, wenn du den leisen Pfad nimmst, Mama!“.
„Was für ein Pfad denn, mein Sohn?“.
„Ein leiser Pfad, auf dem niemand geht. Naja, hinter den Häusern eben.“, konnte Mitja es ihr nicht deutlich genug erklären.

Nun wurde es dunkel. Die ersten Sterne erschienen im Himmel und bevor der Vollmond kam, machten sie sich auf den Weg. Es waren nur zwei Frauen: die Nachbarin Motja und ihre Schwägerin Sofia, die sich entschlossen haben, die Kinder zu suchen. Auch der junge Bursche Iwan kam mit, doch da er ein großes Geschwür am Bein hatte, bedankten sich die Frauen bei ihm, ließen ihn dennoch zuhause. Sofia kannte den Weg zur Höhle und versicherte, dass es nur drei oder vier Kilometer bis zu ihr sind. Die Frauen sammelten etwas zu Essen und Trinkwasser für die Kinder, dann verließen sie den Hof.
Zu sehr fürchteten sie sich vor dem Waldweg, auf dem zwei Tage zuvor Mitja die ermordeten Kinder transportierte. Sie entschlossen sich dorthin und zurück zu Fuß zu gehen, um nicht auf der großen Straße entlang zu laufen, die zu jeder Stunde von den Nazis unsicher gemacht wurde.
Der Weg allerdings war nicht so nah, wie Sofia es vermutete, sondern dreimal so weit. Sie marschierten einige Stunden. Wohlmöglich liefen sie im Kreis herum, als sie im Dunkeln durch den Wald gingen. Doch trotz der Furcht, ihren Sorgen und dem Weg erreichten sie die Höhle doch noch. Die Wolken zogen sich am Himmel zusammen und verdeckten den Mond. Doch im Osten brach die Morgenröte an und der Himmel über den Wolken war nicht mehr so tintenschwarz, wie im Westen.
Es war ganz still, nur der Wind raschelte in den Laubkronen der hohen Bäume und rutschte leicht an den Gesichtern der müden Frauen, dabei beruhigte und kühlte er sie. Doch die Anspannung und die Angst verließen die Frauen, die ganz vorsichtig zum Höhleneingang kletterten, noch immer nicht.
Plötzlich blieben die drei Frauen stehen: denn eine schemenhafte, kindliche Gestalt kam ihnen entgegen und erschrak sie:
„Mama, geht es dir gut? Ich habe schon lange auf dich gewartet.“, schnaufte Wasja mit der Nase und lehnte sich an den Rockzipfel seiner Mutter.
„Wasja, Liebling, was tust du hier? Ist Mitja etwa alleine zuhause?“.
„Nein, Wanja ist bei ihm, um nach dem Rechten zu schauen. Er hat versprochen, auf ihn Acht zu geben.“.
Die frühen Vögel zwitscherten, die ersten Schritte des Morgengrauens verkündend und die Frauen atmeten voller Erleichterung tief durch.
In den letzten zwei Tagen, in denen sie die Höhle nicht verließen, waren die Kinder vor lauter Hunger und Durst geschwächt. Aber die Älteren halfen den Jüngeren. Nach drei Stunden, in denen sie auf dem kurzen Weg durch den Friedhof und auf dem ruhigen Pfad liefen, führte Wasja sie ins Dorf. Aus Angst, die ansteckende Krankheit würde sich überall ausbreiten, wurden die Kinder  in dem Haus von Mütterchen untergebracht, da sich auch ihr Sohn Grischa unter ihnen befand. Mama nahm alle Kinder auf. Die Kinder waren etwa vier bis neun Jahre alt. Nur Katja Jasminowa, das älteste Mädchen, hatte eine Großmutter. Alle anderen Kinder waren verwaist.

Nicht alle Kinder überlebten diese schrecklichen Kriegsjahre. Auch Mütterchen verlor ihre ganze Familie. Zuerst starben ihre jüngsten Kinder – Wasja und Grischa, dann die sechsjährige Raissa von den Adoptivkindern. Doch nicht aufgrund der Tuberkulose: sie erfroren im eiskalten Winter und wegen dem Hunger schafften sie es nicht mehr, dass sie  an Kraft gewinnen und aufstehen konnten. Dann kam die Meldung, dass auch der Ehegatte und Mitja verstarben.
Nach dem Krieg versuchte Mütterchen verzweifelt die Verwandten der adoptierten Kinder zu finden. Jedoch war die Suche erfolglos und im Jahre 1947 unterzeichnete sie die Unterlagen im Rathaus, damit die Kinder nicht ins Waisenhaus geschickt werden und sie nun die Verantwortung für sie trägt. Nur die 8-jährigen Mascha Fasowa und Kostja Bochkow erinnerten sich noch an ihre Nachnahmen. 1947 waren sie bereits 14 Jahre alt geworden, aber sie blieben in der Familie und gingen nicht fort. Die restlichen sieben Kinder schrieb Mütterlein auf ihren Nachnamen. So waren nun neun fremde Kinder ihr Ein und Alles geworden. Sie lebte und arbeitete nur für sie.
Mütterchen starb infolge eines Herzversagens, ganz unerwartet, im Alter von nur 44 Jahren, kurz vor Silvester 1952…Es war eine schlimme Tragödie für alle Kinder. Ein Kummer, welcher kaum einer aushalten konnte. Ohne die mütterliche Unterstützung, die Liebe, die Fürsorge und der Güte waren sie nun alle Vollwaisen geworden. Es war sehr schwierig, doch sie überlebten alle und hielten zusammen.

Die Jahre vergingen.
Eines Tages, bei einem unerwarteten Treffen der Großfamilie, die aus allen Richtungen des Landes kam und sich im Haus von Mütterchen versammelte, fanden die Dorfbewohner,  auf dem Grab neben des neuen Denkmals, einen Abschiedsbrief  „Aus den vergangenen Jahren in die Ewigkeit“:
„Liebe Mama, unser liebes Mütterchen! Wir verbeugen uns tief vor dir und erinnern uns mit großer Dankbarkeit an dich! Wir – deine Kinder, sind nicht allein in dieser großen, weiten Welt geblieben. Dank dir sind wir zusammen geblieben, als eine große, glückliche Familie geblieben. Jetzt sind wir ganz viele geworden. Verzeih uns bitte, dass wir nicht einmal mehr deinen richtigen Namen erfahren haben. Die Dorfbewohner nannten dich Manja. Und für uns alle bist du die beste, die gerechteste und die liebste Mama der Welt geworden. Den Papieren zufolge, war dein wahrer Name Margarita Karlowna Malgoschatowa, geborene Beier zur Welt gekommen.
Vielen Dank dafür, dass es dich gab und dass wir nun da sind!
Wir erinnern uns immer an dich und vergessen dich nie!
Deine Kinder“


15.10.2013


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