Bruno bettelheims psychotherapie neu interpretiert

Der weltber;hmte Kinderpsychotherapeut Bruno Bettelheim beschrieb ausf;hrlich die Behandlungsvorg;nge seiner Therapie, die sehr gedeihlich ist und die vorher als unheilbar gehaltenen schizophrenen Patienten ohne irgendeine psychotrope Arzneien voll heilen kann.
Trotzdem bleiben die Heilprinzipien dieser Therapie ungen;gend erkl;rt, was von B. Bettelheim selbst auch zugegeben wurde, als er schrieb, dass S. Freuds Theorie dem tats;chlichen Stand der Dinge oft “nicht entspricht”1 und dabei keine neue Theorie vorgeschlagen hat.
Wir entwerfen eine Neuinterpretierung B. Bettelheims Psychotherapie auf der Grundlage der psychologischen Theorie, die vom russischen Psychologen Fyodor Vasilyuk vorgeschlagen und in gro;en Z;gen dargelegt gewesen.2
Entsprechend dieser Theorie geht das psychische Leben einer Pers;nlichkeit vier “Lebenswelten” durch, die von den Prinzipien der Lust, der Realit;t, der Werten und des Schaffens (= der Freiheit) resp. gelenkt werden.
Zwischen diesen Prinzipien k;nnen ernste Konflikte und K;mpfe entstehen, welche durch die Kathexis Tr;gheit sich erkl;ren m;gen, wenn die Kathexis gem;; den Forderungen einer Lebenswelt den Forderungen einer anderen Lebenswelt nicht angemessen ist.
Als ein Ergebnis dieser Konflikte und K;mpfe kann die Kathexis von allen Lebensprinzipien teilweise ;berfl;ssig und teilweise ungen;gend werden.
Solche pathologische Kathexis gestalten, erstmals von S. Freud wissenschaftlich studiert, k;nnen g;nstig beeinflusst werden, wenn es Forderungen von den verschiedenen widerstrebenden Lebensprinzipien gleichzeitig oder in einer engen Reihenfolge gibt. (Эта фраза мне не совсем понятна, здесь, возможно, какая-то неточность. О. Сокова)
Dieser ist unserer Meinung nach eben der Fall der Psychotherapie von B. Bettelheim.
Einerseits verk;ndigt B. Bettelheim, dass seine Psychotherapie “mehr mit einer St;rkung des Ego als mit einer Aufdeckung der unbewussten Impulse sich besch;ftigt”, aber er f;gt sofort hinzu, dass sie “auch das letzere oft macht”.3
Die au;erordentliche Toleranz von B. Bettelheim bez;glich der so genannten “negativen” Symptome seiner Patienten scheint ein notwendiger Hintergrund des Wachstums der Ego Kr;fte in seiner Therapie zu sein.
Nur ein Beispiel dar;ber.
Wenn ein 8-jaeriges schizophrenes M;dchen Mary nach der Orthogenen Schule (wie B. Bettelheims Klinik genannt ist) kam, masturbierte sie offen und oft, mit einer offensichtlichen Herausforderung. Diese Herausforderung wurde aber nicht angenommen, und ihr “schlechtes” Benehmen wurde nicht unterdr;ckt. Gleichzeitig lie; die Kinder W;rterin keinen Zweifel f;r das M;dchen, dass eine Minderung der Masturbationen letzen Endes w;nschenswert sei.4
Keine Unterdr;ckung der negativen Symptome f;hrt oft zu ihrer vor;bergehenden St;rkung, aber der Realit;tsprinzip bleibt immer am therapeutischen Horizont.
Der Hauptweg der Vervollkommnung des Realit;tsprinzips scheint eine richtig organisierte T;tigkeit zu sein.
B. Bettelheim sagte ;ber seine Patienten:
“Sie kehrten zum Leben zur;ck, nur wenn wir die Bedingungen schaffen oder eine katalysierende Kraft sein konnten, die ihnen f;r ihr Wohlergehen t;tig zu werden half”.5
Aber sagte auch B.Bettelheim in seinem fr;heren Buche, dass “eine breite Befriedigung von allen oder fast allen Bed;rfnisse der Patienten” in seiner Therapie notwendig ist.6
Wenn wir zum oberer w;hnten Fall von Mary wiederkehren, sehen wir, dass sie (als auch alle andere Patienten von B. Bettelheim) in ihren Bed;rfnissen befriedigt wurde. Sie sa; oft auf den Knien ihrer W;rterin und konnte viele Uhren mit ihr ununterbrochen und ohne Ungeduld verweilen. Dann begann eine Krise in ihrer Behandlung (eine h;ufige Erscheinung in B. Bettelheims Therapie)7, wenn sie eine F;higkeit zur Befriedigung und gleichzeitig zur unabh;ngigen T;tigkeit verlor. Sie wurde unf;hig ihre aktuelle W;nsche aussprechen und beklagte sich stundenlang: “Machen Sie etwas f;r mich! Sie machen niemals irgend etwas fuer mich!” Diese Krise wurde allm;hlich ;berwunden, und Mary wurde f;hig von Befriedigung und auch von der Befriedigung bringenden T;tigkeit.
Dieser Beispiel, als auch viele andere F;lle in B. Bettelheims Therapie beweisen, dass das Wachstum der unabh;ngigen T;tigkeit von der dauernden und schwierigen Praxis der minder aktiven Befriedigung vorangegangen und begleitet ist.
In der Orthogenischen Schule von B.Bettelheim f;hrte die kleine t;gliche T;tigkeit der Patienten zur sicheren Befriedigung ihrer physiologischen und psychologischen Bed;rfnisse.
Eine solche T;tigkeit, die die g;nstige Ergebnisse unmittelbar gibt, tr;gt letzten Endes zur Interiorisation der Lust in der T;tigkeit, was eine Grundlage f;r eine gute Anpassung zu den Forderungen der Realit;t ist.8
Obgleich die Entwicklung der T;tigkeit der Patienten ein Hauptziel von B. Bettelheims Psychotherapie scheint, soll diese T;tigkeit von irgendeinem Druck frei sein. “Der Druck zu handeln” w;rde zu einer ;berfl;ssigen Energization der T;tigkeit f;hren und darum k;nnte sch;dlich sein.
In seinem Buch f;r die Eltern sagt B. Bettelheim, dass “die normale Menschenentwicklung eine Integration von zwei Arten der Vorg;nge fordert: erstens, eine Befriedigung von selbst und (die Kursive von B. Bettelheim) auch eine Befriedigung von anderen9”. Wir glauben, dass die Beziehungen der intrapsychischen und interpers;nliche Bestandteile von B. Bettelheims Therapie analog verstanden werden k;nnen.
Intensive interpers;nliche Kontakte von den Kinder W;rterinnen und Patienten, die mehrere Stunden ununterbrochen, oft mit einer k;rperlichen N;he dauern, dienen offensichtlich zu mehr und mehr Befriedigung der Patienten. Diese Richtung der Therapie, die eine Egoismus f;rdern auf dem ersten Blick scheint, hilft letzten Endes zu der Entwicklung “eines h;heren Grades der Selbstachtung und dabei einer wirklichen Achtung von anderen”.10
Unserer Meinung nach in B. Bettelheims Psychotherapie hilft die Aufdeckung des Lustprinzips zu g;nstigen Entwicklungen in der Lebenswelt der Realit;t, als auch hilft die egozentrische T;tigkeit der Patienten w;hrend eines dauernden Zeitraums zu g;nstigen Entwicklungen in der Lebenswelt der Werte.
Uns erscheint aber fraglich, ob die ;hnlichen dialektischen Beziehungen zu den “unteren” Lebenswelten in B. Bettelheims Therapie f;r die Lebenswelt der Freiheit erreicht w;rden.
Die franz;sische Psychotherapeutin M. Sechehaye11 und die russische Psychotherapeutin W. Loseva haben beweist, dass man aus der beharrlichen F;hrung der schizophrenen Patienten auf dem Wege ihrer Befriedigung, manchmal mit direkten Aufforderungen, Vorteil ziehen kann..M;glicherweise k;nnte eine solche F;hrung gegen die regressiven Krisen von den Patienten von B. Bettelheim auch helfen. (Cf. das hartn;ckige Anflehen von der obenerw;hnten Mary um eine Hilfe).
Die breite Befriedigung der W;nsche, besonders mit einem ;bergang zu den h;heren Lebenswelten, ist unserer Meinung nach eine potentielle Quelle der Regression12 und kann manchmal eine aktuelle Regression herbeif;hren, in einigen F;llen mit reellen Gefahren.
Trotzdem hat B. Bettelheim ;berzeugend erwiesen, dass die Regression ein gutes Zeichen des Anfanges der progressiven Bewegung in vielen F;llen ist.13 Unserer Meinung nach kann ein solches Hinunterst;rzen in die Lustwelt einer Entwicklung des mangelhaften Lustprinzips manchmal helfen, was f;r eine stabile weitere Entwicklung in der Lebenswelt der Realit;t eine feste Grundlage schaffen kann.14
Die sich interessierenden Leser k;nnen eine erg;nzende Information ;ber unseres Thema in unseren Aufs;tzen “Bruno Bettelheim and the dialectical psychotherapy” und “Bruno Bettelheim, psychic regressions and the “life world” of freedom”, die zu den Telekonferenzen der Usenet sci.psychology.psychotherapy und sci.psychology.theory im September 2000 von uns gesendet wurden, bekommen.
Fazits f;r die Theorie und Praxis.
Viele theoretische Fragen hinsichtlich des Themas dieses Beitrages bleiben ungel;st. Wir sind der Ansicht, dass ihre L;sung n;tzliche Schlussfolgerungen in vielen Gebieten bekommen helfen kann.
Wir glauben, dass eine neue ambulante Psychotherapie auf dieser Basis geschafft werden kann, und auffordern alle sich interessierende Psychotherapeuten und Psychologen in dieser Arbeit teilzunehmen. Wir meinen, dass man eine solche Psychotherapie nicht nur f;r die schizophrenen und autistischen Kinder, aber auch fuer alle Patienten, die irgendeine offensichtlichen St;rungen der Befriedigung und T;tigkeit haben, an erster Stelle anwenden k;nnte.
Literaturangaben.
1/ Bettelheim, B. (1991). The Informed Heart. L.: Penguin, 32.
2/ Vasilyuk, F. (1988). The Psychology of Experiencing. Moscow: Progress Publishers.
3/ Bettelheim, B. (1950). Love is not Enough. Glencoe, 36.
4/ Bettelheim, B. (1955). Truants from Life. Glencoe, 178ff.
5/ Bettelheim, B. (1967). The Empty Fortress. N.Y: The Free Press; L.: Collier-Macmillan Ltd, 17.
6/ Bettelheim, B. (1950). Love is not Enough, 27.
7/ Bettelheim, B.(1950). Love is not Enough, 229 passim. Cf. auch Burton, A. (1974). The Alchemy of Schizophrenia. In: Burton, A., Lopez-Ibor., J. J., Mendel, W. M. Schizophrenia as a Life Style. N.Y., 93.
8/ Es gibt mehrere Literaturangaben ueber die positive Bedeutung der lustigen Ergebnisse der T;tigkeit. V. besonders: White, R. W. (1959). Motivation Reconsidered: the Concept of Competence. Psychol. Rev., 66, 297-333.; Klein, G. S. (1982). Psychoanalytic Theory. N.Y.
9/ Bettelheim, B. (1988). A Good Enough Parent. N.Y.-Toronto: Random House, 242.
10/ Bettelheim, B. (1979). Surviving and Other Essays. Alfred A. Knopf, 177.
11/ Sechehaye, M. (1956). A New Psychotherapy in Schizophrenia. N.Y.-L. Die allgemeine Gegen;berstellung der Psychotherapien von B.Bettelheim und M.Sechehaye wurde von uns fr;her ausgef;hrt. V. unseren Aufsatz (1994). Gratification and Activity in Schizophrenia: Some Curative Factors in Two Dynamic Psychotherapies. Dynamische Psychiatrie, 27, 206-219 (im Englischen, mit einer deutschen Zusammenfassung).
12/ Cf. Firestone, R.W. (1990). The Bipolar Causality of Regression. Am. J. Psychoanalysis, 50 (2), 121-135.
13/ Bettelheim, B. (1967). The Empty Fortress, 93, 294 passim.
14/ V. ausf;hrlicher ;ber die Regressionen der Patienten von B.Bettelheim in unserem unver;ffentlichten Aufsatz “Regressive Exacerbations in the Psychotherapy of Bruno Bettelheim” ( in Englischen), der zu sich interessierenden Lesern von uns gesandt werden kann.

Статья была напечатана автором на дискете в самом начале 2000-х с техническими опечатками, исправленными мной (на клавиатуре отсутствовали немецкие буквы с двоеточием).(О.С.)


Рецензии