Sommerloch

Sommerloch

Es war windig.  Dünne Birkenzweige klopften gegen die Fensterscheibe.
- Schatz, bist du noch in der Küche? Kannst du bitte das Fenster schließen? Weißt du, wenn wir den Auftrag nicht bekommen, dann kann es passieren, dass ich nächsten Monat auf der Straße stehe. Schatz bist du da?
- Moment noch, ich bin gleich bei dir und mach dir nicht so viel Stress! Letztes Jahr war doch dasselbe - erst hieß es Kurzarbeit und einen Monat später musstet ihr Überstunden schieben. Das Sommerloch* wiederholt sich. Es ist halt Urlaubszeit.
Sie kam herein und beugte sich über seinen Schreibtisch:
- Du musst auf andere Gedanken kommen! Zieh dir was über, wir machen eine kleine Spritztour.
- Jetzt? Es ist halb neun.
- Das macht nichts. Gib mir ein paar Minuten.
Sie lief die Treppe hinauf und verschwand im Zimmer.
Etwas verwirrt  stand er da und schaute ihr hinterher. "Na ja, eine kurze Pause wird nicht schaden", dachte er und zog sich den alten, grünen, Pullover an. Die Schlafzimmertür ging auf.
- Ich bin soweit!
In einem roten Kleid lief sie zu ihm herunter. Er sah sie sprachlos und gleichzeitig voller Bewunderung an. Sie war immer noch bildschön, genauso so schön wie vor  zwanzig Jahren und er wusste, sie wird es immer bleiben. 
- Aber…
- Sag nichts!  Ich hab so lange nicht getanzt,  lass uns zur See runterfahren und einfach tanzen.
Ich will den Wind in meinen Haaren spüren und …
Sie schaffte es nicht den Satz zu Ende zu sprechen. Er küsste sie auf den Mund.
- Weißt du eigentlich wie sehr ich dich liebe?!
Ihre Augen leuchteten.
- Lass uns fahren…



Sommerloch* - besonders an wichtigen politischen Nachrichten arme Zeit während der sommerlichen Ferienzeit.