Wunderbares und Unverstдndliches

Ich bin 46 Jahre. Es sind heute 3 Jahre her, seit mein Mann tot ist. Drei Jahre bin ich Witwe. Vor einem Jahr habe ich irgendwie zufдllig meinen alten Freund Sergej getroffen. Einst arbeiteten wir zusammen, gingen zusammen auf Expedition. Wir gingen in ein Cafe. Bei einer Tasse Kaffee erinnerten wir uns an unsere Bekannten, an die Mitarbeiter und an komische Situationen, die zu jeder Expedition gehцren. Der Abend verging schnell und angenehm. Wir begannen uns zu treffen, und die Liebe fing an. Sergej kam fast jeden Tag. Aber am heutigen Abend wollte ich allein sein. Nach der Arbeit kaufte ich alles Notwendige und wollte das zubereiten, was mein verstorbener Mann seinerzeit gern mochte.
Und so stьrzte ich mit Taschen beladen in die Wohnung. Sogleich fьhlte ich mich irgendwie unwohl. Ich ging zum Telefon, um nachzusehen, wer mich in meiner Abwesenheit angerufen hatte. Und plцtzlich – was ist das? Halluzinationen? Am Tisch saЯ auf einem Stuhl mein verstorbener Mann im Anzug, in dem man ihn beerdigt hatte. Sehr mager und sehr blass. Er schaut mich an und lдchelt… Ich blieb wie angewurzelt stehen. Mir lief es heiЯ und  kalt den Rьcken herunter. Nach einigen Minuten verging die Angst. „Das ist – denke ich, nur eine Halluzination. Man sollte an ihn herantreten und ihn berьhren!“ Ich machte einen Schritt, und weiter nicht. Als ob mich etwas zurьckhielt – kleinen Schritt weiter. Aber ich zeige keine Angst und frage absichtlich laut:
- Wer bist du?
Schweigen. Danach fьhle ich, als ob wir jemand die Gedanken in den Kopf projiziert  hat:
- Ich bin dein Mann. Du hast mich vergessen. Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen. Das ist mir nicht leicht gefallen. Aber nur um dich zu sehen, bin ich auf alles vorbereiten. Erinnerst du dich an deinen Traum vor 3 Tage? Ich kam zu dir im Traum. Ich liebkoste und kьsste dich so, wie es im wirklichen Leben war. Und vor dem Fortgehen fragte ich dich: „Geht es dir gut mit mir?“  und du antwortest: „Ja, sehr, wie immer.“ Erinnerst du dich, wie ich wie der Wirbelwind mal dieser Antwort davoneilte? Ich trat in die Armee des Teufels ein. Ich schwor ihm zu dienen, damit er mir Urlaub fьr die Nacht gibt. Ich werde zu dir nachts im Schlaf kommen. Dir wird es mit mir gut gehen. Wir lieben doch einander. Wozu brauchst du diesen Ochsen? Warum kommt er her, um an meine Stelle zu treten? Versprich mir, dass du dich mit ihm weiterhin nicht treffen wirst. Ich werde deinetwegen dem Teufel dienen. Die ganze Nacht werden wir das genieЯen, was die Natur uns geschenkt hat. Bist du einverstanden? Ja!? Schweige nicht, sondern antworte!
Ich stand unter Schock, ich weiЯ nicht wie lange, vielleicht eine Minute, eine Stunde oder es kann sein sogar 3 Stunden. Ich kam zu ihm und schrie: 
- Nein, nein! Mein eigener Mann ist tot, aber Sergej lebt. Und ich will den Lebenden und nicht den toten lieben!
Er schaute mich blinzelnd und irgendwie abwesend an. Plцtzlich merkte ich, dass sich zwischen uns ein Schleier so wie Nebel bildete, so, als ob Nebel Ihn verhьllte. Dann verschwand der Nebel, und er verschwand auch.
Ich stand erstarrt da. Hдnde und FьЯe waren schwer wie Blei. Der Kopf funktionierte schlecht. Irgendein Grauen ergriff mich. Ich weiЯ   nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber ich stand noch, ohne mich zu rьhren an der gleichen Stelle. Ich beschloss, aus dem Haus zu gehen zu meinem Sohn zu fahren und bei Ihm zu ьbernachten. Aber sie FьЯe versagten, ich konnte mich nicht bewegen. Dann kroch ich zum Bett. Am anderen Tag ging ich nicht arbeiten, sondern zum Psychotherapeuten. Er hцrte mich an, fragte einige Male nach, doch ich hцrte seine Stimme nicht. Nach einer ziemlich langen Pause sagte er leise:   
- Gehen Sie nach Hause und haben Sie keine Angst. Das kommt bei vielen Menschen vor. Viele kommen in die Sprechstunde und erzдhlen дhnliche Geschichten. Die Wissenschaft kennt fьr diese Erscheinung keine Erklдrung. Es ist nur bekannt, dass der Geist sich materialisieren kann, aber nicht auf lange Zeit. Helfen kann  ich Ihnen nicht. Es ist irgendetwas Wunderbares und Unverstдndliches.
Ich  verlieЯ den Psychotherapeuten. Aber meine Seele war irgendwie leer. Um mich herum war Leere. Wohin gehen? Wo kann man Hilfe finden? Langsam ging ich durch die StraЯen und plцtzlich stand ich neben der Kirche. Warum konnte ich mich nicht gleich an sie erinnern?
Der Pfarrer hцrte mich aufmerksam an. Dann umarmte er zart meine Schultern. Schweigend gab er mir ein kleines Heiligenbild der Gottesmutter und das sogenannte „Krдnzchen“. Er sagte:
- Gehen Sie auf den Friedhof, graben Sie die Erde auf dem Grab auf und graben Sie dort das „Krдnzchen“ ein. Dabei sollten Sie ein Gebet halten. Dieses hier, - und er gab mir ein auf Papier geschriebenes Gebet. - Und dazu nehmen sie Weihwasser. Besprьhen Sie damit alle Ecken, Wдnde, die Tьr und die Fenster. Besonders den Platz, wo er saЯ. Er kommt  nicht mehr.
Aus  der Kirche ging ich unmittelbar zum Friedhof. Ich habe alles so gemacht, wie der Pfarrer es mit gesagt hatte. Irgendwie beruhigte ich meine Seele. Oder ist das sie Selbstsuggestion? Zu Hause war auch alles still und ruhig. Und in der Nacht… um 12 Uhr „ein Klopfen“. Man klopfte an die  Wand, an die Decke, ans Fenster. Ich wohnte im 6.  Stock. Was ist das? Ich schaute aus dem Fenster, ging auf den Treppenflur. Nirgendwo war jemand zu sehen. Ich ging ins Zimmer zurьck – wieder das Klopfen. Ich begann mit mir zu sprechen und wandte mich an meinen Mann:
- Sag, was habe ich zu Lebzeiten Schlechtes getan? Welche Schuld lastet auf mir?
- Nichts. Ich bin nicht beleidigt.
- Und warum kommst du dann, um mich zu erschrecken? Gehe fort, und komm nicht mehr, um mich zu erschrecken.
Ich erinnerte mich an das Weihwasser. Ich besprьhte alle Ecken, stellte das Heiligenbild auf den Tisch, an dem er saЯ. Das Licht ging nicht aus – mir wurde angst und bange. Lange zцgerte ich, aber die Angst ьberwдltigte mich – ich rief Sergej an.
- Verzeih, dass ich so spдt anrufe. Aber ich habe Angst. Man klopft an alle Wдnde und Fenster.
- Wer klopft? Kann sein, es war fьr dich nur ein Schein. Gut, ich komme gleich.
  Als Sergej kam, hцrte das Klopfen auf. Das Weihwasser war zu Ende gegangen. Die ganze Wohnung war damit besprьht. Sergej war verwundert und schaute mich fragend und mitfьllend an.
- Du glaubtest etwas zu hцren. Halluzinationen. Das kommt von den ьberangestrengten Nerven. Bleib ruhig – jetzt bin ich bei dir.
Er umarmte mich:
- Nun, denk mal nach, wer kцnnte an dein Fenster im 6. Stock geklopft haben? Es ist dir etwas in deiner Vorstellung erscheinen?
- Nein, es ist mir nicht in meiner Vorstellung erscheinen. Ich habe mit dem Weihwasser die Wдnde und Fenster besprьht das mir der Geistliche gab. Deshalb hцrte das Klopfen auf.
Ich weiЯ deshalb, warum das Klopfen aufhцrte. Mein verstorbener Mann kam nicht mehr. Aber Sergej verlieЯ mich nicht. Ich wurde mit ihm kirchlich getraut. Jetzt gehen wir an freien Tagen in die Kirche und stellen Kerzen zur ewigen Ruhe des Verstorbenen und zu unserem Wohlgehen auf.
Ich …wurde glдubig.


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