Empathie oder Weihnachten

Русский перевод здесь http://www.proza.ru/2015/05/25/1174

Begriff „Empathie“ ist sehr wichtig fuer die Schauspielkunst und wurde von Stanislavski und seinen Schuelern praktiziert.
Wikipedia

Weihnachten in Deutschland heisst Weihnachtsmaerkte, Vorfreude, Weihnachtsgottesdienste in den Kathedralen und Kirchen.
Und dort passieren wahre Wunder.
Neben dem Altar wird ein Weihnachtsbaum mit vielen Kerzen aufgestellt.
Man kommt in die Kirche. Nicht nur, um sich einen Weihnachtsgottesdienst anzuhoeren, sondern auch um eine kleine Auffuehrung zu sehen. Biblische Sujets werden von den Kindern gespielt, sodass die Besucher fuer eine Weile vergessen, dass sie erwachsen sind und schwelgen in den Erinnerungen an die Weihnachtszeit, als sie selbst noch Kinder waren, mit ihren Eltern in die Kirche gingen oder auch auf der Buehne standen.
Nachwuchsschauspieler mit der fuer Kinder eigenen Offenheit, uebertreffen ihre Erwachsenen Kollegen um Einiges.
Ihre Seelen sind rein, sie glauben an alles und sind ehrlich, wie im Leben, so auch auf der Buehne. Wie die Erwachsenen.
Die Drehbuchautoren, in ihren Bemuehungen, diese Szenen so originalgetreu wie moeglich darzustellen, gehen gelegentlich zu weit.
Ein kleines deutsches Provinzstaedtchen. Heiligabend in einer evangelischen Kirche:
Der Altar ist jetzt eine Buehne mit einem riesigen Weihnachtsbaum. Im Vordergrund eine Huette aus Tannenzweigen, etwas weiter ein Stall. Im Stall ein paar Figuerchen: ein Esel und Schaefchen. In der Huette, mit dem Gesicht zu den Zuschauern, sitzen zwei: Maria - ein blondes Maedchen, ungefaehr acht Jahre alt, mit Umhang und Sandalen. Ihr gegenueber – Joseph, ein etwa gleichaltriger Junge mit einem knoechellangen Hemd, barfuss, auf dem Kopf-eine Kippa.(Moeglicherweise war der Autor der Ansicht, dieses juedische Kopfbedeckung soll den Zuschauern deutlich machen, das die Handlung sich in Judaea abspielt)
Die Blicke der beiden sind auf einen Weidenkorb gerichtet und im Korb schlaeft ein echter nackter Saeugling.
Maria zu Joseph: “Liebster, das ist unser Sohn Jesus.“
Joseph staunend:“ Wie ist das moeglich, Maria? Wir haben doch nicht…“
Maria: „Das ist eben passiert, Joseph…“
Gekicher bei den Zuschauern. Nonnen in den vordersten Reihen halten ihre weissen Taschentuecher vor dem Mund, damit keiner sieht, wie sie schmunzeln.
Joseph, mit Begeisterung im Gesicht, macht den Mund auf fuer den naechsten Satz und in dem Moment schiesst der Nackedei eine Fontaene in die Luft. Der Schauspieler ist voellig verdutzt.
Das Gekicher in der Kirche gleicht mittlerweile einem beginnenden Sommerregen.
Joseph, als wahrer Theaterprofi, versucht, das Gespraech fortzusetzen, aber dem Nackedei, nackt und nass, wird es langsam ungemuetlich und er bruellt laut vor dem versammelten Publikum.
Maria und Joseph schauen verdutzt und hilfesuchend ins Publikum.
Auf der Buehne erscheint, mit Jeans und bunter festlicher Bluse, getarnt als Amme, die echte Jesus-Mutter, in den armen ein friedlich schlafendes Kind.
Der Schauspieler wird zuegig ausgetauscht und der Weinende verlaesst die Buehne.
Es koennte weiter gehen, aber…
Ach, diese kindliche Wahrheitsliebe… Joseph steht auf und, den Kopf gesenkt und auf den Boden stierend, fluestert ganz leise, verstaerkt durch das Mikro an seiner Kleidung, so dass das ganze Publikum das mitkriegt: „Mit der spiele ich nicht, sie ist kein echter Jesus.“
Die Gemeinde lacht mittlerweile richtig. Alle haben bereits mitgekriegt, dass das Kind ein Maedchen ist.
Irgendwie musste man die Situation retten. Auf der Buehne erscheint wieder die „Amme“, Mutter der suessen Zwillinge und drueckt Joseph schnell eine in eine Decke eingewickelte Puppe in die Arme. Das Kind nimmt sie mit.
Jetzt ist improvisieren angesagt, die Empathie (Identifikation).
Die kniende Maria erhebt sich und stellt sich neben Joseph, der das B;ndel in der Hand haelt.
Und dem Publikum faellt auf, dass sie mindestens 2 Koepfe groesser ist als ihr „Ehemann“ und musste wohl deswegen ganze Zeit sitzen.
Das Lachen im Saal ebbt ab und es koennte weiter gehen.
Joseph seufzt und sagt zur Eselsfigur:“ Maria…!“
Maria fluestert, verstaerkt durch das Mikro: “ Dreh um. Ich sage dir, dreh um!“
Joseph: „ Waas umdrehen?“
Maria: „Bloedmann, dreh Jesus um!“
Dem Publikum faellt auf, das die Puppe in der Decke Kopf runter haengt:“
Der Pfarrer, die betagten Nonnen und die ganze Gemeinde bruellt mittlerweile vor Lachen.
Irgendwann beruhigt sich das Publikum. Die Auffuehrung ist zu Ende und die bunten Laempchen auf dem Weihnachtsbaum erstrahlen.
Der Pfarrer steigt auf die Kanzel, liest seiner Gemeinde seine feierliche Predigt vor. Die Geschichte der Geburt Jesu.
Alle halten Bibel in der Hand und lesen gemeinsam Verse daraus vor, die Jesus, Heilige Jungfrau Maria und Joseph lobpreisen.
Die Kirche leert sich. Gut gelaunt gehen alle nach Hause zum festlich gedeckten Tisch mit der Weihnachtsgans und Geschenken.


Рецензии
Спасибо, смешная история!

Ирина Франц   02.01.2023 21:10     Заявить о нарушении
Спасибо Ирина!

У меня есть истории о наших людях, живущих в иных странах.

Мир Вашему дому!!!

Эгрант   02.01.2023 21:30   Заявить о нарушении
Мир и Вашему дому! Буду заходить на Вашу страницу.

Ирина Франц   02.01.2023 21:42   Заявить о нарушении
Буду рад вашим визитам!

Эгрант   02.01.2023 21:44   Заявить о нарушении
На это произведение написаны 2 рецензии, здесь отображается последняя, остальные - в полном списке.