Milzbrand

Im Sommer im Altai ist das Wetter fast immer gut, warm, die Sonne ist hoch, klar, sehr guenstig fuer Pflanzen, Gemuese, suesse Gartenfruechte. Sogar Wassermelonen wachsen, obwohl nur wenige Menschen daran glauben, die viel ueber die harten sibirischen Winter gehoert haben. Es gibt Regenfaelle, aber sie vergehen normalerweise schnell und wieder die Sonne. Soweit ich mich erinnern kann, war es immer so, mit Ausnahme eines Sommers, in dem es oft regnete, aber dann war ich noch sehr jung und erinnere mich an wenig.
Und letzten Sommer war es warm, manchmal sogar sehr heiss. An einem dieser heissen Tage besuchte ich meine Grossmutter in einem Pflegeheim. Dies ist uebrigens eine der traurigen und ungluecklichen Seiten meines Lebens. Ich habe die letzten 18 Jahre von zu Hause weg gelebt und meiner Familie, einschliesslich meiner Grossmutter, ist viel passiert. Das Traurigste ist, dass sie in einem Pflegeheim lebt. Aber das Gute ist, dass sie im Zimmer mit ihrer Nachbarin Tante Zina ist, einer freundlichen alten Dame, die mich jedes Mal, wenn ich zu meiner Grossmutter komme, begruesst und mich mit warmen Worten und Wuenschen verabschiedet.
Einmal, als ich das Pflegeheim wieder besuchte, hцrte ich von Tante Zina eine Geschichte aus ihrer Vergangenheit:
"Der Feiertag war am Samstag im Dorf. Wir gingen mit dem Artel vom Maehen nach Hause. Wir maehten alles, dann feierten wir. Wir entschieden uns sofort fuer den Tisch, das ganze Dorf. Und Nikoluschka, er war gross, gutaussehend, etwas hart im Kopf, aber ein guter Arbeiter, hat immer alles fuer uns getan. Er sagte uns, er wuerde gehen, sich zu Hause ausruhen, sich hinlege und wenig spaeter wieder dazukommen. Alle gingen feiern und er ging nach Hause, um sich hinzulegen.
Bei der Dorffeier wurden Lieder gesungen, es wurde zum Spiel des Akkordeonspielers getanzt, am Tisch gesessen und gegessen - damals waren die Leute nicht sehr trinkfreudig, man hielt es fuer Suende - aber Nikoluschka kam und kam nicht.
Jegor beschloss, zu Nikoluschka zu gehen, ihn aufzuwecken, ging hin, kam aber bald zurueck, senkte den Kopf und sagte: "Das war's, die Sibirierin* hat Nikoluschka mitgenommen!"
Das ganze Dorf rannte, und Nikoluschka lag wie beim Ausruhen. Alle wurden traurig, die Feier hцrte auf, die Sibirierin nahm Nikoluschka mit...
Sie haben ihn begraben. Die Bauern gruben das Grab, und ein achtzackiges Holzkreuz wurde auf das Grab gelegt.
Im Dorf erinnerten sich alle an ihn: Er war ein guter Mann, nett, er kam nicht zur Feier. Er ruhte sich nie aus. Dann legte er sich nur einmal zum Ausruhen. Die Sibirierin nahm ihn mit ... "




* Sibirierin (allegorisch, rus. - volkstuemlich "Sibirka") -  Milzbrand


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