Willi deutsch

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Mein kleiner Bruder Willi wurde im Herbst geboren... Ich war bereits in der zweiten Klasse und wuchs unbeschwert in einer normalen Familie mit Papa, Mama und mir auf.  Schon vor Willis Geburt, nach Mamas und Papas Besuch beim Arzt, h;rte ich immer mehr Gespr;che, die in Geschrei und Mamas Wutanf;lle ausarteten. Meistens war es Papa, der mit dem Thema anfing:
- Martha, wir haben bereits Sasсha und wir werden noch mehr Kinder haben... H;ren Sie, was hat der Arzt gesagt? Es ist nicht nur ein behindertes Baby, es ist ein Monster! Denken Sie dar;ber nach... warum brauchen wir es? Haben Sie eine Ahnung, dass unser normales Leben endet und ein Albtraum beginnt?!
Die Mutter streckte ihren ohnehin schon dicken Bauch noch mehr heraus und bedeckte ihn mit beiden H;nden, wobei sie ihrem Vater hasserf;llt in die Augen schaute und ihm antwortete:
- Wie kannst du das sagen, ja sogar denken, es ist ja auch dein Kind! Willst du dein Kind t;ten?!
Dann w;rden die Tr;nen und Wutanf;lle beginnen. Und ich ging in mein Zimmer und sa; schweigend da und dachte: Wie kann Papa das nur vorschlagen, wie kann er Mama so  wehtun? Ich hatte keine Ahnung, wie recht Papa hatte.

Als Willi nach Hause gebracht wurde und ich ihn sah, schreckte ich unwillk;rlich zur;ck, Entsetzen in den Augen, und der Satz kam heraus:
- "Es ist ein Ungeheuer!"
Meine Mutter warf mich aus meinem eigenen Zimmer, aber sie und Papa blieben dort, wieder begann das Geschrei und die Wutanf;lle.
- Sie nur, sogar sein Bruder bekommt Angst vor diesem Freak, nannte das Baby ein Monster, und was dann? Was nun?! Ich hab's doch gesagt, ich hab dich gefragt, oder?!
Die Mutter schluchzte und sagte durch ihre Tr;nen hindurch etwas, wie zuvor: "Wie kannst du das tun, er ist dein Sohn?!"
Aber der Vater war ungebeugt:
- Martha, Schatz, sollen wir ihn in ein Behindertenheim stecken, weil man uns sogar im Krankenhaus angeboten hat, ihn abzulehnen? Martha, hab Mitleid mit uns allen..., er wird nie etwas denken, er wird kein Gehirn entwickeln, sein Gesicht, sein K;rper ist verst;mmelt, und seine Arme und Beine kann man nicht so nennen, er ist ein St;ck lebendes Fleisch!"
Martha war nicht kriminell, sie erf;llte schweigend ihre Pflichten als Mutter gegen;ber ihrem Neugeborenen, zog sich in sich selbst zur;ck und sprach kaum mit uns. Papa schlief nun auf dem Sofa, Mutter im Schlafzimmer und Willi wurde in mein Zimmer gelegt. Als Willi anfing zu grunzen, sprang ich sofort auf und rannte in Mamas Schlafzimmer:
- "Willi ist wach..."
Sie stand leise auf, ging in die K;che, um Babynahrung zuzubereiten, und meine Aufgabe war es, meinem Bruder mehr und mehr die Windeln zu wechseln, ihn dabei zu unterst;tzen, ihm beim Baden zu helfen, bei ihm zu sitzen.

Die Freunde meiner Eltern kamen nicht mehr zu Besuch, meine Mutter brachte ihren Sohn zur Welt, wollte ihn aber niemandem zeigen, und meine beiden Eltern ver;nderten sich sehr schnell von gl;cklichen und fr;hlichen Menschen zu d;steren und stillen. Auch mein Leben verwandelte sich unwiderruflich in einen Albtraum. Papa kam immer ;fter betrunken nach Hause, meine Mutter ;bertrug mir zunehmend die Betreuung von Willi, ich spielte immer seltener mit den Jungs Fu;ball, und mit meinen acht Jahren erinnerte ich mich mit Tr;nen an die j;ngste unbeschwerte Vergangenheit.

Papa packte stillschweigend seine Sachen zusammen und ging zu einer anderen Frau, die in unserer Stadt lebte. Mama hielt immer noch durch, aber Willi wurde immer gr;;er, es wurde immer schwieriger, sich um ihn zu k;mmern, und sie konnte kaum noch ohne meine Hilfe auskommen. Manchmal fing sie an, mich zu bemitleiden, sagte laut nette Dinge ;ber mich, und dann wechselte sie sofort zu meinem Vater und sagte, dass er ein Bastard sei und uns alle verraten habe! Ich hingegen, w;re ich ein Vater, w;re auch ich vor einem solchen Sohn und einem so schrecklichen Leben, wie wir es jetzt haben, weggelaufen. Er warnte, aber Mama sah die Dinge damals anders. Sie hat das Baby nie jemandem gezeigt, sie hat ihn ;berhaupt nicht im Kinderwagen spazieren gefahren, sie hat den Kinderwagen auf den Balkon gestellt, aber es hat sich herumgesprochen, dass wir ein Baby hatten, das wie ein Monster aussah. Die Kinder in der Schule haben mich genervt: "Kann ich deinen Bruder sehen? Und mein unternehmungslustiger Freund Jan hat mich noch ;berredet - wir zeigen Willi f;r Geld!!! F;nfzig Cent pro Person f;r eine Besichtigung.

Ich war der St;rkste in meiner Klasse, und der Lehrer sagte meinen Eltern, dass ich aufs Gymnasium gehen w;rde. Das Schuljahr endete, der Sommer begann, und ich und Jan zeigten Willy den Neugierigen gegen Geld und kauften damit S;;igkeiten, aber Jan ging allein oder mit anderen Kindern ins Kino, aber nicht mit mir. Ich hatte Willi bei mir, ich war unfreiwillig mit einer unsichtbaren Kette an ihn gebunden, wie ein Hund, denn manchmal blieb meine Mutter nachts nicht einmal zu Hause - sie rastete aus, sie fing an zu trinken. Willi lernte nicht einmal, er lie; einmal eine Art "Sasсha"-Knurren heraus, und das war alles, was der Freak zustande brachte. Er hatte gro;e Angst vor seiner Mutter und gab komische Laute von sich, bis sie den Raum verlie;. Aber er 'l;chelte' mich sogar an, es war eine eigenartige Grimasse, von der ich annahm, dass sie anzeigte, dass Willi mit mir zufrieden war.

Eines Tages wachte ich in der Nacht auf und sp;rte, dass au;er meinem Bruder und mir noch jemand im Zimmer war. Meine Mutter stand vor Willis Bett, hielt ein Kissen in der Hand und z;gerte, es auf Willis Gesicht zu legen. Ich fl;sterte ihr zu:
- Mama, tu es.., du und ich werden uns ohne ihn besser f;hlen und alles wird zur;ckkommen..., Papa wird zu uns zur;ckkommen....
Sie lie; das Kissen neben dem Kinderbett fallen, ging zur;ck und setzte sich auf die Kante meines Bettes:
- Sasсha... wirst du es tun? Die Forensik wird die Todesursache herausfinden und ich werde ins Gef;ngnis gehen... Sie werden ganz allein sein. Du bist ein Kind, du wirst nicht bestraft werden...
- Mama, aber dann werden alle denken, ich sei der M;rder meines Bruders und sie werden mich als M;rder f;rchten, nicht wahr? Ich mag ein M;dchen aus unserer Klasse, und sie wird nie mit mir befreundet sein wollen! Warum stecken wir Willi nicht in ein Heim? Viele Leute fragen mich sogar, warum wir ihn nicht dort unterbringen.
- Es ist eine kleine Stadt, jeder kennt jeden, und wir k;nnen nicht weggehen, wir haben nicht das Geld daf;r. Jeder hier wird uns verurteilen, dass wir ihn verraten haben... Sie sind jetzt alle Meister der Beratung, und dann werden uns dieselben Berater stigmatisieren.
- Lass sie doch...
- Wie k;nnen wir hier leben, mein Sohn?
- Es ist kein Leben, es ist sowieso kein Leben mit Willi, bringen wir ihn um, wie k;nnten wir ihn vermissen?
- Sascha..., mach es du..., du bist jetzt der Mann im Haus, und ich bin eine Mutter..., eine ungl;ckliche, verzweifelte Mutter.
- Mutti, bleibst du noch ein bisschen?
- Nein..., es riecht nach Schei;e hier drin, w;rdest du wenigstens l;ften, bevor du schlafen gehst?
- Es n;tzt nichts, Willi l;sst mich nicht immer wissen, dass es Zeit ist, die Windel zu wechseln, also wechsle ich sie erst, wenn sie stinkt.
Sie stand auf und ging zur T;r, und ich stellte eine Frage, die mich schon lange besch;ftigte:
- Du willst keinen Russen heiraten?
- Nein, er ist nur mein Freund, und Nikolai ist kein Russe, er ist ein kasachischer Deutscher.
- Mama, geh nicht zu ihm, er wird dich betrunken machen..., du kommst immer wieder betrunken zur;ck.
- Ich f;hle mich besser mit ihm... wenn du erwachsen bist, dann wirst du mich verstehen.
Und sie schloss die T;r hinter sich, und ich blieb bis zum Morgen wach und dachte: "Was ist mit mir, wo kann ich mich vor Willi  verstecken?"

Eines Tages ging ich mit Willi spazieren und rollte den Kinderwagen vor mir her, was sich wie ein Gewicht auf meinen Beinen und Armen anf;hlte. Das Oberteil war mit T;ll bedeckt, damit niemand das Gesicht meines Bruders sehen konnte, und wenn Willi mich "Sasсha" nannte, schauten sich die Passanten erstaunt und ;ngstlich um und fragten sich, woher das Knurren kam. Ich versuchte, mit ihm in den ruhigeren Teilen der Stadt spazieren zu gehen. Ich traft Hanni, das M;dchen aus unserer Klasse, das ich mag. Sie sprach mich zuerst an, ;berredete mich ihr Willi zu zeigen, und sie ging sogar auf dem Weg neben mir her und half, den Kinderwagen zu rollen.
- Sasha, ich verstehe, dass du mich magst. Ich habe es schon in der ersten Klasse bemerkt, aber ich werde dich niemals heiraten. Wir k;nnen nur befreundet sein.
- Warum?
- Warum was?
- Warum willst du nicht heiraten?
- Sie haben Willi, und das ist f;r immer, er kann sogar Sie ;berleben. Deine Mutter trinkt, und eines Tages wird sie dich ganz verlassen. Ich habe geh;rt, dein Vater hat getrunken, jetzt trinkt deine Mutter, und dein Bruder ist ein Freak, hast du nicht zu viele erbliche Nachteile?
- Wer hat dir das gesagt?
- Meine Mutter, als ich ihr sagte, dass du mich magst. Okay, ich werde nach Hause gehen, tsch;ss...
Hanni ging, und ich war fest entschlossen: "Ich werde Willi umbringen."

Nachts hatte ich sogar eine Idee, wie ich es machen w;rde, und es w;rde alles wie ein Unfall aussehen, nun, ich habe es nicht kommen sehen.
Am Nachmittag brachte ich Willy im Kinderwagen zum Fu;ballplatz, der direkt am Fluss lag, und ich stellte den Kinderwagen so hin, dass, wenn Willy anf;ngt, sich zu bewegen, z.B. in seine Windel zu pinkeln, um mich zu rufen, der Kinderwagen sich zur Klippe rollen w;rde und von dort in den Fluss fallen w;rde. Aber auf diese Entfernung werden weder ich noch die Jungs es h;ren. Also... er wird rollen und ins Wasser fallen, und ich werde so tun, als w;rde ich spielen und es nicht sehen. Lassen Sie nur niemanden nahe genug herankommen, um ihn zu retten. Ja, warum bin ich nicht schon letzten Sommer auf diese Idee gekommen? Ich spielte Fu;ball und schaute immer wieder auf den Kinderwagen und w;nschte das er herunterrollte. Aber... es ist Zeit, nach Hause zu gehen, und der Kinderwagen ist immer noch da. Willi schlief, und erst als wir am Haus ankamen und meine Nachbarin mich zuerst zur T;r hereinlie;, mir sogar half, den Kinderwagen die drei Stufen zur Wohnung hochzuheben, h;rte ich pl;tzlich ein Knurren: "Sasсha." Die Frau zuckte zusammen, ihr Gesicht wechselte von L;cheln zu Entsetzen, und ohne sich zu verabschieden, ging sie zum Ausgang.

 Willi, Willi... warum h;ltst du so am Leben fest? Du verstehst sowieso nichts, gar nichts... Warum bist du nicht in den Fluss gefallen, warum? Wenn es kalt ist, im Herbst, werde ich dir eine Erk;ltung verpassen, ich ;ffne das Fenster und klebe dir den Mund zu, damit du mich nicht rufst, nachts wird niemand sehen, dass das Fenster offen ist. Ich schlie;e meinen Kopf unter meiner und deiner Decke, und du liegst nackt. Wenn du dann Fieber bekommst, darfst du weder essen noch trinken, und Mama und ich rufen sehr, sehr sp;t einen Krankenwagen f;r dich... Die Schule begann, ich ging in die dritte Klasse, aber es war nicht kalt genug, um Willi in einer Nacht eine schlimme Erk;ltung zu verpassen, und es war eine Nacht, auf die ich mich freute, als eine Flucht vor Willi und Mamas hartem Leben mit ihm.

Eines Tages kam ich von der Schule nach Hause, meine Mutter dachte, sie sei allein zu Hause und schrie Willi an:
- Du hast mein ganzes Leben ruiniert, du verdammter Mistkerl! Ich w;nschte, du w;rst tot, ich w;nschte, du w;rst tot, ich w;nschte, du w;rst tot, du Bastard!!!
- Mutter...
Mutter hat mich weder geh;rt noch gesehen, sie rannte auf Willi zu und fing an, ihn zu schlagen, wo immer sie konnte. Ich rannte zu ihr hin und h;ngte mich an ihren Arm, und versuchte Willi zusch;tzen, und er muhte und br;llte auf: "Sasсha."
- Sasсha, mein Sohn, ich flehe dich an, t;te ihn!!!
Meine Mutter schluchzte und fiel weinend in das Kissen auf meinem Bett.
- T;te ihn, t;te ihn, ich halte es nicht mehr aus!!!
- Mutter, ich werde Willi t;ten, das verspreche ich dir, ich wei; schon wie! Aber wir m;ssen uns noch ein wenig gedulden, es wird wie ein Ausrutscher aussehen, der nicht beabsichtigt war.
Sie sprang auf die F;;e, Hass in ihren Augen:
- Was, was hast du gerade gesagt? Du w;rdest deinen eigenen Bruder t;ten?! Hast du ihn auf die Welt gebracht?! Hast du Willi unter deinem Herzen getragen?! Zu wem sagst du das, zu deiner Mutter?! Seiner Mutter?!
Sie warf sich auf mich und fing an, mich mit ihren F;usten zu schlagen, so fest sie konnte. Erst jetzt habe ich verstanden und gesehen, dass meine Mutter sehr betrunken war. Sie hatte zwei N;chte nicht zu Hause verbracht, also hatte sie die ganze Zeit mit einem Deutschen aus Kasachstan getrunken, dessen Frau weggelaufen war, weil sie seine Trunksucht nicht ertragen konnte.

Ich begann davon zu tr;umen, so schnell wie m;glich erwachsen zu werden, f;r immer von hier wegzugehen, wo niemand meine Vergangenheit kennen w;rde, wo ich mir einen Bart wachsen lassen w;rde und niemand mich aus unserer Stadt wiedererkennen w;rde, wenn er mich treffen w;rde. Jeden Tag wachte ich frustriert auf: Ich bin nicht als Erwachsener aufgewacht, und mein Albtraum geht weiter, genannt 'Willi'. Jeden Tag ging ich mit einem Wunsch ins Bett: "Morgen werde ich als Erwachsener aufwachen, nicht hier, und es wird nicht dieses Monster namens 'Willi' in der N;he sein." Und ich habe keinen Bart, ich muss immer noch in dieser Stadt leben, ich muss immer noch Willi meinen eigenen Bruder t;ten, um mich von diesem Freak zu befreien und meine Mutter frei zu machen. Mehr und mehr begann mir zu d;mmern, dass das Leben, das wir vor Willi Geburt hatten, nie wieder in unsere Familie zur;ckkehren w;rde, dass Papa nie wieder zur;ckkommen w;rde, dass Mama nie aufh;ren w;rde zu trinken, und dass in mir eine Menge passiert war: Ich war ein erwachsenes Kind..., ein M;rder..., ich w;rde Willi t;ten...

Ich hasse diesen Freak, der sich jeden Tag in ein noch schrecklicheres Monster verwandelt. Er ruft mich wieder mit einem Knurren, sein Mund, der Speichel flie;t reichlich, sch;ttelt sich krampfhaft, zuckt krampfhaft mit seinen d;nnen Beinen und Armen, die nicht einmal ann;hernd so aussehen, wie sie aussehen sollten. Jetzt bellt er so lange, bis ich aus dem Bett steige, zu ihm hin;bergehe und mit Ekel seine scheu;lichen verkr;ppelten „H;nde“, das eigentlich seine Handfl;chen sein sollten, ber;hren musste. Durch das W;rgen werde ich zu ihm sagen: "Ich bin hier, Willi." Und das Monster wird beginnen, sich zu beruhigen und in seine eigene, nur ihm bekannte Welt zur;ckzuschl;pfen. Manchmal denke ich: "Hat er ein Gehirn? Nat;rlich hat es graue Substanz, aber ein Insekt hat  wahrscheinlich ein gr;;eres Gehirn... Wie, wie kann man so etwas leben lassen? Das ist nicht menschlich, oder? Sagen Sie der Mutter, er sei bei der Geburt gestorben, und wir leben gl;cklich bis ans Ende unserer Tage. Willi begraben, sobald er geboren war, und das w;re es dann. Meine Gedanken drehten sich immer mehr um Willi, darum, wie ich ihn loswerden k;nnte, und meine Mutter war fast nie zu Hause. Ich habe nicht viel Verwendung f;r ihn, ich bin ganz allein, ich bin so m;de, ich bin selbst noch ein Kind!

Mama schlug Willi wieder, und ich besch;tzte ihn wieder von ihr weg und versprach, uns wieder von ihm zu befreien. Warum ich und nicht sie? Sie hat Angst, damit weiterzuleben, und wie soll ich damit leben? Wie werde ich leben, nachdem ich Willi losgeworden bin? W;rde ich ihn nicht in meinen Tr;umen sehen, w;rde ich nicht selbst verr;ckt werden, da ich erst neun Jahre alt war? Willi war sich kaum der Empfindungen bewusst, der Ger;che, des Verstehens von Ger;uschen, wer er war und wer um ihn herum war. Wie konnten sie uns in einem Krankenhaus so lebendes Fleisch geben? Und doch verlangte er st;ndig, dass ich bei ihm sei, wenn er ging, knurrte "Sasсha" und krampfte, bis ich kam und, fast w;rgend, seinen Stumpf, seinen Arm ber;hrte. Hier gehen wir meinen kleinen Bruder holen, hier bringen wir meinen kleinen Bruder ins Haus - "Freu dich Sascha!" Und jetzt: "T;te ihn, Sasсha!" Das haben sie mir dann auf Nachfrage erkl;rt:
- "Warum ist er so unheimlich?"
Mein Vater erkl;rte es so:
- "Es ist schwer einen guten Bruder auszusuchen, man darf keinen Fehler machen, man kann es sp;ter nicht mehr ;ndern."
Und so suchten wir... Und Jan hat mir gleich gesagt, dass das alles Unsinn ist, Babys kommen aus dem Bauch, wenn ihnen langweilig wird.

Das Geld wurde knapp, weder f;r Essen, noch f;r Windeln, noch f;r irgendetwas... Meine Mutter war nur noch selten zu Hause, ich lie; Willi allein und ging zur Schule, in der Hoffnung, dass ich zur;ckkommen w;rde und er tot w;re. Ich versuchte, ihn nicht zu f;ttern und nicht zu tr;nken, aber mit seinem "Sascha"- Knurren zwang er mich, ihn zu f;ttern und zu tr;nken. Dann habe ich ihm den Mund zugeklebt, aber die Windel fing an zu stinken, ich musste sie wechseln, und er tat mir leid, als ich Willi ansah, also lie; ich ihn trinken und essen. Es war nicht Willis Schuld, dass er am Leben gelassen und uns gegeben wurde, es war seine Schuld, dass er mein Bruder war, dass er unsere ganze Familie zerr;ttet hat, dass er mir meine Kindheit gestohlen hat und alles, was ich ihm w;nsche, ist, dass Willi stirbt. Willi ist das B;se selbst...

Die kalten Tage kamen und ich zog ihn aus, klebte ihm den Mund zu und lie; ihn so auf dem Bett liegen, w;hrend ich im Schlafzimmer meiner Mutter schlafen ging. Als ich morgens die T;r ;ffnete, war es sehr kalt, aber Willi war am Leben. Er wurde blau und zitterte am ganzen K;rper, aber er lebte, und "Sascha" kam wieder aus seinem schiefen Mund, und wieder musste ich diesen Stumpf, der sein Arm war, ber;hren und sagen: "Ich bin hier, Willi." In meinem Gehirn war nun auch die Gewissheit, dass Willi nicht vom Planeten Erde stammte, dass er uns von einer der Zivilisationen des Universums eingepflanzt worden war, Willi war nicht weg. Er war derselbe, er hatte kein Fieber und ich heulte sogar verzweifelt, als ich mich im Schlafzimmer meiner Mutter in ihr Kissen kuschelte:
"Bestie, stirb endlich!!! Ich w;nschte, du w;rst tot, Willi, ich kann es nicht mehr, nein..., ich werde bald selbst sterben, ich kann dich nicht mehr sehen, Willi. Du bringst dich nicht einmal selbst um!!!"

In der Schule kam meine Lehrerin auf mich zu und lie; mich nach Hause gehen, mit den Worten:
- Sascha, dein Vater ist gestorben, geh nach Hause.
- Papa.., aber ich wei; nicht mal, wo er wohnt? Und woran ist er gestorben, wurde er umgebracht?
- Nein, er starb an Leberzirrhose, im Krankenhaus. Wei;t du, wo er wohnte?
- Nein.
- Er war mein Nachbar. - und gab mir seine fr;here Adresse, gehe zum Friedhof, die Beerdigung ist heute um zw;lf Uhr.
Ich kam nach Hause, aber ich ging nicht auf den Friedhof, ich f;hlte Groll - mein Vater hatte mich verlassen, verraten, genau wie meine Mutter, er kam nie und fragte mich: wie geht es mir und was ist los mit dir? Er war nichts mehr f;r mich...

Ich ging immer mit Willi auf der Seite des Hauses spazieren, in dem Hanni wohnte, und ich mochte sie mehr und mehr, aber ich war selbst d;nn und ungepflegt. Hanni hatte Mitleid mit mir, das konnte ich sehen, und gleichzeitig sch;mte sie sich f;r mich. Wir gingen immer im nahegelegenen Park spazieren, wo sich fast niemand aufhielt. Dass sie mich niemals heiraten w;rde, war sonnenklar, aber wenigstens war es gut, Freunde zu sein. Jan hat nur in der Schule mit mir geredet, und zu Hause war es so ungem;tlich, dass meine Mutter fast nie da war. Ich war sogar froh, dass Jan nicht um einen Besuch gebeten hat. Jeder hatte Willy wegen des Geldes gesehen, also verlor ich das Interesse und unser Gesch;ft ging den Bach hinunter. Und das Geld ist so knapp. Vielleicht sollte ich mit Willi zum Roten Kreuz gehen und um Hilfe bitten, damit ich bei anderen Eltern leben kann und Willi in ein Waisenhaus gehen kann. Das ist meine Entscheidung, ich werde morgen gehen...

Als ich nach der Schule nach Hause kam, sah ich meine Mutter zu Hause, die laut ;ber ihren unsichtbaren Freund, einen Deutschen aus Kasachstan, schimpfte und Dinge aus ihrem Koffer in die Schubladen der Schr;nke legte.
- Sascha, kannst du dir vorstellen, dass dieser S;ufer mich rausgeschmissen hat! Er hat jetzt eine andere Freundin, eine Russin, was f;r ein Mistkerl er ist! Er lebte von meinem Geld, a; und trank, und jetzt braucht er es nicht mehr! Er hat mich ausgenutzt! Ja, dein Vater ist verstorben, wei;t du?
Ich beobachtete sie schweigend und dachte: "Warum bist du zur;ckgekommen? Warum nicht morgen? Ich h;tte dich heute mit Willi verlassen." Aus dem anderen Zimmer kam Willis "Sascha"- Knurren. Ich ging schweigend hin. Mutter ist mir gefolgt:
- Sascha, w;rdest du ihn irgendwie loswerden? Ich bin seine Mutter...
- Ja, ich werde es tun, Mama... nur trink nicht mehr, Ok? Ohne Willi werden wir wieder so sein wie vorher, nur dass Papa auch nicht mehr zur;ckkommt.

Und einen Monat sp;ter ist die Mutter wieder zu ihrem Deutschen aus Kasachstan zuruckgehrt, sie haben sich gestritten, es stellt sich heraus...
- Willi, du nimmst gleich ein Bad... Ich wische dich nur mit einem Tuch ab, jetzt wirst du schwimmen wie ein Fisch. Kinder lieben es, im Wasser zu schwimmen. Ich liebe es auch, du gehst schwimmen, dann ich.
Ich sagte diese Worte zu meinem Bruder, die er ;berhaupt nicht verstand, und pl;tzlich blieben meine Augen an seinen h;ngen. Ich sah mich mit bedeutungsvollen Augen an, den Augen eines erwachsenen Mannes.
- Mein Gott!!! Willi, du bist ein Monster!!! Ich habe Angst vor dir, ich hasse dich, warum genau bist du mir auf den Kopf gefallen? Du bist nicht von hier, du bist nicht vom Planeten Erde, du bringst nichts als Kummer durch deine Existenz, hier.
Ich trug den nackten Willi und setzte ihn in die Badewanne, stellte das lauwarme Wasser an und versuchte, ihm nicht in die Augen zu sehen, um ihn nicht zum Nachdenken zu bringen. Ich setzte mich auf den Boden im Wohnzimmer und sa; so, bis ich das Wasser ;ber den Rand laufen h;rte. Im Badezimmer knallte etwas ein paar Mal gegen die W;nde der Badewanne und verstummte. Das war's...
Ich ging r;ckw;rts ins Bad, drehte den Wasserhahn zu und schloss schnell die T;r hinter mir, Willi ertrank im Wasser.

Ich sa; auf dem Teppich im Wohnzimmer, in der ;berladenen Wohnung, zwischen den verstreuten Dingen, und es schien, als sollte ich gl;cklich sein - das war es... Da war keine Freude, keine Verzweiflung, nichts... Leere. Leere vorne, hinten, in der Seele und die Welt verengte sich nur in meinem kleinen gequ;lten K;rper. Ich dachte an nichts, meine Augen starrten vor sich hin, aber ich sah nichts, erinnerte mich an nichts, dachte an nichts. Es war, als ob ich mit offenen Augen gestorben w;re. Nur einmal dachte ich pl;tzlich: "Ich sollte Willis Windel wechseln." Aber dann erinnerte ich mich daran, dass es keinen Willi mehr gab, und dann ging ich zur;ck zum Nichts. Morgens auf dem Boden aufgewacht, den Rucksack auf die Schultern gesetzt und zur Schule gegangen. Auf dem Weg dorthin traf ich Jan, er erz;hlte mir etwas, und die einzige Person, die die Leere um mich herum bemerkte, war meine Lehrerin:
Sascha, du siehst blass aus, du f;hlst dich nicht wohl, also geh nach Hause.

Als ich mich dem Haus n;herte, sah ich meine Mutter auf einer Bahre liegen, w;hrend eine Krankenschwester ihr eine Spritze in den Arm gab. Willi, der auf einer anderen Bahre lag, komplett mit einem Tuch bedeckt, wurde in ein anderes Auto, ebenfalls ein Krankenwagen, gelegt und sofort weggebracht. Ich ging auf meine Mutter zu, sie setzte sich und sagte mit gleichg;ltiger Stimme, mir in die Augen schauend: "Ich hasse dich, du Bruderm;rder, ich w;nschte, du w;rst tot!" Meine Mutter schloss sofort die Augen und dann wurde mir klar, dass sie f;r ein Publikum spielte. Drau;en war ein Polizeiwagen geparkt, und eine Frau, die neben dem Polizisten stand und sich Monika nannte, die Schwester meiner Mutter, gab ihre Personalien an und versprach, mich zur Polizei zu bringen, wenn sie nach mir fragten, aber in der Zwischenzeit w;rde ich bei ihr bleiben.

Als wir auf der Autobahn fuhren, versuchte ich immer wieder, sie im Spiegel zu sehen, und ich konnte keine ;hnlichkeit mit meiner Mutter entdecken. Warum hat meine Mutter mir nicht gesagt, dass sie eine Schwester hat? Diese Person antwortete selbst, als h;tte sie meine Gedanken gelesen: "Wir haben einen gro;en Unterschied zu Martha, wir haben die gleiche Mutter und verschiedene V;ter. Mein Stiefvater mochte mich nicht, also wurde ich von meiner Gro;mutter gro;gezogen. Martha und ich hatten sehr wenig Kontakt. Aber eine Nachbarin hatte mein Telefon, also hat sie mich angerufen..., wir sind gleich da....".
- Haben Sie Kinder?
- Bettina... sie ist elf Jahre alt...
Das Auto fuhr in eine offene Garage, die Tante nahm mich mit ins Haus, dann gingen wir in das Zimmer, es war das Zimmer des M;dchens. Die W;nde waren mit Postern aus dem Film Titanic bedeckt, und ;berall hingen Fotos in verschiedenen Gr;;en aus verschiedenen Filmen mit dem amerikanischen Schauspieler Leonardo Di Caprio. Auf dem Bett lag ein kleines M;dchen, die Tochter der Frau, die ihrer Mutter sehr ;hnlich sah. Ich verstand alles... Ich schaute in die Augen der Tante, in ihnen stand eine Frage: - "Wirst du es tun?"
Sie erkannte an meinen Augen, dass ich ahnte, warum ich hier war? Sie sprach schnell:
- Nun, ihr zwei macht euch bekannt und ich hole etwas zu essen.
Und sie ging schnell in die K;che.
Ich r;ckte n;her an Bettina auf dem Stuhl heran und schaute ihr in die Augen und fragte:
- Was ist mit dir passiert, Bettina, warum bist du tags;ber im Bett?
- Ich wurde mit einem Fleck an meinem Wirbel geboren, einem roten Fleck, und er begann schnell zu wachsen. Die ;rzte rieten mir, ihn entfernen zu lassen, und nach der Operation entwickelte ich schnell eine Muskeldystrophie. Ich kann jetzt h;chstens zehn Minuten pro Stunde sitzen, meistens im Liegen. Aber bald werde ich nur noch liegen. Wie eine Puppe...
Ich brachte mein Gesicht nahe an ihres und schaute ihr in die Augen und fragte:
- Betty, gef;llt dir dein Leben?
- Nein...
- Willst du, dass ich dich t;te?
Ja...

2009


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