2. 0. Deutsch-Balten

Deutschbalten In Estland, Kurland und Livland:

 Die Volksgruppe der Deutsch-Balten, in der Beamtensprache auch als Deutschrussen bezeichnet, wanderten ab dem 12. Jahrhundert im Zuge der Ostsiedlung ins Baltikum und das Gebiet des heutigen Estland und Lettland aus. Diese Ostsiedlung wurde durch die m;chtige Vereinigung des Schwertbr;derordens initiiert.

 Die Deutschbalten stellten den Adel und den Gro;teil des B;rgertums in den urspr;nglichen baltischen Provinzen Kurland, Livland, Estland und ;sel, kaum hingegen in Litauen. Heute sind nur noch sehr wenige Deutschsprachige in den baltischen L;ndern ans;ssig.

Geschichte:

 Die ersten Deutschen kamen ab dem Ende des 12. Jahrhunderts im Rahmen der Deutschen Ostsiedlung und der Eroberung des damals noch heidnischen Baltikums durch den Schwertbr;derorden ins Land. Der Schwertbr;derorden konnte das ganze Gebiet des heutigen Estland und Lettland (die sp;teren historischen Gebiete Kurland, Livland und Estland) unter seine Herrschaft bringen.

 Die meisten deutschen Siedler kamen aus den Gebieten des heutigen Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Westfalen. Im Unterschied zum weiter s;dlichen Preu;en (dem sp;teren Ostpreu;en), das durch den Deutschen Orden erobert wurde, kam es im Baltikum jedoch nicht zu einer fl;chenm;;ig gr;;eren Ansiedlung deutscher Bauern.

 Das deutsche Element im Land blieb auf das B;rgertum in den St;dten, den Gro;grundbesitz und die adelige/kirchliche Oberschicht des Landes beschr;nkt. Zahlenm;;ig machten die Deutschsprachigen zu keiner Zeit mehr als 10 % der Bev;lkerung aus, sie stellten jedoch in vielen St;dten die gr;;te Bev;lkerungsgruppe.

 In den h;ufig von Deutschen gegr;ndeten gro;en St;dten, die sich oft der Hanse anschlossen (z. B. Riga, Reval/Tallinn, Dorpat/Tartu, Liebau/Liep;ja, Mitau/Jelgava, D;naburg/Daugavpils) blieb das deutsche B;rgertum politisch und kulturell zum Teil bis weit ins 19. Jahrhundert hinein tonangebend. Gesellschaftlich stellte die deutschst;mmige Ritterschaft die Oberschicht gegen;ber der lange Zeit leibeigenen einheimischen Bauernschaft.

 Die durch die Ordensritter angestrebte Unterwerfung Litauens gelang nicht. Nach der schweren Niederlage des Schwertbr;derordens gegen die Litauer in der Schlacht von Schaulein 1236 kam es zu dessen Vereinigung mit dem Deutschen Orden (Livl;ndischer Orden).

 Sp;ter vereinigte sich das Gro;f;rstentum Litauen mit dem K;nigreich Polen in der Union von Krewo und die litauische Kultur geriet in den folgenden Jahrhunderten in Polen-Litauen mehr und mehr unter polnischen Einfluss. Die ebenfalls vorhandenen deutschen Minderheiten in Litauen hatten daher eine andere Geschichte und werden im Allgemeinen nicht zu den Deutsch-Balten gez;hlt.

Fr;he Neuzeit:

 Im Verlauf der Reformation nahmen die Deutsch-Balten wie auch die estnische und lettische Bev;lkerung ganz ;berwiegend den lutherischen Glauben an. Nach dem Zerfall der Reste des Deutschordensstaates im 16. Jahrhundert geriet das Baltikum zun;chst unter die Herrschaft benachbarter Staaten (Polen-Litauen, Schweden, D;nemark).

 Der deutschbaltische Adel konnte jedoch unter den verschiedenen Herrschern seine Privilegien weitgehend bewahren. Nach dem Gro;en Nordischen Krieg 1721 kamen Estland und der gr;;te Teil Livlands (Polnisch-Livland verblieb bei Polen) unter russische Herrschaft. Im Verlauf der Polnischen Teilungen 1772–95 kam dann auch Polnisch-Livland (mit ganz Litauen) zu Russland.

 Die Deutsch-Balten konnten sich insgesamt mit der russischen Herrschaft gut arrangieren und die deutschbaltischen Ritterschaften behaupteten einen Gro;teil ihrer althergebrachten Rechte. Der deutschbaltische Adel erlangte gro;es Gewicht in Politik und Milit;r Russlands. Zahlreiche Gener;le, Admir;le und hohe politische Beamte im Zarenreich waren deutschbaltischer Abkunft.


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