Для тех, кто забыл русский

Die f;nfte Kolonne
Irgendwann kam Katharina die Gro;e darauf, deutsche Bauern in die Wolga-Region mit ihrem trockenen Land einzuladen. An s;;e Versprechungen glaubten Hunderte von Familien, die sich auf freiem Felde niederlie;en und begannen, auszubauen, so wie nur die Deutschen es k;nnen. Schlie;lich wurde bereits unter der Sowjetmacht die Republik der Deutschen in der Wolga-Region mit der Hauptstadt Engels gebildet.
Sie wurden w;hrend der Kollektivierung laut des fr;her geltenden Vertrags offenbar nicht betroffen: «Vermutlich haben wir euch Geld f;r die Revolution gegeben, so setzt unsere Landsleute nicht unter Druck". Vielleicht war es ganz umgekehrt, aber zu Beginn des Krieges funktionierten dort Kolchosen von hervorragendem Muster: sowohl in Bezug auf die Organisation als auch auf Ernteertr;ge und Produktivit;t des Viehbestands. Kein fruchtbareres Territorium Russlands hatte mal die H;lfte der Leistungen, die die Deutschen am Vorabend des Krieges hatten.
Ich stelle mir die Frage: warum hatte sich die zaristische Regierung, die ins weltweite Gemetzel verwickelt worden war, die Wolga-Deutschen nicht  zu potenziellen Staatsfeinden gemacht, und die Bolschewiken machten es? Vielleicht, weil man damals  nicht zugelassen hatte, dass der Widersacher den Ufern unserer Mutter-Wolga nahe kommt? Es bleibt die Tatsache - damals waren sie nicht betroffen worden, und dieses Mal entschied man, die f;nfte Kolonne loszuwerden.
Meine Mutter war bescheidene Buchhalterin aus Bijsk, die mich - den Sohn des Wei;gardisten - erzogen hat.  Durch F;gung geriet sie in eine der Hunderte von Brigaden, die f;r die Abschaffung von der so weit von Sibirien entfernten Republik der Deutschen geschaffen worden waren.
Nach Osten zog die Lawine: Z;ge mit Fl;chtlingen und evakuierten Fabriken, sie wurden gnadenlos bombardiert und get;tet, und da kamen ihnen Menschen entgegen, die Vollmacht hatten, unschuldigen Menschen Leid zu zuf;gen.
Diese Brigaden wurden mit milit;rischen Gruppierungen von besonderer Bedeutung gleichgesetzt. Sie hatten eine besondere Ern;hrung-Ration, die ersten Pl;tze in den Z;gen, die Unterst;tzung aller Zonen- und Verkehrsleiter. Ich habe den Kommandanten der Mutterbrigade nur einmal auf der Bahnhofsplattform in Bijsk gesehen. Er war mickerig, kleinw;chsig, krummf;;ig und kahl, etwa vierzig Jahre alt. Er trug einen blauen Kittel und den Revolver an der Seite, hatte einen gro;en Rucksack in den H;nden und einen Uniformmantel, der nach einer Art Kummet eingerollt war. Er stand, umgeben von seiner „Truppe " aus vier Frauen im Alter von etwa 30 bis 35 Jahren. Sie alle hatten kleine Koffer aus  Sperrholz. Es war  eine Julihitze, aber alle Frauen banden B;ndel mit warmer Kleidung an ihre Koffer.
Ich schluchzte festhaltend am Rock der Mutter – zum ersten Mal trennte ich mich vom geliebten Menschen. Dabei f;hlte ich intuitiv, in welcher Gefahr sie sich befand. Irgendwie wurde ich vom Rock weggezogen, als der Ruf des Kommandanten «Alle einsteigen!» ert;nte. Ich habe diesen Krieger nie mehr gesehen. Der Zug fuhr los, f;r einen Augenblick erschien das weinende Gesicht meiner Mutter im ge;ffneten Fenster, und ich konnte die Tr;nen nicht zur;ckhalten. Die Lieblingstante Lida beruhigte mich irgendwie, und wir trotteten  nach Hause (Bezirk Saretschje).
Meine Mutter war ins Unbekannte dem Krieg entgegengekommen, so dass sie uns ihre Ern;hrung-Ration ;berlassen hatte, und bald kam ein Brief aus Swerdlowsk. Dann gab es drei Monate von ihr keine Spur. Der Gro;vater, der nicht aus dem Bett aufstand, beklagte sich: «Habe ich wirklich auch Talja verloren?" Die Revolution hatte ihm den 18-j;hrigen Sohn - meinen Namensvetter -  und seine beiden ;lteren Br;der weggenommen. Vor kurzem ist die Oma gestorben, und die ;lteste Tochter  - meine Tante Olja - k;mpfte bereits irgendwo in der N;he von Moskau. Und da mobilisierte man die liebste Tochter f;r etwas Unbekanntes, ohne dar;ber nachzudenken, dass sie sich um den kleinen Jungen  - mich - k;mmern musste.
Aufgrund der Fragmente von Gespr;chen zwischen der Mutter, dem Vater und  der Tante Lida, der j;ngsten Schwester, fahre ich mit der ganzen nachfolgenden Erz;hlung fort. Sie unterhielten sich an langen Abenden im Winter. Man brachte Lilka und mich gew;hnlich ins Bett, aber das Ged;chtnis der Kinder nahm immer noch etwas aus diesen Gespr;chen heraus, oft ohne den Sinn des Gesagten zu verstehen.
Meine Mutter kam im Sp;therbst zur;ck, als es bereits erste Flocken schneite. Sie trug eine Soldaten - Wattejacke in Khaki mit L;chern an den Ellbogen und ausgetretene Planenstiefel, die offensichtlich nicht ihre Gr;;e hatten. Sie hatte viel zugenommen. Unsere Tante Lida begann zuerst zu weinen, da sie dachte, dass ihre Schwester vor Hunger geschwollen war, aber es stellte sich heraus, dass das Gegenteil der Fall war.
Den Koffer mit "Geschenken“ hatte meine Mutter bei der Bombardierung irgendwo in der N;he von Saratow verloren, eine Frau von der Brigade war auch verlorengegangen, und ihr Kommandant war im Ural geblieben, hatte einen neuen Auftrag von „nationaler Bedeutung" erhalten, und seine Untergebenen waren gezwungen worden, selbst;ndig zur;ckzukehren.
- Hat er an euch rangemacht?- stellte die Tante Lida der Mutter eine seltsame Frage an einem der ersten Abende nach ihrer R;ckkehr.
"Nein, Toska hat ihn sofort abgefangen", antwortete die Mutter.
Toska war Taisiya Afanasjevna, Zootechnikerin von Mamas B;ro. Ein Jahr sp;ter stahl sie unsere Kuh und lie; uns einige Weile hungern. Meine Schwester und ich dachten, sie h;tte den Kommandanten abgefangen, um mehr Zwieb;cke und Tee zu bekommen. Mit f;nf Jahren konnten wir sicherlich alle Einzelheiten der Geschlechterbeziehungen nicht verstehen.
"Also, Frauen", begann der Tschekist, sobald der Zug losgefahren war, "wir erf;llen einen wichtigen nationalen Auftrag. Ich verbiete ausdr;cklich dar;ber in Gespr;chen zu quatschen und desto mehr in Briefen zu schreiben. F;r den Versto; kommt der Fall vor ein Tribunal, und es gibt ein Urteil gem;; den Statuten des Kriegsrechts. Zweimal werde ich nicht erkl;ren – unterschreiben Sie, dass Sie gewarnt wurden und alle meinen Forderungen und Befehle befolgen werden. Am Ort, wo wir arbeiten werden, habe ich das Recht, unabh;ngig zu handeln, bis das Urteil vollstreckt werden wird. Hoffen Sie nicht darauf, dass ich jemanden bemitleiden werde, wenn ich herausfinde, dass Sie meine Befehle missachtet haben». Diese Episode hat meine Mutter nach dem Krieg beschrieben, und vorher hatte sie nichts ;ber ihre Dienstreise gesagt, sie hatte Angst gehabt.
«-Vor Ort wird eine Verschw;rung gegen die Sowjetmacht vorbereitet. Es ist bereits bekannt, dass in den unterirdischen Lagerhallen eine riesige Menge an Provision f;r die Wehrmacht konzentriert ist, geheime Werkst;tten funktionieren schon. F;r Hitler hat man ein Geschenk vorbereitet - einen schicken schneewei;en Hengst, den er reiten wird, wenn er nach Moskau einreisen sollte. F;r jeden erwachsenen Mann ist die Waffe vorhanden und sobald die Faschisten an die Wolga herankommen, werden diese Dreckskerle sofort gegen die Rote Armee einmarschieren.
Wir haben einen wichtigen Auftrag, nach den Truppen des NKWD, die D;rfer dieser Republik zu betreten und das Treiben des bei der hiesigen Bev;lkerung beschlagnahmten Viehs ins Hinterland vorzubereiten, damit es nicht an Verr;ter und Feinde geht. Wir haben in jedem Dorf nur ein paar Stunden Zeit, da die Bev;lkerung innerhalb von 24 Stunden abgeholt werden wird. W;hrend dieser Zeit sind wir verpflichtet, eine Bestandsliste des Viehs zusammenzustellen, die Quittungen an die Besitzer auszugeben, die Herde zusammenzutreiben und Spezialeinsatzkr;ften zu ;bergeben, die dann das Vieh nach Osten treiben werden. Ich warne besonders, dass es strengstens verboten ist, Essen in den H;usern der Siedler zu nehmen. Wasser aus den Brunnen darf man auch nicht trinken, es gibt Hinweise, dass es vergiftet ist». Diese Anweisungen h;rten die Frauen aus dem Mund ihres Leiters.
Das wiederholte sich mehrmals – geheime Treffen mit wichtigen Beh;rden, die den Beginn des Krieges verpasst, die Besetzung riesiger Gebiete vom Feind zugelassen und die Armee in den ersten Tagen des Krieges ruiniert hatten. Daf;r sollte man zur Rechenschaft gezogen werden, und man sollte es mit dem Leben bezahlen. Aber das war unser Ungl;ck, dass die Bolschewiken w;hrend der Revolution auf die geniale Idee gekommen sind, f;r die Misserfolge nicht wahre T;ter, sondern erfundene Feinde des Volks zu bestrafen. Dieses Mal erfanden sie die Feinde der Sowjetmacht - die Wolga-Deutschen. Meine Mutter und Hunderte andere Frauen reisten aus Sibirien, um zu den Schraubern im ;blen Apparat f;r die Unterdr;ckung der unschuldigen Leute zu werden.
Es gab folgende Technologie. Die Soldaten der Armierungstruppen, die jeder Brigade beigef;gt wurden, errichteten St;lle aus Stangen am Ende der D;rfer, wo K;he, Stiere und Pferde gebracht wurden (die kleineren Tiere wurden nicht kontrolliert, niemand hatte vor, sie zu bewegen). Im Gegenzug wurden den Besitzern die Quittungen mit Angabe der beschlagnahmten Tiere und der Verpflichtung, an einem neuen Wohnort die gleiche Anzahl auszugeben, ausgestellt.
Die deutschen Frauen konnten Tr;nen und nicht zur;ckhalten, sie wurden hysterisch, indem sie sich von ihren K;hen - Ern;hrerinnen - trennten, und nur die Alten verbargen ihre Gef;hle, aber sie merkten gleich, welches Leben f;r sie im fernen Kasachstan und Sibirien bestimmt wurde. Jeder Hof war ein selbstst;ndiges Unternehmen, das nicht nur Familienangeh;rige, sondern auch noch ein Dutzend weitere ern;hren konnte. Dabei arbeiteten alle Erwachsenen auch in Kolchosen. Man kann sich nur ;ber die Arbeitsleistung, die diese Landarbeiter gezeigt haben, wundern.
Gutes Haus und Stallungen, Vord;cher f;r Inventar, Eiskeller f;r Frischfleisch und Milchwaren, R;ucherkammern, Lagerhallen, Lagerr;ume, Keller, etc.
Meine Mutter und meine Tante verbrachten ihre Kindheit neben den Minen in Zabaikalye und wussten, wie man an abgelegenen Orten lebt, weit entfernt von allen und allem. Nach ihrer Ankunft erz;hlte sie ihrer Schwester und ihrem Vater begeistert vom gesehenen Wohns- und Lebenskomfort der Deutschen – die glorreichen NKWD-Organe hatten offenbar vergessen zu verbieten, diese Informationen zu erz;hlen, und hatten sie nicht unter Geheimhaltung genommen.
Dutzende Jahre sp;ter, als ich Agraringenieur wurde, fragte ich meine Mutter nach anderen Details und bemerkte immer, dass sie st;ndig Angst hatte - ob es etwas gab, ;ber das sie sich zum Schweigen verpflichtet hatte.
Der Gro;vater, der ein riesiges Haus neben der Mine hatte, zog acht Kinder gro;, hatte Diener, einen Hof voller Vieh und Haustiere und sogar einen chinesischen Koch, h;rte gespannt auf die Geschichten meiner Mutter und fasste ihre Geschichte eines Tages so zusammen:
«Die Deutschen haben uns ;bertroffen, aber wir hatten mehr Spa; und gesicherte Existenz».
Warum sie im Winter im Vorwerk mehr Spa; hatten, haben wir sowieso nicht verstanden. Mehr als genug hatten sie von den Gaben der Taiga und den unz;hligen Fl;ssen mit Fischen.
-Du kommst in den Lagerraum, sagte meine Mutter, - und da h;ngen Dutzende R;ucherschinken, verschiedene W;rste und andere K;stlichkeiten unter der Decke an Seilen und Ketten. Es musste bei jedem Lagerraum eine Katze sein, die vor Nagetieren sch;tzt.
So etwas sah ich Jahrzehnte sp;ter bei Bauern in der Bundesrepublik Deutschland. Mein Opa fand diese Tatsache am;sant. In Sibirien lebten Katzen, aber sie hatten keine Pflichten.
In den Eiskellern gab es Milch, Sahne, Quark und Butter und immer eine Menge Frischfleisch. Nat;rlich probierten es die Frauen heimlich, aber statt Wasser nahmen sie nur Wassermelonen, die bis dahin reif gewesen waren. Also hatte meine Mutter mehr als 15 bis 20 Kilo ;bergewicht, aber im Winter 1942 nahm sie all das ab, und auch ihre eigenen Kilos, so wie auch die Tante Lida – weil unsere Kuh – unsere Ern;hrerin  - uns vorher gestohlen wurde war.
Die Bauern konnten nach der Beschlagnahme von  Tieren nur das mitnehmen, was in der Hand zu tragen ist - Sackkarren, Fahrr;der und anderes wurden nicht erlaubt. Man steckte mehrere Familien in einen LKW und schickte sie zu einem Haltbahnhof, wo Z;ge aus G;terwagen rangiert wurden, und diese Leute fuhren ins Ungewisse.

-Am zweiten bis dritten Tag begann das in die St;lle gebrachte Vieh von Durst zu leiden. Besonders litten die K;he, die man nicht gemolken hatte - Tag und Nacht h;rte man in der Gegend das  unertr;gliche Br;llen des sterbenden Viehs, und in den H;fen heulten Hunde, kreischten Ferkel, rannten H;hner, G;nse und Enten wie verr;ckt herum, - so beschrieb es meine Mutter und griff nach der Zigarette, rauchte sie sofort, konnte aber die Tr;nen nicht verbergen.
Niemand ist gekommen, um das beschlagnahmte Vieh zu holen. Niemand hat es irgendwohin getrieben. Und die meisten Tiere starben dort,  in den St;llen. Auch das Vieh der Staatsfeinde erwies sich als Feind des bereits hungernden heldenhaften Volkes.
Die Arbeit der Brigade ging unerwartet zu Ende. Als sie an einen anderen Ort zogen, wurden sie von den Luftfahrtzeugen beschossen, verloren alle LKW und Verbindung zum Hauptquartier dieser herausragenden Operation. Als sie  zum Bahnhof hingekommen waren, erhielten sie den Befehl, nach Hause zur;ckzukehren. Meine Mutter kam einen Monat lang nach Hause und war ein Paar Male unter einer Bombardierung. Sie tauschte sich die Wattejacke und Stiefel gegen die Reste des mitgenommenen Proviants (trotz des Verbots) aus und geriet  heil in unsere Umarmungen.
So wurde die Republik der Deutschen in der Wolga-Region dank den Bem;hungen von hunderten Experten wie meine Mutter und den Verdiensten der NKWD  aufgel;st. Die Republik, die damals gezeigt hatte, dass Kolchosen kompetente und flei;ige Menschen nicht st;rten. Schade, dass sie es nicht wussten, oder eher nicht wissen wollten, diese Trottel wie Gorbatschow, Jelzin, Gaidar und so.
Im tiefsten Winter kehrte meine Mutter von einer Dienstreise zu einer Kollektivwirtschaft  auf dem  Tschujatrakt  zur;ck und erz;hlte weinend ihrem Vater und meiner Tante Lida am Abend.
-Am Abend war ich im B;ro der Kolchose und stellte rechnend mit dem Abakus die Bestandsliste zusammen. Der W;chter sa; am Ofen und rauchte den selbst eingebauten Tabak. Pl;tzlich tauchte ein alter Mann in einer frostigen Wolke auf, d;nn und mit einem gelben Gesicht. Er ging still an meinen Tisch und zog ein Papier aus. Ich habe es sofort erkannt. 1941 hatten wir solche f;r K;he und Stiere ausgegeben. Auf dem Papier gab es meine Unterschrift und mein lilafarbenes Siegel.
-Sag mir, Tochter, wo ist mein Vieh? – fragte er leise und schaute mir direkt in die Augen. – Wei;t du, was man uns gegen Quittungen gegeben hat?  Pl;tze f;r Wohnunterst;nde am Dorfrand! Ich hatte meine Frau begraben, und dann meine Mutter und meinen Enkel begrub ich auf dem Weg hierher. Wir sterben hier wie die Fliegen. Wieso tut ihr uns so an?
Er legte dieses blutige St;ck Papier auf den Tisch und sagte kein Wort mehr. Er ging so still hinaus, wie auch er hereingekommen war. Etwas eine  Minute sa; ich wie versteinert und wusste nicht, was zu tun, - beendete die Mutter.
-Daf;r k;nnte er dich auch umbringen, so hatte er dich noch am Tag erkannt, - erwiderte der W;chter. -H;tten die Leute nicht geholfen, w;ren sie alle tot. Wir helfen, so gut wir k;nnen, sie sind doch auch Menschen, obwohl Feinde, wie unser Vorsitzender sagt. Ach, du lieber Gott  - was soll das hei;en!
Nachdem, was er geh;rt hatte, riss sich der Gro;vater als erster zusammen, tr;stete die weinende Mutter und bewies, dass sie nicht schuld an der Trag;die war.
-Talja, beruhig dich, es ist nicht deine Schuld. Du wurdest gezwungen, diese ungl;cklichen Leute zu t;uschen.
- Doch, Papa, ich k;nnte nein sagen, - zwischen all den Tr;nen murmelte sie. Solche Gespr;che endeten immer mit Tr;nen und schlechter Laune, selbst bei mir und meiner Schwester. Bald aber mussten wir Tr;nen wegen des gestorbenen Gro;vaters vergie;en, der  Anfang 1944 still aus der Welt gegangen war.    

Mein Kollege Theodor Wolf, der an der Hochschule und dann am Forschungsinstitut t;tig war, erz;hlte viel, welchen Dem;tigungen sie in den Nachkriegsjahren unterzogen worden waren. Sie wurden gezwungen, in die Kommandatur zu gehen und sich jede Woche anzumelden. Auf Hochschulen durften sie nur ein paar Jahre nach Stalins Tod gehen. Dieser Theodor promovierte sp;ter, und noch einige Deutsche wurden in unserem Forschungsinstitut zum Stolz der Ingenieurwissenschaft. So erfand der Ingenieur Litman einen Melkapparat, der das Kalbverhalten vollst;ndig nachahmte. Drei Leute haben habilitiert nutzend diese Erfindung, aber nicht Litman – er ging nach Deutschland, ebenso wie Knaus, der die Stra;enwalze der erstaunlichen Qualit;t f;r die Bodenbearbeitung erfunden hatte.
Wer sich nur nicht dieser Erfindung angeschlossen hat, darunter auch Akademiker. Soviel ich wei;, ist dieser Kerl trotzdem in Deutschland nicht verloren gegangen. Hilda Soldatova hatte unser Patentgesch;ft so aufgebaut, dass unser Institut seit vielen Jahren alle Arten von Forschungsinstituten der Hauptst;dte nach der Zahl der Erfindungen ;berholt hat. Und noch die Erfindung von Alfred Ivanovitsch Gibert dazu, die sehr wertvoll ist – er ist der einzige habilitierte Doktor von mehr als anderthalb Dutzend unserer Deutschen. Fast alle von ihnen leben bereits in Deutschland. Nicht das Ressentiment lie; sie dorthin umziehen, sondern das Fehlen der Perspektiven f;r ehrliche und talentierte Leute in unserem Land, ob du ein Deutscher, ein Russe oder ein Jude bist. Und ich erinnere mich an diese alte Geschichte, die mit meiner Mutter passiert ist, wenn ich die Vertreter dieser erstaunlichen Nation kennenlerne.
Alle besten Wirtschaften im Altai, die ich gut kannte, sind deutsch, oder besser gesagt, die Wirtschaften, wo die Deutschen das Fundament bildeten und sie verwalteten. Viele Deutsche, die Vorsitzende der Kolchosen waren, kannte ich pers;nlich und wollte in privaten Gespr;chen bei ihnen herausfinden – ob die Deutschen aus der Wolga-Region einen Groll an uns wegen Misshandlung und V;lkermorde haben. Es stellte sich heraus, dass es nicht so ist. Sie haben genau verstanden, wie sich die Leute zu ihnen verhalten hatten, aber damals hatten sie noch Angst, die Macht als kriminell zu bezeichnen, obwohl es angedeutet wurde.
Aus dem Mund eines solchen h;rte ich sogar einmal, dass die Leute von Beria die Fallschirmj;ger auf das Gebiet der Republik der Deutschen in Uniform der Wehrmacht abgesetzt hatten, dies war gerade der Grund f;r die Abschaffung der Republik. Angeblich versteckten die hiesigen einige «Faschisten» von den Beh;rden. Ich fand sp;ter keine Best;tigung f;r diese Tatsache und kann mich nicht darauf verlassen. Etwas sehr Unklares in der Erinnerung blieb auch aus dem abgeh;rten Gespr;ch zwischen der Mutter und ihrem Vater. Eigentlich ist es jetzt v;llig egal. Die Provokationen der Bolschewiken und ihrer Nachfolger hat niemand im zwanzigsten Jahrhundert ;bertroffen.
In den meisten F;llen teilten einfache Bauerinnen mit der Schar hungriger Kinder das Essen mit ausgehungerten deutschen Kindern. Ich bin ;berzeugt, dass es von diesen Deutschen und ihren Nachkommen nicht vergessen werden wird. Und obwohl es zu sp;t ist, m;chte ich mich dennoch f;r meine Mutter bei denen entschuldigen, denen sie Kummer verursacht hat, wenn sie auch selbst zu Opfer dieses kriminellen Apparats geworden ist.
Der Staat hat weder  Wunsch noch  Gewissen, zu bereuen und das Verbrechen anzuerkennen, das 1941 gegen jene Deutschen begangen wurde, die nur wussten, dass sie zum Wohle dieses Staates gearbeitet hatten.
Aber hier begann die Perestroika, und die Deutschen fliehen in Scharen aus Kasachstan und dem Altai, verlie;en solide H;user, den geregelten Haushalt. Mit eigenen Augen sah ich leer gewordene Stra;en, die mit der Zeit von unseren Landsleute besetzt wurden, die alles nach ihren Vorstellungen gestaltet haben – wieder Schmutz, Barbarei und Weigerung, etwas zu verbessern, als ob alle Aufenthalter w;ren und  als ob das Ende der Welt bald kommen w;rde.
Obwohl die Deutschen nicht mehr verfolgt wurden und obwohl sie ihre b;rgerlichen Ehrenrechte nicht verlieren und oft sogar F;hrungspositionen in den Wirtschaften hatten, lie; etwas die dritte Generation der Deutschen alles verlassen und nicht an die Wolga zur;ckfinden - es war nicht erlaubt, alle Pl;tze waren angeblich bereits besetzt worden, -  sondern in ihre historische Heimat. Was war der Grund? Versuche auf beiden Seiten, den Fl;chtlingsstrom zu verz;gern, scheiterten. Die BRD versuchte, den Bau einzelner Siedlungen f;r die Deutschen zu subventionieren, unsere Beh;rden fertigten sie mit anderen Versprechungen ab, trotzdem half nichts. Der Grund war der einzige - niemand glaubt an die Macht, die  ihr Verhalten eigentlich nicht ver;nderte.
Vielleicht kennt der moderne Russlanddeutsche nicht all den Horror, der mit seinen Vorfahren passiert ist, aber er sieht das Verhalten der Machthaber. Heute machen sie Ukrainer und Wei;russen zu Feinden, morgen Moldauer und Georgier, und als N;chste werden letzte verbliebene Juden und Deutsche sein. Es ist notwendig, die Schuld jemandem zuzuschieben – in f;nfzehn Jahre wurde alles vernichtet - Industrie, D;rfer, Wissenschaft und Bildung. Nur Erd;l erm;glicht es ihnen, sch;ne Fratzen in nutzlosen Versammlungen zu schneiden. Es gibt keine Reue – es gibt kein Vertrauen. Aber die Reue reicht heute nicht aus, und sie wird die Menschen nicht mehr ;berzeugen, dass die Machthaber aufrichtig sind. Wir brauchen etwas ganz anderes - einen kompletten Kurswechsel.
Vor einigen Jahren habe ich mit dem ehemaligen Landsmann, dem Zootechniker des Pavlodarer Gebiets gesprochen. Jetzt arbeitet er auf einem Milchbauernhof in der N;he von Berlin und zweifelt nicht im Geringsten daran, dass er recht hatte, als er alles verlassen hatte –eine Wohnung in der Stadt, eine Datscha, ein Auto. Nachdem er die ganze Familie mitgenommen hatte und nach Deutschland umgezogen war, lie; er sich auf dem Bauernhof nieder. Die Frau hat keine Arbeit, er ist nur ein Arbeiter, aber die Kinder lernen bereits die Sprache und bereiten sich darauf vor, auf die Colleges zu gehen.
- Ja, hier werden wir als zweite Klasse behandelt, aber hier ist  meine Arbeit  das Ma; meines Wohlstandes. Und da war das Kreiskomitee der Kommunistischen Partei, das mit dir gemeine Dinge machen konnte, wenn du manchmal gegen seine bl;den Entscheidungen warst, - erwiderte dieser Mann mittleren Alters, der in Kasachstan seine w;hrend des Krieges verhungerten  Eltern und ;ltere Br;der begraben hatte.
-Unter welchen Umst;nden w;rden Sie zur;ckkommen? -fragte ich.
"Unter keinen Umst;nden“, antwortete er, ohne viel nachzudenken. "Hier haben meine Kinder Chancen, in Wohlstand zu leben und freie Menschen zu sein, alles h;ngt von ihnen ab. In Russland h;ngt alles von Machthabern ab. Und Sie wissen sicher, wie es funktioniert (damals regierte Gorbatschow). Russische B;rger tun mir Leid, vor allem die Russen, obwohl ein Drittel von ihnen v;llig verbl;det ist, sie sind Idioten, und Wodka ist daran schuldig. Die Russen sind freundlich, flei;ig und geduldig. Eure Macht st;rte euch immer, gut zu leben, sie wurde entweder aus Schei;e oder aus Demagogen und Schurken gebildet. Sie haben die Revolution, den B;rgerkrieg und zusammen mit unserem Mistkerl Hitler den Vaterl;ndischen Krieg angefangen. Sie haben euch und uns vernichtet. Nur in Deutschland hat man daraus Lehren gezogen, und jetzt ist es kaum m;glich, dass Betr;ger die Macht ergreifen, und ihr, wenn ihr auch Sieger seid, habt ein halbes Jahrhundert verloren, und jetzt wisst ihr nicht, was mit euch passieren wird“.
Damit endete unser Gespr;ch. Ich hatte keine Gegenargumente. 20 Jahre sind seit dem Gespr;ch vergangen. Meine Mutter und all diejenigen, die an den beschriebenen Ereignissen teilgenommen hatten, sind seit langem nicht am Leben. Unsere Deutschen haben sich in ihrer Urheimat niedergelassen und reisen als Touristen besuchend die Friedh;fe, wo ihre Verwandten ruhen. Wir werden aber immer weiter von der Zivilisation entfernt. Die Leute sterben einfach aus.
Was auf mein Heimatland wartet, wei; ich genau, deshalb versuche ich, Enkel zu ;berzeugen, in ein anderes Land umzuziehen, egal wohin, aber nicht dort zu bleiben, wo Gesetze nur auf eins gerichtet werden – auf  die Macht;bergabe an die „Erbfolger“, wo alle Rechte ohne Gewissensbisse verletzt werden, wo die Kriminellen offen die Macht ergriffen haben. Und in der Tat stellt sich heraus, dass die f;nfte Kolonne in Russland die Macht war und ist.
Diese Zeilen sind in Erinnerung an die Republik der Deutschen in der Wolga-Region geschrieben, in Erinnerung an die unschuldigen vernichteten Menschen, als Reue in Bezug auf die ;berlebenden und ihre Nachkommen. Entschuldigen Sie meine Mutter, Sie ist auch das Opfer der kriminellen Macht, die ihr ganzes Leben in Angst um mich, den Sohn des Wei;gardisten, in Angst um alles gelebt hat! Ich muss mich wohl bei Deutschen, Juden und anderen Nationen nicht entschuldigen. Als ich das Forschungsinstitut leitete, bewertete ich die Menschen nicht nach Nation, sondern nach ihren Verdiensten, aber ich halte es trotzdem f;r notwendig, zumindest darum um Verzeihung bitten, dass ich f;r sie, f;r ihr Alltagsleben und ihre wissenschaftliche Laufbahn tun konnte. Es ist kaum m;glich, dass dieses Geschreibsel sie erreichen wird, aber immer noch - ENTSCHULDIGEN SIE! M;ge es Ihnen gut gehen – dort, weit weg von Ihrer Heimat. Morgen ist Ostern – fr;her oder sp;ter wird Gott sicherstellen, was wir alle verdienen!
7.03.07  Siedlung «Peredelkino»


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