8. 6. 0. Kolonien in Odessa gebiet

 Auf der Grundlage des Einladungsmanifestes aus dem Jahr 1763 begann 1803 eine gro; organisierte Einwanderungswelle und im Odessagebiet entstanden die ersten Mutterkolonien. Das Gebiet zwischen den Fl;ssen Dnister und Bug war 1791, nach dem Friedensvertrag von Jassy, der den 6. russisch-t;rkischen Krieg beendete, an Russland gefallen.

 Zu dieser Zeit war diese Region nur d;nn besiedelt. 1803/04 wurden in der Umgebung von Odessa fast 26.000 Desjatinen f;r die Ansiedlung deutscher Kolonisten zur Verf;gung gestellt. 1803 hatten insgesamt 2.990 Personen und 1804 3.785 Personen ihre Heimat am Rhein verlassen, um sich im Russischen Reich niederzulassen (Rheinische Kolonisten). F;r die Zeit von 1802-1808, d.h. bis zur Ankunft der "fr;nkischen" Kolonisten z;hlte man weitere 13.337 Personen.

8.6.1.Schwedenkolonien:

Ein Streifen Land am Westufer des Dnepr, 12 Werst lang und 6 breit, viel Steppe und etwas Flussniederung mit magerem Gras, das dem Vieh nur wenig N;hrstoffe bietet. Der Steppenboden ist nicht unfruchtbar aber sandig und braucht viel Wasser. Doch die Wolken regnen, wie zum Hohn, ;ber dem Fluss ab, ;ber den S;mpfen und Seen. Bis in die 2. H;lfte des 19. Jahrhunderts gibt es nur einen einzigen Brunnen und der ist nicht besonders ergiebig.

"Das Schwedengebiet war ein Landstrich von etwa 11.000 Dessiaten, der entlang des Dnjeprs liegt, beginnend etwa 9 Werst ;stlich von Berislav. In dieses Land f;hrt Zarin Katharina II. im Jahre 1781 ehemalige schwedische Leibeigene von der Ostseeinsel Dag. Hier sollen sie siedeln, Vieh z;chten, ;cker bestellen – eine neue Heimat finden. Fast ein Jahr waren sie unterwegs, vom August des Vorjahres bis zum 1. Mai und wohl um die 1200 "Seelen", Frauen, M;nner, Kinder.

 Im August 1780 verlie;en sie ihre alte Heimat, um nach S;den zu ihrem versprochenen Land zu reisen, das auf dem Weg in einem russischen Dorf in der N;he von Poltawa wanderte. Diese Reise war ein schrecklicher: Im Laufe der Zeit starben oder verlie;en zwei Drittel des Volkes 1781 kamen die ;berreste von 70 Familien in Berislav an, mehr als die H;lfte davon starb in den ersten zwei Jahren und verlie; nur 30 Familien, 135 Personen im neuen schwedischen Dorf. Im Jahre 1794 besiedelte Potemkin 30 schwedische Kriegsgefangene unter ihnen.

Schon der lange Weg forderte seine Opfer, dann starben im ersten Jahr 318 und 116 im zweiten - an der Ruhr, dem ungewohnten Klima, vielleicht auch aus Heimweh. Drei;ig Familien ;berleben, 64 Frauen und 71 M;nner. Dazu kommen 1794 noch einmal 30 kriegsgefangene Landsleute und dann auch zwei Familien mit einem gemeinsamen Urahnen aus dem italienischen St;dtchen Scala. Aber die Kolonie scheint vom Aussterben bedroht.

Im Jahre 1795 kam gab Potemkins Befehl 30 weitere Kriegsgefangene aus Feodosia, dann 2 Familien aus Italien nach Kolonien zu schiken. 318 Personen starben im ersten Jahr an der Dysenterie, 116 Personen im darauffolgenden Jahr, nur noch 30 Familien blieben, sp;ter wurden andere Kolonisten aus Taruida und den Bezirken von Josephstal und Mariupol besiedelt, 1855/56 starben viele Menschen Flecktyphus vom Milit;r, die Schweden kamen aus der Insel Dag;. "
Ein Versuch, Leute aus der Umgebung von Danzig anzusiedeln, scheitert. Schon ein Jahr sp;ter verlassen sie die unwirtliche Gegend. 1804 dann kommen neue Siedler aus Polen, ;sterreich, der Schweiz, Elsass-Lothringen, den deutschen L;ndern W;rttemberg und Hessen, Baden und Preu;en.

 Anfangs bei den Schweden untergebracht (hier scheint es keine Probleme gegeben zu haben), beginnen sie im Fr;hjahr des n;chsten Jahres mit dem Bau ihrer H;user. Und sie beschweren sich bei der Obrigkeit: t;chtige Landwirte w;ren sie, aber auf den Bau von H;usern verst;nden sie sich nicht! Nur einen Baumeister h;tte man ihnen geschickt, um sie bei der Arbeit anzuleiten. F;r 65 Familien immerhin w;ren Geh;fte zu errichten.

Die Beh;rden bleiben hart: ein Landwirt m;sse sich auch handwerklich zu helfen wissen.
Ein Schmied kommt dazu, Andreas Quadrizius, der hat in Cherson beim Bau von Katharinas Festung mitgearbeitet und bekam zur Belohnung von der Zarin ein Tatarenm;dchen. Noch ein Jahrhundert sp;ter wird sich dieses Erbe in den Gesichtern seiner reichen Nachkommenschaft spiegeln.

Der Anfang bleibt hart – wie bei den Schweden – die Fluktuation in der Kolonie ist gro;; Fieber, Ruhr und das ungewohnte Klima fordern ihren Tribut. 1855/56 kommt mit den einquartierten Soldaten des Krimkrieges der Typhus. Trotz allem geht es allm;hlich aufw;rts, bei den Deutschen wie bei den Schweden.

 Anfang des 20. Jahrhunderts leben in Schwedendorf und in den drei deutschen Siedlungen Schlangendorf (Smijewka), M;hlhausen und Klosterdorf um die 2400 "Seelen". Es gibt 1652 Pferde, 1574 St;ck Hornvieh, 210 M;hmaschinen und 530 Wagen. Die meisten Geh;fte sch;pfen ihr Wasser aus eigenen Brunnen. Kein Paradies, aber man kann leben...


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