8. 3. Kolonien bei Jekaterinoslaw Dnipro

 In Gebiet von Jekaterinoslaw (Dnipro) wurden in Zeitraun zwischen 1780 bis 1889 von deutschen Auswanderen 6 Kolonien gegr;ndet: Billersfeld (heute Alexandriwka), Fischersdorf (heute Stadtteil von Dnipro), Jamburg (heute Dniprowe), Josefstatal ((heute Samariwka) (von Lutheraner aus Thorn(1780) und Danzig (1789)), Kronsgarten (( s;dlicher Teil von Pidhorodne)(von Friesische  Mennoniten aus Marienburg) (1789), Marientaal/Marienfeld (heute Majorka).

Kolonie Josefstal (Samarovka):

 Die Kolonie Josefstal wurde im Jahre 1789 durch den verstorbenen Gouverneur in der neuerrichteten Gouvernementsstadt Jekaterinoslaw, Wirklichen Staatsrat Kochowsky, gegr;ndet. Bevor dies geschah, schickte er einige von den neuangekommenen Kolonisten der zuk;nftigen Kolonie nach Nikopol, 120 Werst von Jekaterinoslaw am Dnjepr gelegen, um dort in der Umgegend zur Ansiedlung taugliche L;ndereien auszusuchen.

 Sie kamen mit der Nachricht zur;ck, da; das dortige Land zu einer Niederlassung nicht geeignet sei. Als neue Ank;mmlinge hatten sie nat;rlich die Eigenschaft und Lage jenes Landes nicht zu beurteilen verstanden. Darauf wurden sie hierher geschickt, wo es ihnen besser gefiel und wo auf Befehl des Staatsrats Kochowsky auch die Kolonie angelegt wurde.

 Zum Bau von H;usern wurde nicht sogleich geschritten. Da fr;her hier eine Ansiedlung von Griechen und Armeniern existiert hatte, wegen h;ufiger ;berschwemmungen aber verlassen worden war, so wurden die zur;ckgelassenen, bei der sp;rlichen Bev;lkerung nicht zum Verkauf gelangten H;user als Wohnungen benutzt. Erst im Jahre 1796 wurde durch die Gouvernementsregierung den Kolonisten der Befehl erteilt, H;user zu bauen, da das Holz dazu schon 1792 gekauft worden war.

 Die Kolonie liegt an der rechten Seite des Samarflusses, welcher sich hier mit dem kleinen Flu; Kiltschin vereinigt, die Wiesen der Kolonie durchzieht und unweit des der Kolonie Josefstal und Rybalsk geh;rigen Igrener Holzhafens in den Dnjepr m;ndet. Das Land dieser Kolonie liegt in einer von einer Seite durch Sandh;gel umzogenen Niederung und ist 15 Werst von Jekaterinoslaw und 12 Werst von der Kreisstadt Nowomoskowsk entfernt. Das teils aus salzhaltigem Ton und Sand, teils aus Humuserde mit einer Unterlage von Ton und Salpeter bestehende Land ist nicht besonders zum Ackerbau geeignet.

 Das beste Mittel, diese verschiedenen Erdarten f;r das Gedeihen der Frucht ergiebig zu machen, ist der Dung, welcher seit mehreren Jahren mit gutem Erfolg angewendet wird. Um das bei den Sandh;geln gelegene Land vor Flugsand zu sch;tzen, hat die Obrigkeit die Anpflanzung von Str;uchern vorgeschrieben. Der gr;;ere Teil der Wiesen steht gew;hnlich bis Anfang Juni unter Wasser und liefert dann nur Schilf, Binsen und Farnkr;uter. Das Wachsen des Getreides und der Gartenprodukte geht im Fr;hling bei warmer, nasser Witterung rasch voran.

 Wenn aber die Hitze kommt, so trocknet der Boden vollst;ndig aus, und das Wachstum steht still. In nassen Jahren gibt es auf den ged;ngten Feldern gute Ernten an Getreide und Gem;se. Au;er Strauch und Weiden besitzt die Kolonie etwa 30 Dessjatinen Naturwaldung.

 Aus Erkenntlichkeit f;r das entgegengebrachte Wohlwollen seitens des Wirklichen Staatsrates Josef Kochowsky gaben die Kolonisten ihrem Dorfe den Namen Josefstal und wollten ihm damit ein bleibendes Denkmal setzen. Von den 100 aus der Stadt Danzig und Umgebung ausgewanderten Familien kamen nur 90 an Ort und Stelle an, zehn Familien waren auf der Reise und im Winterquartier ausgestorben und auch die ;brigen in ihrer Gliederzahl stark gelichtet.

 Diese Familien bildeten die beiden Kolonien Josefstal und Rybalsk. Im Jahre 1801 kamen 22 w;rttembergische Familien, die aber schon eine Zeit lang in Polen gewohnt hatten, hier an, von welchen 17 in Rybalsk und 5 in Josefstal auf leeren Stellen angesiedelt wurden.

 Die Kolonie Josefstal besteht jetzt aus 54 landbesitzenden Wirten. Die ersten Ansiedler kamen unter einer besonderen Abteilung im Jahre 1788 gemeinschaftlich mit den Mennoniten aus der Danziger Gegend nach Ru;land; sie hatten au;er ihren aus ihrer Mitte erw;hlten Aufsehern keine eigentlichen Anf;hrer.

Infolge einer im Jahre 1788 erfolgten gro;en ;berschwemmung verlie;en die hier wohnenden Griechen und Armenier ihren Moskowsk oder auch Bogorodiza genannten Ort f;r immer. Daher fanden die Deutschen hier einige wenige verfallene H;user vor, die sie sich notd;rftig zur Wohnung einrichteten und siedelten sich allm;hlich an einer etwas h;her gelegenen Stelle in der N;he an. Eines der vorgefundenen H;user war in einem besseren Zustande und wurde sp;ter durch Reparatur zum Inspektionsgeb;ude eingerichtet. Es stand bis zum Jahre 1832.

 Au;er den t;glichen Nahrungsgeldern vom Auslande nach Ru;land und von der Krone erbauten H;usern haben die ersten Ansiedler noch 250 Rbl. Als Unterst;tzung f;r jede Familie erhalten. Die sp;ter angelangten W;rttemberger haben die Unterst;tzung nur als Vorschu; erhalten und nach einer f;r sie festgesetzten Frist zur;ckzahlen m;ssen.

 Das aus dem Ausland mitgebrachte Verm;gen bestand bei den meisten wohl nur in einer Kiste Kleidungsst;cken, denn sie hatten als Tagel;hner und arme Handwerker in ihrem Vaterland mit Not und Armut zu k;mpfen gehabt. Wer auf der Reise noch etwas besa;, mu;te seinen Mitbr;dern in den vielen F;llen der Krankheit, Tod und Begr;bnis und anderen mit der Reise verbundenen widrigen Umst;nden Hilfe leisten, so da; er schlie;lich eben so arm in's Land kam, wie die anderen.

 Durch Feuersbr;nste hat die Kolonie wenig gelitten, um so mehr aber durch ;berschwemmungen. Im Jahre 1820 ;berschwemmte der Flu; Samar die Getreidefelder und G;rten, zum Teil auch die Wohnh;user, im Jahr 1824 wieder die Getreidefelder. Die ;berschwemmung der Wiesen wiederholte sich mit wenigen Ausnahmen j;hrlich und ist von so langer Dauer, da; sp;ter nicht mehr ordentliches Futter w;chst.

 Das dr;ckendste Jahr der ;berschwemmung war das Jahr 1845, wo das Dorf und das Ackerfeld einem See glich und das Wasser mit einer Schnelligkeit stieg, da; die Bewohner sich auf den H;geln fremder Marken, auf den Sandbergen des eigenen Landes und in der n;chsten Kolonie Rybalsk bergen mu;ten. Der erlittene Schaden war gro;, doch ist durch Gottes Gnade kein Mensch dabei zu Grunde gegangen. Die Ursache dieser ;berschwemmungen ist darin zu suchen, da; bei eintretendem hohen Wasserstand der Dnjepr aus seinem Bett tritt und gegen die Samar anflie;t wodurch das Wasser in die ungesch;tzte Ebene des Kolonielandes getriebenwird.

 Epidemische Krankheiten haben in dieser Kolonie nie geherrscht. Mi;ernten waren 1820, 1824, 1833 und 1834. Da die Kolonisten von Haus aus vom Ackerbau nichts verstanden, so hatten sie am Anfang keinen leichten Stand. Dennoch gab sich alt und jung die gr;;te M;he, um in der Kultur des Acker- und Gem;sebaues mit den anderen Ansiedlern gleichen Schritt zu halten. In dem hochseligen Herrn Wirklichen Staatsrat Kontenius fanden sie einen zuverl;ssigen Ratgeber.

 Er sann auf Mittel, um den Wohlstand der Kolonie zu heben und ihre Zukunft zu sichern. Es wurden von ihm Gartens;mereien f;r die Kolonisten angekauft, deren Gew;chse in der nahen Gouvernementsstadt Jekaterinoslaw guten Absatz fanden und das Einkommen der Kolonie steigerte.

Auch die Einf;hrung und Verfeinerung der spanischen Schafe ist ihm zuzuschreiben. Als die Kolonie in eine schwierige Lage versetzt war durch das ;berhandnehmen des Flugsandes, wodurch ein Teil der Viehweide auf den erw;hnten Sandbergen ganz unbrauchbar wurde, so gab unsere jetzige Obrigkeit die Erlaubnis, aus den Gemeindeeink;nften bei dem Gutsbesitzer Klewzow Land zu pachten, und wenn die Gemeinde auch sp;ter 3000 Rubel banko Landpacht zu zahlen hatte, so war doch der erzielte Gewinn stets ein solcher, da; sie in wirtschaftlicher Hinsicht stets gef;rdert wurde.


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