11. 0. 5. Deutsche Kolonien in Aserbaidschan

 Die zweite H;lfte der Kolonisten musste gegen ihren Willen weiterziehen. Von Kosaken wurden diese noch 180 km nach Osten bis Aserbeidschan eskortiert. Im Bereich der alten Tatarenstadt Gandscha - unter den Zaren sp;ter Jelisawetpol, unter den Sowjets Kirowabad genannt - entstanden drei weitere deutsche Kolonis­tend;rfer, von denen Helenendorf die gl;cklichste Entwicklung zu verzeichnen hatte.

Gr;ndung der Kolonie Helenendorf in Transkaukasien - «goldener Boden» f;r Handwerker und Weinbauern F;r die Siedlung Helenendorf waren insgesamt 135 schw;bische Auswandererfamilien bestimmt worden. Im Dezember 1818 kamen diese an Ort und Stel-le, sahen sich aber zun;chst gezwungen, in der Stadt Gandscha bei christlichen Armeniern zu ;ber­wintern.

 Am Osterdienstag 1819 wurden sie dann von Regierungsvertretern in die ehemalige, seit lan­gem verlassene Tatarensiedlung Chanochlar eingewiesen, wo au;er einem ver-sch;tteten Bew;sse­rungskanal und einigen Erdl;chern nichts mehr an die einstigen Bewohner erinnerte. Aber der Ort war nicht schlecht gew;hlt. Nur sieben Kilometer von dem Verwaltungszentrum Gandscha und damit einem Hauptverkehrsweg - mit sp;terem Eisen- bahnanschluss - entfernt, aber 330 m h;her und damit ges;nder am Fu; des Kleinen Kaukasusgebir­ges gelegen, auch mit guten B;den versehen, boten sich hier durchaus erfreuliche Perspektiven.

 Dennoch h;tten es die Ansiedler ohne weitere Unter­st;tzung nicht geschafft. In der Anfangszeit erhiel­ten die Schwaben pro Kopf zehn Kopeken f;r den t;glichen Unterhalt, und im ersten Jahr bot die Regierung sogar eine Gruppe von Armeniern auf, um die Felder der deutschen Kolonisten zu bestel­len. Auch lie; sie sofort die Stra;en und Hofstellen vermessen, sodass die Siedler mit dem Bau ihrer Behausungen beginnen konnten. Es waren zun;chst einfache Erd- oder Lehmh;tten mit D;chern aus Stroh oder Schilf.

Die Ank;mmlinge litten schwer unter dem hei;en Klima, und die Malaria holte viele Opfer. Zwei Jahrzehnte lang gab es mehr Sterbef;lle als Geburten (1829/30: 60 Geburten, 120 Todesf;lle, davon 61 an Pest und Cholera). Im russisch-persi­schen Krieg 1826-28 wurde Helenendorf niederge­brannt. Zweimal mussten die Kolonisten evakuiert werden, einmal nach Gandscha, 1827 sogar nach Tif­lis. Bei der R;ckkehr fanden sie alles zerst;rt. Gl;cklicherweise kam der Zar gro;z;gig f;r die Kriegs­sch;den auf.

In den Drei;igerjahren ging es dann langsam auf­w;rts. Die Kolonisten waren inzwischen dazu ;ber­gegangen, H;user aus Stein zu bauen. ;berhaupt hatten sie gelernt, sich den ;rtlichen Verh;ltnissen besser anzupassen, sich zweckm;;iger zu ern;hren und kein ungekochtes Trinkwasser zu verwenden, wobei es den schaffigen Schwaben besonders schwer gefallen war, w;hrend der ;rgsten Mittags­hitze eine l;ngere Pause einzulegen.

 Auf jede der 118 Hofstellen von 1819 entfiel rein rechnerisch etwa 60 Hektar Land. Da jedoch von der gesamten staatlichen Landzuteilung ungef;hr ein Drittel als gemeinsames Weideland ausgewiesen wurde und weitere 1300 Hektar als nicht nutzbar galten, blieben den einzelnen Landwirten nur rund 28 Hektar.

 Bis zur Jahrhundertwende konnte der Wert des Kolonistenlandes durch den Bau von Bew;sserungsanlagen versechsfacht werden, und die wachsende Agrarproduktion erlaubte es dann immer wieder, einzelne H;fe zu teilen. Auch mach­ten die deutschen Siedler von der M;glichkeit, den Einheimischen Land abzukaufen, regen Gebrauch.


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