11. 0. 6. Deutsche Kolonien in Aserbaidschan

 Die Helenendorfer Landwirte lebten fast ausschlie;­lich vom Weinbau. Bei intensiver Bodenbearbeitung versprach dieser unglaublich hohe Ertr;ge. Die Spit­zenwerte erreichten 200 Hektoliter pro Hektar. Infol­gedessen wuchs der b;uerliche Wohlstand von Jahr zu Jahr.

Aber auch das ;rtliche Handwerk besa; einen goldenen Boden. Die Statistik von Helenendorf verzeichnete 1908: 9 Wagenbauer, 9 Zimmerleute, 9 Schmiede, 6 B;ttcher, 6 Tischler, je 4 Schneider, Maler und Ofensetzer, 3 Schlosser und 1 Schuhma­cher, lauter Kolonistenbetriebe.

 Daneben arbeiteten auch zahlreiche fremdv;lkische Bewohner in Helen­endorf als Handwerker: 60 Armenier und 40 Lesgier, letztere vorwiegend als Maurer. Der ;rtliche Handel lag lange Zeit ganz in den H;nden von sechs armeni­schen und f;nf tatarischen Kaufleuten, bis diesen von deutscher Seite eine Konkurrenz erwuchs.

1903 n;mlich gr;ndeten 228 Helenendorfer Kolo­nisten einen Konsumverein mit einem Grundkapital von 7000 Rubel, der bereits vier Jahre sp;ter einen Umsatz von 145000 Rubel erzielte, bei einem Rein­gewinn von 10000 Rubel, der zu 60 % an die Mitglie­der zur;ckverg;tet wurde. In diesem Gesch;ft, dem seit 1908 auch eine Schlachterei ange-schlossen war, fanden die Beteiligten so gut wie alles, von den Kolonialwaren ;ber den Christbaumschmuck bis zu den landwirtschaftlichen Maschinen.

Die Einwohnerzahl von Helenendorf betrug im Jahr 1908, das hei;t in der Bl;tezeit vor dem Ersten Weltkrieg, 3525 «Seelen». Davon waren 2234 Kolonisten und 150 sonstige Deutsche sowie 1141 Fremdl;ndische, darunter 400 Russen, haupts;chlich Kosaken, Angeh;rige der ;rtlichen Garnison, 366 Armenier und 300 Perser als Saisonarbeiter, 40 Lesgier, 30 Grusinier und 5 Tataren. Mischehen zwischen Kolonisten und Fremdv;lkischen hat es ;ber vier Generationen hinweg praktisch nicht gegeben.

 Gl;cklicherweise hatten sich unter den Helenendor­fer Kolonisten der Gr;ndergeneration ein Schullehrer befunden. Dieser, Johann Jakob Krau;, geb;r­tig aus Mehrstetten im Oberamt M;nsingen, wurde erster geistlicher Lehrer und Schulmeister der Kolonie. Er unterwies in Lesen, Schreiben, Rechnen und biblischer Geschichte, und zwar zuerst in seiner H;tte, bis die Gemeinde 1823 eine eigene Schule errichtete.

 Diese bestand anfangs aus einer, sp;ter aus zwei Massen, jedoch mit jeweils mehrj;hrigem Schulbesuch, wobei man aber lange Zeit ;ber den Standard einer russischen Volksschule nicht hinauskam. Die n;chste Generation wurde auch in Geo- grafie und Geschichte unterrichtet, wobei besonders die Verh;ltnisse in Deutschland zur Sprache kamen, und seit den 1890er-Jahren war ein intensiver Russischunterricht obligatorisch.

 Die Regierung verlangte, dass die Kinder beim Abgang von der Schule der russischen Sprache vollkommen m;chtig sein sollten, was ihnen nur zum Vorteil gereichen konnte, indessen kaum erreicht wurde, weil man in den Elternh;usern ausschlie;lich Deutsch sprach. Anfangs unterstand die Schule geistlicher, seit 1892 weltlicher Aufsicht. Sie wurde im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut. 1908 z;hlte sie 388 Sch;ler - 180 Knaben und 208 M;dchen -, die von f;nf deutschen und einem russischen Lehrer in ver­schiedenen Abteilungen unterrichtet wurden.


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