11. 0. 11. Deutsche Kolonien in Aserbaidschan

 Vohrerweine wurden seinerzeit in allen gro;en St;dten des Zarenreiches bis nach Sibirien hinein angeboten, aber auch die Erzeugnisse der firmeneigenen Kognakbrennerei, der Spiritus­fabrik und einer Bierbrauerei fanden im weiten Umkreis ihre Abnehmer.

Um 1900 bereitete sich schon die dritte Vohrergeneration auf den Eintritt in den Betrieb vor. Nach Beendigung der Helenendorfer Schule waren die Enkel auf das Gymnasium von Gandscha oder Tiflis gekommen und von dort auf die verschiedensten Fachschulen Deutschlands, wo sie sich die f;r das Gesch;ft n;tigen Kenntnisse erwarben. 1910 arbeite­ten bereits sechs Enkel des Firmengr;nders in dem Gro;unternehmen.

 In diesem Jahr wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an der nun­mehr zehn Familienmitglieder aktiv beteiligt waren. Sie besa; zehn Filialen, bis Krasnojarsk in Sibirien. Direktor der Gebr;der Vohrer AG wurde Christoph Vohrer III (1882-1941).
Eine weitere Reihe erfolgreicher Gesch;ftsleute stellte die ebenfalls aus Reutlingen eingewanderte Familie Hummel.

 Unter den ersten Siedlern von Helenendorf befand sich ein Johann Heinrich Hum­mel (1780-1835), genannt Glaserhummel. Dessen Sohn Johann Georg Hummel (1809-1866), auch noch Reutlingen geboren, hatte sechs S;hne, Heinrich, Georg, Andreas, Johannes, Gottlob und Christian, die zwischen 1830 und 1850 geboren waren und alle einen gesunden Gesch;ftssinn entwickelten.

 Jeder von ihnen galt als beg;tert und war, sei es durch Erb­schaft, Kauf oder Heirat, zu Grundverm;gen gekommen. 1875 besa;en die sechs Familien zusammen f;nfeinhalb Wirtschaften, das hie; ;ber 150 Hektar Land. Diese eineinhalb Quadratkilometer Familienbesitz wurden zum Grundstock f;r ein zweites gro;es Helenendorfer Handelsunternehmen.

Als treibende Kraft in diesem Betrieb galt Gottlob Hummel (geb. 1844). Im Hinblick auf die projektierte transkaukasische Eisenbahn von Batum am Schwar­zen Meer bis Baku am Kaspischen Meer, die an der Stadt Gandscha vorbeif;hrte, bewog er 1878 seine drei ;lteren Br;der Georg, Andreas und Johannes, vor den Toren Gandschas ein zehn Desjatinen ( 11 ha) gro;es St;ck Land aufzukaufen und mit Reben zu bepflanzen.

 An dieser Stelle wurde 1883 eine mo­derne Kelter gebaut, in der die vier Br;der neben den eigenen Trauben auch hinzugekaufte Fr;chte verarbeiteten. Damit begann der Weinhandel im Gro;en. Gleich nach Fertigstellung der Bahn (1883) er;ffneten die Gebr;der Hummel Verkaufsstellen in Baku und Tiflis.

Der Betrieb florierte jedoch nicht wie erwartet, und zwar lag das an der Qualit;t der Weine. Die in den Tatarend;rfern aufgekauften Sorten erwiesen sich als schlecht verk;uflich, und auch die Helenen-dorfer Produkte entsprachen, wie bereits erw;hnt, nicht dem Geschmack der russischen Kundschaft.

 Mehrfache Versuche, die eigenen Weine mit solchen aus dem ;stlichen Aserbeidschan zu verschneiden, brachten nicht den erw;nschten Durchbruch. Richtig aufw;rts ging es erst, als sich bei den zwei Helenendorfer Handelsh;usern die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass man sich auf einem gr;;e­ren Markt nur behaupten konnte, wenn man andere und bessere Trauben verarbeitet.


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