11. 0. 13. Deutsche Kolonien in Aserbaidschan

Die gro;en politischen Ereignisse der ersten H;lfte des 20. Jahrhunderts haben den deutschen Kolonien in S;drussland schwere und zuletzt t;dliche Wun­den geschlagen. Schon die Revolution von 1905, ver­ursacht durch den ungl;cklichen Verlauf des rus­sisch-japanischen Krieges, war an Helenendorf nicht spurlos vor;bergegangen.

 Die reichen Helenendor­fer Familien waren wiederholt Erpressungen und Mordanschl;gen armenischer Revolution;re ausge­setzt. Auch der amtierende Pastor hatte seinerzeit ein gewaltsames Ende gefunden. Was dann kam, war nur die Ruhe vor dem gro;en Sturm.

Generellen Anfeindungen sahen sich alle deut­schen Kolonisten ausgesetzt, und sie konnten auch, bei allem Respekt vor ihren kulturellen Leistungen, bei den verschiedenen V;lkerschaften ihrer Wahl­heimat keine besonderen Sympathien erwarten. Zu stark war das Selbstbewusstsein der Deutschen und ihr Uberlegenheitsgef;hl, das auch in einer bewuss- ten, nie aufgegebenen Abkapselung seinen Aus­druck gefunden hatte.

 Nicht selten sahen die Kolo­nisten ver;chtlich auf die Russen und erst recht auf die Kaukasier herab. Insbesondere war es jedoch der Reichtum der Deutschen, der die Missgunst der ein­heimischen Bev;lkerung hervorrief. Insgesamt gese­hen fanden daher die sp;teren Verfolgungsma;nah­men der Regierung dort kaum eine Missbilligung.

 Zwar kam die Masse der transkaukasischen Kolo­nisten glimpflich durch den Ersten Weltkrieg und sollte auch dann noch einmal eine l;ngere Galgen­frist erhalten, aber die wohlhabenden Grundbesitzer und die arrivierten Gesch;ftsleute mussten seit 1914 jederzeit mit ihrer Verhaftung rechnen. F;r Christoph Vohrer III, dem seinerzeit bekanntesten deutschen Unternehmer im Kaukasus, begann eine endlose Leidenszeit. Bei Kriegsbeginn hatte er sich nur dadurch einer Festnahme entziehen k;nnen, dass er sich freiwillig an die t;rkische Front meldete. Doch 1916, inzwischen verwundet aus dem Armee­dienst entlassen, wurde Vohrer unter dem Vorwand, vergiftete Weine geliefert zu haben, zusammen mit sechs weiteren Aktion;ren der Firma gefangenge­nommen und auf der Burg von Tiflis eingekerkert. Obwohl nach der Februarrevolution 1917 wieder entlassen, gab es von nun an f;r «Kapitalistens;hne» keine Sicherheit mehr.

1920 erfolgte die Enteignung der beiden Helenen­dorfer Gro;betriebe, doch wurden die bisherigen Teilhaber zun;chst in der Verwaltung belassen. Christoph Vohrer III konnte sogar in der NEP-Zeit - Lenin verk;ndete 1921 die relativ liberale «Neue ;konomische Politik» -, die alte Familienbrauerei betreiben, wurde dann aber 1926 als «Spion» erneut nach Tiflis verbracht. 1928, nach wenigen Monaten der Freiheit abermals geholt, sah er sich in ein Arbeitslager in den Nordural verbannt, wo er im Jahr darauf von seinen beiden Kindern besucht wer­den konnte, die ihn auf abenteuerliche Weise dort ausfindig gemacht hatten.

 Werend und nach II Weltkrieg wurden alle S;dkaukasische kolonieen aufgel;st und die deutschsprachte Ainsiedler nach Sibirien und Kasachstan in Exil geschikt........


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