Nicht jeder versteht mich...

               

                Meiner Kollegin N. Zayashnikova gewidmet

Als Kind wuchs ich als gejagter Waldhase auf und suchte st;ndig Schutz und W;rme bei den Menschen um mich herum. Es gab keinen Vater, und meine Mutter war mit ihren eigenen Angelegenheiten besch;ftigt, ohne sich f;r meine Sorgen zu interessieren. Ich bek;mpfte meine ;ngste vor der Einsamkeit, zog mich in mich selbst zur;ck, schloss mich in eine imagin;re H;lle ein und stellte mir vor, dass mich niemand verletzen w;rde.
Ich ging oft durch den Wald, schaute interessiert in die H;hlen der Tiere und V;gel, auf den Bienenschwarm auf dem Espenstamm, auf die F;chse, die bei meinem Anblick mit den Z;hnen fletschten, auf den Schakal, der mich ununterbrochen ansah, Auge in Auge, w;hrend ich ;ber einen R;ckzugsplan nachdachte, auf Stachelschweine, die sich vor Angst auf dem Weg zerstreuten, Nadeln verloren, auf die ganze Natur, und versuchte zu verstehen: Warum all das und warum m;ssen so sch;ne Lebewesen schlie;lich sterben?
Mit Schrecken sehnte ich mich danach, die Welt zu umarmen und sie vor allem Unheil zu sch;tzen, aber ich konnte nur die sch;ne und einzigartige Natur bewundern. Ich bin bis sp;t in die Nacht gelaufen und habe manchmal sogar vergessen zu essen und mich warm anzuziehen. Doch schon bald sp;rte ich, dass mir die Beine wehtaten. Manchmal waren sie so verdreht, dass das Licht nicht mehr zu sehen war.
Als ich meine nette Nachbarin, Tante Dusya, sah, erz;hlte ich ihr von meinem Problem. Sie hat mich sofort beruhigt und gesagt:
- Lass uns zu mir nach Hause gehen, ich z;nde den Herd an und sage dir, was du tun sollst.
Sie z;ndete den Herd an und erz;hlte mir, w;hrend sie darauf wartete, dass er hei; wurde, von ihrem Schicksal. Es stellte sich heraus, dass sie eine reiche Praxis im Heilen von Menschen hatte, und sie tat es umsonst, weil es ihr Freude bereitete.
Einmal wurde bei einer Frau Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Die Frau, die sich Sorgen um ihre Krankheit machte, bat sie um Hilfe. Tante Dusya gab der Patientin Sanddorn;l und sagte ihr, sie solle zuerst einen Schluck Wodka trinken, um ihre Kehle zu desinfizieren und ihr den Wassergehalt zu entziehen, und dann einen Essl;ffel Sanddorn;l. Die Frau trank drei;ig Tage lang in Abst;nden von zehn Tagen und wurde geheilt. Sie ist jetzt im 83. Jahr.
Sie erinnert sich daran, dass sie w;hrend des Krieges auf dem Holzplatz arbeitete. Damals gab es keinen Arzt und jeder, der Hilfe brauchte, kam zu ihr. Die F;;e, Finger und Gliedma;en der meisten Menschen verfaulten aufgrund von Feuchtigkeit und Unterern;hrung. Tante Dusya nahm Birkensp;ne und kochte sie in Wasser auf dem Herd. Wenn sich das Wasser rot f;rbte, nahm sie es vom Feuer und sagte dem Kranken, er solle darin baden, bis es abgek;hlt sei. Erstaunlicherweise fielen die morschen Knochen ab und die Wunden heilten. Die Menschen liefen ohne Finger, mit St;mpfen von Gliedma;en, aber lebendig und gesund.
Tante Dusya bestrich meine F;;e mit Brennspiritus, ;ffnete die T;r zum Herd und sagte mir, ich solle mich nahe an die T;r setzen, damit ich die Hitze sp;ren k;nne. Die Hitze lie; mich pochen und frieren. Es war die K;lte, die von mir ausging, wie Tante Dusya erkl;rte.
Das tat sie mehrere Abende lang, bis der Sch;ttelfrost aufh;rte und Tante Dusya sagte, ich sei jetzt gesund. Ich erinnere mich bis zum heutigen Tag an sie.
Erstaunliche Dinge sind mir passiert, warum? Ich wei; es nicht...
Als ich in der 10. Klasse war, ;bernachtete ich eines Tages bei einem Freund. Es wurde dunkel und ich eilte nach Hause. Als ich das Tor unseres Hofes ;ffnete, war ich verbl;fft... In der Mitte des Hofes stand eine etwa 1,80 m gro;e Frau in einem wei;en Kleid und mit einem Schal um die Schultern. Ich stemmte mich gegen den Zaun und st;rzte sofort in die H;tte. Mein Herz klopfte wie wild und beruhigte sich erst unter der Decke. Am Morgen bemerkte ich jedoch, dass an dieser Stelle ein Baum wuchs, ein Weidenbaum, glaube ich.
Ich schrieb mich in der p;dagogischen Abteilung ein, las viel, ging zu allen Treffen mit ber;hmten Leuten. Ich hatte eine Menge p;dagogische Erfahrung. Ich habe mein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen.
Sie hat geheiratet. Es war eine ungl;ckliche Ehe. Er hat mich nicht verstanden und wollte mich auch nicht verstehen. Ich versuchte, alles zu tun, um ihm zu gefallen, aber er sah durch mich hindurch und machte sich nicht die M;he, mich zu verstehen, vielleicht tat ich ihm sogar manchmal leid, weil ich so schlecht und einsam war.
Ich habe einen Therapeuten aufgesucht. Ich wollte herausfinden, was das Problem war und warum ich so behandelt wurde. Ich sa; bei ihm, er schrieb etwas, und ich hatte Herzklopfen, ich hatte wieder Sch;ttelfrost, aber er war still. Erst als ich verstummte, sagte er, dass die Sitzung beendet sei. Das ging tagelang so weiter. Dann war es vorbei und ich f;hlte mich menschlich, stolz und respektvoll gegen;ber mir selbst. Nun, wenn mein Mann oder Bekannte meinen guten Namen mit F;;en traten, war es ihre Schuld, aber ich wollte f;r die Menschen leben, ihnen in allem helfen.
Wie messen Sie das Leben? Nach den Jahren, die ich gelebt habe? Oder durch das, was ich geschafft habe, um den Menschen zu geben. 15 Jahre lang habe ich als Erzieherin in einer Jugendherberge gearbeitet, in der Str;flinge lebten. Ich habe viel gesehen und erlebt. Ich habe eine Menge guter und schlechter Dinge gesehen. Einige Leute haben mich mit Respekt empfangen, andere haben mich mit Wut angeschaut und gesagt, du hast mit dem Unterrichten angefangen, du bist erwachsen, du wei;t es selbst...
Der Beruf des Erziehers ruft nicht immer respektvolle Gef;hle hervor. Aber nur die Lehrer wissen, wie schwierig diese Arbeit ist, die gro;e moralische St;rke, Nervosit;t, wenn man so will, sogar Mut erfordert. Schlie;lich m;ssen wir manchmal unverdiente Beleidigungen ;ber uns ergehen lassen, und manchmal m;ssen wir junge Leute b;ndigen, die sich betrunken haben.
Ein junger Mann ist in Trauer, in Schwierigkeiten, und er geht mit seinen Sorgen zu dem Erzieher, der hier seine Eltern vertritt. Jeder wei;, dass ich zuh;ren und verstehen kann und ihnen helfe, einen Ausweg aus ihrer Situation zu finden. In der Regel verlassen mich die Menschen mit einem L;cheln der Hoffnung. Aber ich habe selbst ein schweres Schicksal, und manchmal m;chte auch ich mich unterst;tzt f;hlen, einen Ratschlag h;ren, nur ein warmes Wort.
Am wichtigsten ist es, ;ffentliche Veranstaltungen zu organisieren. Es muss viel getan werden, um das Interesse junger Menschen zu wecken. Zuerst muss ich mich mit dem Verantwortlichen f;r den Abend treffen, mit ihm sprechen, die richtige Literatur lesen, um mich in das Thema einzuarbeiten. Au;erdem muss ich mir ein neues Kleid machen, das niemand sonst hat. Und das alles mit meinen eigenen H;nden.
Ich hatte unvergessliche Begegnungen mit den Jugendlichen. Sie sind Dichter und Schriftsteller, Schauspieler und S;nger, nationale Arbeiter und heldenhafte M;tter. Nach dem n;chsten Konzert sagte Margarita Lee, eine K;nstlerin aus Almaty, zu mir: "Das ist das erste Mal, dass ich erfahre, wozu eine Erzieherin in einem Wohnheim da ist". Das war eine Belohnung f;r meine harte Arbeit und ich war sehr zufrieden.
Es w;re alles in Ordnung gewesen, wenn es nicht einen weiteren Bericht aus unserer Kommandantur gegeben h;tte. Ein Beamter kommt an und wir schmei;en sofort eine Weihnachtsfeier f;r ihn. Eines Tages habe ich ganz vergessen, S;;igkeiten f;r den Tee vorzubereiten. Ich habe eine Schachtel Pralinen gefunden, und da es nicht viele waren, habe ich mir schnell etwas einfallen lassen und sie jedem in die Steckdose gesteckt. Eine originelle L;sung! Mehr als einmal wurde ich gebeten, die Nacht mit ihm zu verbringen, aber die Emp;rung l;sst mein Herz h;her schlagen. Ich verbringe den Abend und gehe. Unsere Polizei soll sich um ihn k;mmern.
Aber die Jahre haben ihren Tribut gefordert, und nun ist die Tochter erwachsen. Sie heiratete und zog mit ihm in den Norden. Was f;r ein Schwiegersohn - wir wussten nicht einmal, dass sie in Frieden und Ruhe leben sollten.
Eines Tages erhielten wir einen Telefonanruf aus Moskau. Sie baten um die Erlaubnis, dass meine Nichte bei uns wohnen durfte, w;hrend sie ihre Pr;fungen ablegte, aber sie stand bereits ohne Einladung vor der T;r. Wir haben sie im Zimmer unserer Tochter untergebracht. Abends, als ich ins Bett ging, las ich immer noch Dostojewskis "Was soll man tun?" und war erstaunt, wie sehr sich die Klassiker von den Lehrpl;nen der Schule unterschieden.
Mein Mann war schon lange neben mir eingeschlafen, und ich konnte mich nicht von den Zeilen losrei;en. Dann ging die T;r auf und meine Nichte rannte herein: "Ich will auch mit einem Mann schlafen, du bist nicht die Einzige." Und sie sprang zu uns ins Bett und legte sich zwischen uns. Ich stand auf und ging schweigend hinaus.
Einige Jahre sp;ter zog meine ;ltere Mutter bei mir ein. Entweder war es Altersschw;che oder ihr schwindender Stolz, der sie daran hinderte, sich freundschaftlich in die Familie einzuf;gen. St;ndige Launenhaftigkeit, mangelnde Bereitschaft zur Hygiene, Unmut dar;ber, dass wir ihr nicht unsere ganze Freizeit widmeten, f;hrten zu st;ndigen Konflikten. Als Vergeltung kackte sie in die Toilette, so dass ich sie mit den H;nden putzen musste, bis blutige Blasen entstanden. Aber ich sch;tze, es ist mein Schicksal, es immer allen recht zu machen, und die Menschen, die mir am n;chsten stehen, nutzen das aus.
Eines Tages waren wir mit einer Gruppe von Freunden unterwegs. Alle am;sierten sich, tranken und a;en, aber ich war der Einzige, der traurig war. Ein Freund schlug vor, dass wir alle dieses Spiel spielen: Nimm ein Glas statt eines Mikrofons und erz;hle von deinem gl;cklichsten Tag und gib ihn dann an jemand anderen weiter. Alle sprachen ;ber die Verwirklichung ihrer Tr;ume, und schlie;lich war ich an der Reihe. Ich wollte l;gen, dass alles in Ordnung sei und dass mein gr;;ter Traum in Erf;llung gegangen sei, aber dann nahm ich ein Scheinmikrofon in die Hand und sagte es einfach:
- Ich habe noch einen gl;cklichen Tag in meinem Leben vor mir.
Und ich schaute meinen Mann an, der wegschaute.
Wenig sp;ter machte ich mich bereit, nach Hause zu gehen. Mein Mann sagte, er sei noch nicht fertig und habe das Geld, das er hineingesteckt hatte, noch nicht aufgegessen. Mein Kumpel reichte mir meinen Mantel und schlug vertrauensvoll vor:
- Soll ich daf;r sorgen, dass Ihr Mann auch bald zur;ckkommt?
Ich grinste: "Versuch's doch mal..."
Zu Hause hatte ich mich gerade ausgezogen, als jemand an die T;r klopfte. W;hrend ich mich anzog, verging einige Zeit. Ich ;ffnete die T;r, und da war mein Mann, nicht er selbst.
- Was ist passiert? - fragte ich.
- Ein Mann hat mir gesagt, dass man keine Angst haben muss, seine Frau allein gehen zu lassen, weil sie mit jemand anderem gehen kann. Du hast die T;r schon so lange nicht mehr ge;ffnet...
Er sah sich um und beruhigte sich.
Am n;chsten Tag kam er zu mir und fragte:
- Was braucht es, um Sie gl;cklich zu machen?
- Was ist mit Ihnen los? Wahrscheinlich ist es zu sp;t, aber kauft wenigstens etwas Honig, ich habe so gro;e Lust auf etwas S;;es.
- Sie haben es geschafft!
Er ging weg und kam nach einer Weile mit einem Fass Bienenhonig zur;ck. Vielleicht hat er gemerkt, dass er mich verlieren k;nnte, aber wie sp;t merken M;nner das. Man muss kein militanter Feminist sein, wenn eine Frau f;r Gleichheit und Freiheit k;mpft und ihren Vorteil, die Weiblichkeit, nicht auf stolze Weise ausnutzt. Vergeben hei;t nicht, schwach zu sein. Und ich habe ihm verziehen...


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