Anders leben

             

Gestern hatte ich noch vor, heute fr;h aufzustehen. Aber es war Morgen, und noch im Schlaf h;rte ich die Worte meines Sohnes, als er zur Schule ging:
- Tschu;, Papa.
- Tschu;", - warf ich schl;frig zur;ck und schloss Augen f;r ein paar Minuten. Nein, ich musste mich zwingen, aufzustehen, sonst macht die Arbeitslosigkeit einen Menschen zu einem Trottel mit einer verdorbenen Seele.
Mit M;he ;ffnete ich meine Augen: Schei;e! Es ist bereits elf Uhr nachmittags. Ein weiterer vergeudeter Tag, jedenfalls die H;lfte. Mein Chef wartet auf mich im Secondhand-Laden, wo ich mir mit der Reparatur von gebrauchten Elektroger;ten etwas dazuverdiene, und manchmal auch mit dem Verkauf, wenn Gunter sich langweilt und keine Stammkunden hinter dem Tresen findet. Kunden, auch solche mit geringem Einkommen, bevorzugen die neuesten Ger;te in Markengesch;ften.
Zuerst konnte ich nicht herausfinden, wie viel Geld unser Gesch;ft einbrachte. Aber eines Tages war der Chef im Urlaub, und aus Neugierde ging ich sein Register der ein- und ausgehenden elektronischen Ger;te durch. Zu meinem gro;en Erstaunen gab es eine unglaublich umfangreiche Liste von Gebrauchtwaren, die von einem Empf;nger mit dem Nachnamen ... aus freien St;cken zu einem symbolischen Preis erworben wurden. Wie kann das sein? Mein Nachname steht darauf. Also, G;nther ist eine Nervens;ge! Er hat einen S;ndenbock gefunden. Im Falle der ;berpr;fung von nichts versteht, dass er sagt, "Kleiner Russo (er nennt mich so) versteht nichts..." Ich kenne diese Tricks! Sie halten uns f;r dumm. Gut, was kommt als N;chstes? Ja, der Verkauf von Waren... Ich habe ein paar Fernseher zu einem niedrigen Preis an die Sozial verkauft, aber ich habe die Zinsen bekommen, und sogar meinen K;hlschrank, den wir gestern erfolgreich verkauft haben. Und all diese gef;lschten Transaktionen, die ich durchgef;hrt habe. Gut gemacht, Gunter! Und gestern dachte ich, warum dieser Typ mit dem Notizbuch mich fragte: Woher und wohin? Was hat das mit mir zu tun? Macht nichts, Gunter, ich werde dich auch ;berraschen. Wo war die Altpapiermaschine? Da ist es! Der Chef sollte sehen, wie sein gef;lschtes Magazin als feine Sp;ne herauskommt. "Kleiner Russo verstehen nichts!"
   ...der Laden ist leer, der Geldbeutel ist leer, der Magen und der Kopf sind leer. Obwohl mein Magen leer ist und mein Magen auch leer ist, habe ich ein paar kluge Gedanken, oder dumme, ich wei; es nicht. Aber ich f;hle mich dadurch besser, und manchmal halte ich mich sogar f;r einen erfahrenen Psychologen oder Philosophen.
Damals in der Schule, als ich in Russland lebte, erschien mir alles Fremde weit weg, unheimlich, exotisch. Kleidung, Musikzentren, Lebensmittel aus ;bersee, Musik, verschiedene Ger;te von jenseits der Grenze - eine himmlische Erfindung der Menschheit, die f;r gew;hnliche Russen unerreichbar ist. Selbst Tatu an den H;nden mit fremden Buchstaben machten den Tr;ger zu einer angesehenen und beliebten Person in der Gesellschaft. Es ist wie in diesem Witz: Der Hase lief den Weg entlang und sah etwas auf der Stra;e liegen. Er f;hlte es mit den Fingern, leckte sich die Zunge: "Puh, das ist Schei;e und ich w;re fast draufgetreten...".
Aber jetzt ist eine andere Zeit, alles ist erlaubt. Wenn man z. B. einen Anzug f;r 500 € gekauft hat, sollte man ein Handy tragen, damit der Besitzer des Anzugs nicht ;berfordert ist. Du unterh;ltst dich auf der Stra;e mit einem Freund und dein Handy spielt eine Melodie in deiner Tasche. Du wirfst ein paar deutsche W;rter im Hendy ein und wirst von den bewundernden Blicken deiner Freundin mitgerissen. Sch;n, nicht wahr? Aber der letzte Schliff macht es erforderlich: ein Auto! Und zwar nicht irgendeinen "Volkswagen" oder "Opel-Corsa", sondern eben den Mersedes. Stell es unter das Fenster - sei stolz und bewundere es!
F;r die einheimischen Deutschen ist das Auto ein Verkehrsmittel. Mein Nachbar Peter hat einen sch;bigen Golf der alten Marke, der niest und hustet, und er schafft es immer noch, damit zu einer speziellen Bibliothek in Holland zu fahren, um B;cher zu holen. Ich bin einmal mit ihm spazieren gefahren. Ich fragte: "Haben Sie etwas zu trinken?" "Nein", sagt er. "Haben Sie ein Kissen unter Ihrem Ellbogen?" "Kann ich vielleicht Ihnen auch eine Toilette bringen?" - wurde der Nachbar w;tend. "Das w;re sch;n!" - Ich seufzte.
F;r Russen, die vom Leben nicht verw;hnt sind, z;hlt, was die Menschen zu sagen haben. Die Leute sollten ;ber uns sagen: "Schau, Vanka sieht so gut aus wie Rockefeller. Und Sie recken stolz Ihr Kinn in die H;he und sp;ren, dass das Leben nicht an Ihnen vorbeigegangen ist und das Sterben  so unertr;glich schmerzhaft sein wird...
Die Haust;r schlug zu und unterbrach meine wunderbaren Gedanken. Ein zuf;lliger Kunde betrat den Laden, wahrscheinlich ebenfalls vom M;;iggang geplagt, und wollte einen Blick in den Bauch des Staubsaugers werfen. Also gehe ich hin, um diese spuckende, saugende Erfindung anzupreisen, und hoffe, dass mein Portemonnaie ein paar M;nzen enth;lt und ich meine Gedanken in eine andere Richtung lenken kann, etwa wie sch;n es ist, arm zu sein. Kein Mercedes, kein teurer Anzug. Kein Anzug, keine Notwendigkeit f;r ein Mobiltelefon. Lassen Sie unsere Leute sagen: "Unser Vanka war mit nacktem Hintern in Russland, er ist immer noch derselbe und spricht mit dem Jargon - fenisbot". Aber jetzt lebe ich im Westen, in der zivilisierten Welt.
Der Kunde ist weg. Die Inspektion des Staubsaugers war ein Ablenkungsman;ver f;r einen echten Besuch. Nach kurzem Z;gern bot er ihm an, ihm einen kompletten Computer abzukaufen, in dem ein Programm feststeckte. Und obwohl gering ist, kann er repariert und mit Gewinn ins Ausland nach Russland verkauft werden. Ich kenne diese Pannen in Deutschland. Sie sitzen vor dem Computer mit einer Zigarette zwischen den Z;hnen. Der gesamte Chip ist mit Nikotin bedeckt und sogar das Geh;use ist innen im Nikotin. Nachdem ich mir die Adresse notiert hatte, erkl;rte ich mich bereit, seine Hardware selbst abzuholen, zumal er sie f;r weniger als hundert Euro verschenkt. Und warum?  Gunter ist nicht der Einzige, der kann noch lebt. Ich habe hier auch einiges gelernt.
Ich habe mit meiner Frau dreizehn Jahre lang in Russland gelebt und wusste nicht, was richtiger Sex ist. Wir schliefen bescheiden miteinander und verrichteten unsere sch;ndliche Arbeit im Dunkeln unter der Bettdecke, aus Angst, die zus;tzlichen Falten am Bauch des anderen zu sehen oder, Gott bewahre, eine Warze am K;rper. Und hier wird ein Pickel oder eine Warze als Highlight angesehen. Ich wei; nicht, wie bei uns die Kinder hier geboren wurden.
Ich habe noch eine Erinnerung aus meiner alten Heimat: einen Luftballon, den ich mit eigener Hand in eine meiner intimen Stellen eingepflanzt habe. Ich war ein Narr, als ich in Afghanistan diente. Ein Major im Einberufungsb;ro sagte mir, bevor ich eingezogen wurde: "Kamerad, wenn du aufschreibst, dass du freiwillig in Afghanistan dienen willst, werden wir dir helfen; wenn du es nicht aufschreibst, k;nnen wir dir nicht helfen und du musst trotzdem dorthin gehen.
In Afghanistan ist es hei; und langweilig. Ein paar M;dchen von der Sanit;tsstation geh;rten zu den Offizieren, und uns Soldaten blieb nichts anderes ;brig, als auf dem Dach zu brauen und uns gegen Durchfall und Gelbsucht behandeln zu lassen. Und es war nicht meine Schuld, dass unser Zug fast von einem Hubschrauber getroffen wurde. Die Windschutzscheiben des Hubschraubers sind doppelt gepanzert. Alle Soldaten st;rzten sich mit einem Knall darauf, Kugeln aus diesem Glas zu rollen. Zuerst s;gten sie die St;cke ab, dann zerkauten sie sie einen Monat lang mit ihren Z;hnen.
Da war Grischka, ein mutiger Kerl, der alle m;glichen coolen Tricks kannte und sie uns beibrachte. Er sagte, dass die Ballons die Frauen vor Vergn;gen quietschen lie;en. Wir wollten unseren jungen Damen eine ;berraschung bereiten. Derselbe Grischka hat uns geholfen, die B;lle einzutragen. Er machte einen Einschnitt in die Haut und rieb sie unter die Haut. Zwei Monate lang sah mich mein Ball mit einem roten Auge an, wenn ich pinkeln ging. Es w;rde nicht heilen. Als ich auf die Idee kam, ihn zu entfernen, war er verheilt.
Meine Frau war dar;ber nicht sehr erfreut. Sie sagte, sie habe zuerst gekratzt, dann habe sie es nicht mehr gesp;rt.
Ich habe es hier in Deutschland herausgenommen. Ich bin es leid, einen Fremdk;rper in meinem K;rper zu haben. Es ist gut, dass ein Chirurg, den ich aus Russland kenne, in unserer Stadt arbeitet. Er entfernte sie auf dem Operationstisch. Er sagt, dass viele Russen deswegen zu ihm kommen. Die Assistentin des Chirurgen fragte sich, warum wir das tun.
Im Westen ist Sex eine Kunstform. Und ich sch;me mich zu sagen, dass ich es zusammen mit den Sprachkursen, die ich besucht habe, gelernt habe. W;hrend des Kurses sa;en wir sch;chtern da und verfolgten jedes deutsche Wort mit offenem Mund, wie das f;nfundzwanzigste Bild. Aber danach, als wir von der Sozialhilfe lebten und z;hneknirschend nach einem Job suchten, begannen wir, das Leben vor Ort etwas mutiger zu betrachten.
Und unsere russische Interpretation, dass man im Westen die jungen Leute mit Sex vollstopft, damit sie sich nicht mit Politik besch;ftigen, gefiel uns sehr gut. Wozu zum Teufel brauchen wir diese Politik, wenn wir sowieso nicht gefragt werden: was, wo und warum? Aber pers;nliche Vergn;gungen versch;nern das Leben.
Kurz gesagt, wir tranken eine Flasche mit Freunden in Notvonung und beschlossen, mit einem groggy Kopf, um die poof gehen. Auf Russisch hei;t es ;bersetzt "Haus der Liebeskontakte". So steht es zumindest auf dem Schild, das vor der T;r h;ngt. Es war gruselig und unheimlich, aber versuchen ist keine Folter.
Wenn wir ankommen, schauen wir uns um, um sicherzugehen, dass unsere Bekannten uns nicht sehen. Und ruhig und respektvoll kommen die wohlgen;hrten und vollgestopften Einheimischen aller Formen und Gr;;en aus der T;r des Pouffe. Als ein alter Mann von siebzig Jahren herauskam, beschlossen wir. Sind wir schlimmer als das?
An der T;r sitzen T;rsteher. Wir gehen ernsthaft vorbei, mit dem Blick der Oldtimer. Im Korridor sind die Zimmert;ren offen. Wir k;nnen herumlaufen und uns ein M;dchen nach unserem Geschmack aussuchen.
Ich erinnere mich, dass ich gewarnt wurde: Deutsche kosten 60 €, Italiener, T;rken 30-40 € und Negerinnen 15 €. Ich habe mich beim ersten Mal f;r weniger entschieden. Ich sch;mte mich, aber ich konnte nicht zur;ckgehen. Bin ich ein Mann oder nicht?
~ Naked to the skin ~ Ich verstecke meinen Penis, aber mein Afrikanefrau zieht kichernd an meinem Gummiband und zeigt mir, was ich tun soll und wie ich es tun soll.
Ich habe mich gedreht und gedreht, ich habe alle Tricks ausprobiert, aber ich konnte es nicht tun, und das war's. Entweder das, oder unsere russische Bescheidenheit hat mich im Stich gelassen.
Ich habe einen 20er herausgezogen. Sie schnappte es sich und versteckte es im Handumdrehen irgendwo, obwohl sie die Kleidung nicht trug. Ich wartete nicht auf das Wechselgeld und ging.
In dieser Nacht hatte ich ein schlechtes Gewissen und lie; meiner Frau keine Ruhe. Ich habe extra eine Tischlampe auf dem Nachttisch angez;ndet. Ich drehte meine Frau hin und her. "Was ist los mit dir? - fragte sie sich, "Wer hat dir das beigebracht?  Aber es schien ihr zu gefallen. Sie war zufrieden.
Jetzt z;ndet sie fast jeden Abend eine Kerze an. Sie hat ihre Nachthemden weggeworfen, schl;ft nackt, aber wie qu;lt sie mich? Ich brauche keinen Puff.
Sie meinen, die Gro;m;tter h;ren zu und spucken? Nein, das tun sie nicht. Sie lesen heimlich Dating-Anzeigen. Sie verbringen ihre schlaflosen N;chte nicht damit, Socken zu stricken oder undichte Kleider zu flicken, sondern sie sehen sich sexy Filme an. Nun, unsere Eltern sahen nichts anderes als harte Arbeit f;r ihr t;gliches Brot.
Und unsere Kinder, sehen Sie - sie kaufen Kondome in den Gesch;ften statt Kaugummi. Es ist eine Schande, eine Schande, aber sagen Sie mir das mal. Hier ist ab dem Alter von 14 Jahren alles erlaubt.
Mein Sohn ist in der Schule. Er erz;hlt uns von neuen Themen, zeigt uns Bilder, die er in separaten Mappen zusammenklebt. Und die Bilder zeigen die Fortpflanzungsorgane im Schnitt, wie sie reifen, funktionieren und wieder verschwinden. Da fallen mir die Augen aus dem Kopf. Und wir erinnern uns, dass uns in der Schule ein Biologe lehrte: "Passt auf: Hier sind zwei Punkte und ein Streifen, das bedeutet ein m;nnliches Element".  Bis jetzt erkennen wir Geschlechtsmerkmale nur an Frisur, Br;sten und Kleidung. Aber auch hier sind wir im R;ckstand. Es sind Leute da, man kann nicht auf den ersten Blick erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. "Zwei Punkte und ein Streifen" - wenn man es so sieht...
Gunter hat mich einmal zu einer Reise nach Holland eingeladen. Es waren zwanzig Personen im Bus. Sie zeigten uns die Van-Gogh-Ausstellung und das Madame-Tussauds-Museum. Ich habe Herrn Gorbatschow im Museum die Hand gesch;ttelt und mich mit Bundespr;sident Kohl fotografieren lassen. Wir haben alle m;glichen amerikanischen Stars im echten Leben gesehen. Es hei;t, die nachgebildeten Moulagen seien im Ma;stab 1:1 dem Leben nachgebildet, und der ber;hmte Riese Arnold Schwarzenegger habe die Gr;;e bis meiner Schulter.
Dann sind wir um die Kan;le herumgefahren, als wir einen Happen gegessen haben. Und um die Reise unvergesslich zu machen, schleppten sie uns zu einer Orgasmusmesse. Die schmale "Rote" Stra;e schl;ngelte sich durch eine verd;chtige Landschaft. Die unteren Etagen der H;user bestanden ausschlie;lich aus einrahmigen T;ren und Fenstern, hinter deren Scheiben fantasielose Sch;nheiten in Bikinis und ohne flatterten. Irgendwo am Ende der Stra;e trafen wir sogar auf alte Frauen. Sie sa;en traurig auf den Fensterb;nken und hielten Plastikphallusse in den H;nden.
Mein Chef hatte sich in eine schlanke Blondine mit ;ppigen Br;sten verguckt und beschloss, die Reise mit einem H;hepunkt der Lust zu beenden. Er hatte gerade noch Zeit, uns zuzurufen: "Geht nicht ohne mich, ich brauche nicht lange", und verschwand durch die T;r. Kaum hatten wir uns am n;chsten Kiosk ein Souvenir besorgt, tauchte der Chef rot und verschwitzt vor uns auf. "Ich bin weggelaufen... Es war ein Mann", sagte G;nther schuldbewusst, "ich steckte meine Hand in meinen Arsch und da waren Eier..."
So leben wir - wir werden fett. Wir haben vergessen, wie wir im Winter Kartoffeln aus dem Boden geholt haben, wie wir kleine H;user gebaut haben, wie wir unsere Kinder auf die altmodische, gesetzestreue Art erzogen haben. Jetzt hat jeder ein Problem - wie er abnehmen kann. Das Fett tritt von allen Seiten aus. Also gut, unsere Eltern haben nichts anderes gesehen als Arbeit. Wir werden f;r sie schlafen und essen...


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