Das Sonnenmaedchen und der Mondjunge

Teil 2.

* * *
Eines Tages schliefen das Sonnenmaedchen und der Mondjunge wieder in ihren Betten ein.

Und sie traeumten davon, dass sie zum Fluss hinuntergehen und sich an ihren Lieblingsplatz setzen – einen alten umgestuerzten Baum, der anstelle einer Bank wie eigens fuer sie da war.

Das Sonnenmaedchen redete gern, aber der Mondjunge hoerte mehr zu...

- Du bist ein seltsames Maedchen, - sagte der Mondjunge.

- Warum? - fragte das Sonnenmaedchen.

- Du wirkst ueberirdisch. Du sagst seltsame Sachen.

Das Maedchen wurde unruhig, sprang von dem trockenen Baum, auf dem sie sas, und begann, hin und her zu laufen.

- Das stimmt, - sagte sie, - das denken alle. Die Leute sagen, ich stamme von einem anderen Planeten. Ich selbst denke manchmal, dass sie Recht haben. Dass ich von einem anderen Planeten komme. Ich habe nur vergessen, von welchem.

- Und du erinnerst dich an nichts aus deinem frueheren Leben? - fragte der Mondjunge.

- Nein, ich erinnere mich nicht. Ich weiss nur, dass ich, wo immer ich bin, den Menschen ueberall fremd bin, - antwortete das Sonnenmaedchen.

Dann sprang auch der Mondjunge von dem Platz herunter, wo er ruhig sas, und sie gingen Seite an Seite den Weg entlang, der von oben vom Mond beleuchtet wurde.

- Deshalb lebe ich allein, - sagte das Sonnenmaedchen. - Niemand moechte so ein fremdes Maedchen in seine Familie aufnehmen. Niemand versteht mich...

- Sei nicht traurig, - sagte der Mondjunge, - ich lebe auch allein. - Es ist sogar grosartig – niemand mischt sich ein, niemand befiehlt.

- Und dir wird dort allein in deinem Schloss nicht langweilig? - fragte das Maedchen.

- Nein, dort ist alles so, wie es in meinem frueheren Leben war. Als es noch keine Autos oder Flugzeuge gab, sondern nur Kutschen. Als die Maenner noch Gentleman;s  mit Spazierstoecken und Hueten waren und die Frauen lange Kleider und Sonnenschirme trugen, - sagte der Junge.

- Oh, wie wunderbar! - sagte das Sonnenmaedchen begeistert und oeffnete ihre Augen. Ein Sonnenstrahl kitzelte durch das Fenster ihre Wangen.

- Guten Morgen, mein geliebtes Haus! - sie sprang aus ihrem Bettchen, streckte sich und begrueste den neuen Tag.

- Guten Morgen, meine Lieblingsblumen! - sagte das Maedchen und oeffnete die Haustuer.

Die Sonne schien vom Himmel und begrueste das Maedchen. Und in ihrem Inneren, unter ihrem Herzen, wo die Seele ist, die vergessen hat, von welchem Planeten sie stammt, waermte sie ihre kleine Sonne...

16.05.2025


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