Die Sternenseelen. Ein Maerchen

Die Karawane aus der Ukraine/Saporischschja, die seit Herbst 1943 unterwegs war, ist schon seit ein Paar Wochen in einem kleinem Dorf in Weisrussland.

Unterwegs hat die Gemeinde des Dorfes, die jetzt nur die Haelfte seiner Mitglieder hatte, nach dem 1941 die andere Haelfte im Oktober nach Sibirien deportiert wurde, einen Mitglied im Westen der Ukraine verloren. Es war ein kleiner Junge, der Sohn von der Tante Eugenija, er wurde von einem Pferd getreten worden und war sofort tot.

Die Gemeinde hat ihn auch dort begraben.

- Es ist das erste Opfer dieses Krieges aus unserer Gemeinde - sagte der Pastor.

Die Besatzer haben bei Rueckzug von Saporischschja die deutsche Bevoelkerung,  die noch nach der Deportation von August 1941 nach Sibirien, noch da waren, mitgenommen, samt ihre Haustiere, auf den Pferdekutschen, wo die alte Frauen und die Kleinkinder sasen.

Ernst hatte keinen Platz drauf, er musste zu Fus hinterher laufen.

Er war 11 Jahre alt.

* * *
An einem frostigen Tag kurz vor Weihnachten 1943, war Ernst damit beschaeftigt, Wasser fuer die Familie aus dem Fluss zu holen.

Er nahm zwei Eimer mit und ging zum Fluss. Unterwegs traf er ein Nachbarmaedchen. So gingen die Kinder zusammen zum Fluss und redeten.

Ernst sprach deutsch, weil er zuhause in der Ukraine in deutschem Dorf vier Jahre Deutsche Schule besucht hat. 

Aber unterwegs mit den anderen hatte er schon viele Doerfer, wo man anders sprach, gesehen, und konnte sich auch einigermasen in anderen sprachen verstaendigen.

- Wie heist du? - fragte Ernst und hat sich auch vorgestellt:

- Ich bin Ernst. Das bedeutet "serjosnij", - sagte er.

- Elli, - sagte das Maedchen.

- Ein schoener Name, - sagte Ernst.

Dann holte er Wasser aus dem Loch im gefrorenem Fluss und ging langsam zurueck zum Haus der polnischen Familie, die den Ernst und seine Geschwister, die Oma Elisabeth und den Rest der Familie bei sich aufgenommen hat.

Das Nachbarmaedchen ging ihm hinterher.

* * *
Am Rand des Weges, den die Kinder hoch zum Dorf gingen, stand eine Bank. Auf der Bank sasen zwei Engel im Gestalt von Maennern aus dem Nachbardorf.

- Was passiert jetzt mit den Kindern? - fragte der jengere von den Engeln.

- Die gehen jeder ihres Weges. Aber wenn die Erwachsen sind, und haben ihre eigene Familie, da bekommt jeder von den ein Kind, fuer den unsere Zwillingsseelen vorgesehen sind.

Der Junge kommt hier, in diesem Dorf zu Welt, bei dem Maedchen. Und er bekommt den Namen, dass das Maedchen fuer ihn aussucht.

Das Maedchen kommt woanders zu Welt, als drittes Kind von diesem Junge. Und der Junge gibt dem Maedchen ein schoenen Namen Elli.

Beide Kinder werden ausergewoehnliche Kinder sein. Weil die Seelen fuer die beiden alt und sehr erfahren sind. Die Kinder kommen auf die Welt mit dem Bewusstsein einen Erwachsenen.

Die Sternenseelen werden ein schweres Leben haben. Aber nach vielen Jahren des Wanderns umher treffen sie sich, um den letzten Weg zusammen zu gehen...