Reuen und suehnen-2. Roman

Reuen und  s ühnen-1 - http://www.proza.ru/2015/12/08/792

Kira stieß sich vom sandigen Grund ab und schwamm zurück ans Ufer. Das Plätschern des Wassers um sie herum hatte gerade aufgehört, als sie festen Sandboden unter den Füßen spürte und ein für diese Stelle hier absolut ungewöhnliches Geräusch vernahm. In Dissonanz zu dem Rauschen der Brandung und dem Schreien der Möwen brummte ein Motor. Kira blickte sich verärgert um und gewahrte ein Auto. Das fuhr langsam über den feuchten Sand, und eine heranwogende Welle leckte langzüngig an dessen Rädern. Kira kannte sich mit Automarken wenig aus, aber einen einheimischen Wagen unterschied sie sehr wohl von einem ausländischen. Noch wußte sie ihre innere Unruhe nicht zu deuten, als sie im Wageninnern unverkennbar ein paar junge Männer ausmachte. In der Stadt gab es immer mehr solcher Autos, doch war allen bekannt, wer damit herumfuhr. Das Zusammentreffen mit diesen „coolen Typen“ hier dürfte nichts Gutes verheißen. Beiläufig glitt ihr Blick an dem Schlitten entlang. Hastigen Schritts ging sie zu ihrem Platz am Felsen und warf sich das große Strandtuch über die Schultern. Hinter ihr klappten leise Autotüren, Kira drehte sich blitzschnell um. Vier standen am Auto, der fünfte war hinterm Lenkrad sitzen geblieben. Mit einem Bein auf dem Sand fläzte er gegen die Rückenlehne des Fahrersitzes und nahm seelenruhig – geradezu in Zeitlupentempo – eine Zigarette aus der Schachtel, worin für Kira etwas lag, das ihr Herzklopfen verursachte. Sie hatte Mühe, sich zu beruhigen. In dem Moment kommt Sergej aus dem Wasser, geht auf die Typen zu, als wären es seine Bekannten.
„Grüßt euch, Männer!“. Sergej lächelte wohlwollend: „Grüß dich, Gleb“.
„Grüß dich“, antwortete für alle der kurzgeschorene Kraftprotz im T-Shirt, das sein nicht unansehnliches Muskelspiel dem Auge des Betrachters freigab.
„Wie ist das Wasser?“
„So, wie es sein muß.“
„Wolltest du schon gehn?“
„Ja, macht ihr es euch bequem, wir wollt'n grad gehn.“
„Ist das da deine?“, fragte der mit einer Kopfbewegung in Kiras Richtung.
„Meine Frau.“
„Oh, das ist gut. Geh du nur voraus, sie soll aber noch ein bißchen mit uns baden.“
„Du hast ja 'nen komischen Humor. Wo soll denn die Stelle zum Lachen sein?“
„Kommste nicht selber drauf, hm? Hast wohl auch mitm Hirn Probleme, nicht nur mitm Humor?“, wollte ihm Katsch;k der Springer auf die Sprünge helfen.
„Troll dich, sonst machen wir dir Beine. Ich kann kaum noch an mich halten vor lauter Sehnsucht nach deiner Langbeinigen.“
Sergej sah zu Gleb hinüber im Auto, in der Hoffnung, er möge seine Spaßvögel besänftigen. Der zog nur schweigend an seiner Zigarette.
„Du bist doch kein Abschaum, Gleb!“
„Geh uns nicht auf die Nerven.“
Einer der Kerle legte seine Hand auf Sergejs Schulter.
„Von dir wollen wir doch gar nichts. Mit Schwulen haben wir's nicht. Hau endlich ab, geh uns nicht aufn Sack!“ „Mach die Fliege!“
Sergej schlug als erster zu. Denn ihren Augen hatte er klar angesehen, hier würde er nichts zu verlieren haben. Katschok flog durch die Luft und landete im Sand. Zwei andere stürzten sich auf Sergej. Kira war entgangen, was sie am Auto miteinander geredet hatten. Alles ging so schnell, daß sie einige Sekunden verdutzt dastand. Dann trieb sie instinktiv eine unbestimmte Kraft zu Sergej hin. Sich ganz vergessend, erwischte sie einen bei den Haaren, riß ihn herum und staunte nicht schlecht über dessen Aufschrei. Ein Schlag gegen die Brust ließ sie zurückweichen. Schmerz fühlte sie in dem Moment nicht. Sie wollte sich gerade auf den nächsten stürzen, als sie jemand von hinten packte und derart in den Schwitzkasten nahm, daß sie schwer atmete.
„Laß mich los“, zerrte Kira an ihm. „Laß los, du Bestie!“
„Was strengst du dich denn so an, Süße?“, hörte sie eine lachende Stimme direkt an ihrem Ohr. „Och, hast du ein Temperament.“
Vor langer Zeit, noch in der Schule, war Sergej in einen Strudel allgemeiner Begeisterung für Kampfsportarten geraten. Zusammen mit einem Freund ging er in die Sektion Faustkampf. Der Freund gab wenig später auf. Aber Sergejs Begeisterung legte sich erst nach drei Jahren. Die Griffe, die Fertigkeiten – eingeübt bis zum Automatismus – blieben ihm sein Leben lang erhalten. Und nicht nur einmal erinnerte sich Sergej an seinen Trainer mit Dankbarkeit.
Jetzt wich er geschickt den Faustschlägen seiner Gegner aus und war sich sicher, ohne weiteres mit ihnen fertig zu werden. Die stellten für ihn keine Gefahr dar. Allerdings zwei andere. Sergej war bemüht, sie im Auge zu behalten. Gleb würde sich wohl kaum zu einer Prügelei herablassen, es sei denn, er wolle sich ein bißchen warmmachen. Was aber hatte er von dem kleinen wendigen, drahtigen schlitzäugigen Kerl zu erwarten? Der stand ganz entspannt da. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts. Er blickte finster drein. Entweder wartete er einfach ab, oder er taxierte seine Rivalen.
„Gleb, laß uns in Ruhe! Du bist doch kein Unmensch!“
Da trat der Mongole lässig ein paar Schritte vom Auto weg und kam näher. Sergej versuchte äußerste Konzentration zu wahren, vermochte dem blitzartigen Fußtritt ins Gesicht jedoch nicht auszuweichen. Er wurde mit Wucht gegen das Auto geschleudert, stürzte zu Boden und versank im Dunkel völliger Bewußtlosigkeit.

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